Licht und Schatten der Düssel
Die Ruff-Schülerin Ira Vinokurova stellt in der Galerie von Clara Maria Sels aus.
DÜSSELDORF Seit 1997 lebt Ira Vinokurova (Jahrgang 1975) aus Kaliningrad in Düsseldorf, seit 2016 wandert sie an der Düssel entlang, macht Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die sie nun in der Galerie Clara Maria Sels zeigt. Während ihrer Ferien wurde sie von der Nachricht überrascht, was für ein Unheil der sonst so idyllische Fluss angerichtet hat.
„Die Fotos kann ich nicht ändern. Aber die Serie ist noch nicht komplett abgeschlossen. Ich mache sie weiter“, sagt Vinokurova: „Mein Thema bleibt die Natur im urbanen Raum. Nicht ich muss umdenken, sondern die Menschen müssen es. Sie sollten noch viele grüne Flächen schaffen, damit so eine Katastrophe nicht mehr passiert. Die Düssel muss weiter renaturiert werden, denn nur so halten Natur und zivilisierte Welt in Balance.“
Die Meisterschülerin von Thomas Ruff liebt den Fluss von der Quelle in Wülfrath bis zur Mündung in den Rhein am alten Hafen. „Die Düssel hat mir Düsseldorf geöffnet“, sagt sie. Sie werde sie weiter mit all den Lichtreflexen und Schattenspielen aufspüren. Auch der Titel der Serie wird bleiben: „River knows“meint die Natur, die genauso viel wisse wie der Mensch, wenn nicht sogar mehr.
Diesen Respekt vor der Natur findet die Künstlerin an „ziemlich vielen Stellen. Mich interessiert die urbane Natur. Davon gibt es auch weiterhin mehr Stellen, als man denkt, nur muss man sie entdecken.“Ihre Galeristin meint gar, die Düssel sei für Vinokurova ein „geistiges Wesen“.
Die Fotokünstlerin arbeitet mit einer analogen Rolleiflex. Die Negative zieht sie per Hand in der Dunkelkammer in kleiner Auflage auf Barytpapier ab. Die Bilder wirken malerisch und abstrakt zugleich, muten glasklar wie das Wasser an, zuweilen aber auch geheimnisvoll.
Auf die Atmosphäre in der Umgebung legt die Fotografin viel Wert, selbst wenn der Blick wie bei ihrem Lehrer eher distanziert ist. Sie fotografiert vielfach von einer Brücke oder einer höhergelegenen Straße aus. Sie bevorzugt Standorte, wo die Blätter über dem Wasser schaukeln und sich darin spiegeln, denn dann hat sie die Schärfe von oben auf die Situation und die schattige Unbestimmtheit auf der Talsohle.