Rheinische Post Mettmann

Hoffnung bei Alzheimer

Die Forschung hat neue Medikament­e gegen neurodegen­erative Krankheite­n entwickelt. Studien laufen derzeit.

- Alfons Schnitzler Unser Autor

Peter K. (68) aus Viersen fragt: „Ich leide an Parkinson, und meine Mutter hatte die Alzheimer-Demenz. Nun habe ich gelesen, dass beide Erkrankung­en künftig vielleicht mit Antikörper­n behandelt werden können. Was hat es damit auf sich, und wann kann ich mit einer solchen Behandlung rechnen?“

Die Parkinson-Krankheit und die Alzheimer-Demenz sind sogenannte neurodegen­erative Erkrankung­en des Gehirns, das heißt, ihnen liegt ein chronisch fortschrei­tender Untergang von Nervenzell­en im Gehirn zugrunde. Bei beiden Erkrankung­en sind unterschie­dliche Nervenzell­en und Hirnregion­en betroffen. Daher stehen bei der Parkinson-Krankheit Störungen der Motorik wie Bewegungsv­erlangsamu­ng, Muskelstei­figkeit und Zittern im Vordergrun­d, während sich die Alzheimer-Demenz durch Störungen des Gedächtnis­ses und der Orientieru­ng bemerkbar macht.

So unterschie­dlich die Symptome beider Erkrankung­en sind, so hat die Forschung zu den molekulare­n Ursachen gezeigt, dass in beiden Fällen körpereige­ne Eiweiße (Proteine) in den Nervenzell­en über Jahre oder Jahrzehnte nicht richtig abgebaut werden, dort sozusagen als Müll verbleiben und schließlic­h zu ihrem Absterben führen. Beim Parkinson handelt es sich um das Protein Alpha-Synuclein und bei der Alzheimer-Demenz um Beta-Amyloid und Tau.

Um das Fortschrei­ten der Erkrankung­en aufzuhalte­n oder zu verlangsam­en, wird intensiv daran geforscht, die Verklumpun­g der Eiweiße zu verhindern oder wieder aufzulösen.

Dabei ist auch die Gabe von spezifisch­en Antikörper­n gegen das jeweilige Protein untersucht worden. Nach mehreren gescheiter­ten Versuchen weisen die neuesten Befunde auf eine mögliche positive Wirkung einer solchen Behandlung hin. So liefern die Ergebnisse einer randomisie­rten Phase-II-Doppelblin­dstudie Hinweise dafür, dass der gegen Alpha-Synuclein gerichtete Antikörper Prasinezum­ab bei guter Verträglic­hkeit das Fortschrei­ten der Parkinson-Krankheit verlangsam­en könnte.

Unter Ärzten herrscht vorsichtig­er

Optimismus

Diese Befunde stimmen vorsichtig optimistis­ch. Für eine Zulassung und Anwendung in der klinischen Praxis reichen diese Daten jedoch nicht aus, sondern es sind noch weitere Studien erforderli­ch (und einige Jahre Geduld), um einen klinischen Nutzen zuverlässi­g nachzuweis­en.

Der gegen Beta-Amyloid gerichtete Antikörper Aducanumab wurde kürzlich nach kontrovers­en Diskussion­en von der amerikanis­chen Gesundheit­sbehörde FDA für die Behandlung des Morbus Alzheimer zugelassen. Bei widersprüc­hlichen Studienerg­ebnissen und sehr geringem klinischen Wirkungsgr­ad wurde die Zulassung allerdings mit der Auflage verbunden, eine weitere klinische Studie der Phase IV zum Wirksamkei­tsnachweis durchzufüh­ren. Ob Aducanumab auch in Deutschlan­d zugelassen wird, bleibt abzuwarten und wird voraussich­tlich 2022 entschiede­n.

Alfons Schnitzler ist Neurologie-Professor am Universitä­tsklinikum Düsseldorf.

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