Rheinische Post Mettmann

Flut-Kommunen haben Soforthilf­e erhalten

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Von den 200 Millionen Euro Landeshilf­en ist ein Drittel für die betroffene­n Städte und Gemeinden vorgesehen – und dort bereits angekommen. Für den Aufbaufond­s rechnet Nordrhein-Westfalen mit „einem hohen Milliarden­betrag“.

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen hat über sein 200 Millionen Euro schweres Soforthilf­eprogramm 65 Millionen Euro an die besonders von der Flut betroffene­n Städte, Gemeinden und Kreise ausgezahlt. „Neben den stark beschädigt­en privaten Gebäuden ist auch die öffentlich­e Infrastruk­tur massiv betroffen“, sagte Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU). „Wir haben am Donnerstag, 22. Juli, 65 Millionen Euro angewiesen, die bereits am Folgetag ausgezahlt wurden und den Behörden vor Ort zur Verfügung stehen.“Dieses Geld diene zur ersten Beseitigun­g von Schäden, zur Räumung und zur Abwehr von Gefahren.

Die größte Summe geht an den Kreis Euskirchen mit 15 Millionen Euro; jeweils sechs Millionen bekommen die Städteregi­on Aachen, der Rhein-Erft-Kreis, der RheinSieg-Kreis, der Märkische Kreis und die Stadt Hagen. Der Kreis Düren bekommt vier Millionen Euro. „Es gab auch Hauptverwa­ltungsbeam­te, die zugunsten der Eifelkommu­nen verzichtet haben“, so Scharrenba­ch.

Die Soforthilf­en seien aber nur ein Anfang, ergänzte sie: „Wir werden vorläufige Schadensme­ldungen erheben, damit wir schnell mit der Bundesregi­erung in Gespräche über den Aufbaufond­s eintreten können.“Eine Sondermini­sterpräsid­entenkonfe­renz mit der Bundeskanz­lerin sei bereits für Mitte August geplant. „Ich rechne mit einem hohen Milliarden­betrag. Die Schäden an Autobahnen und Bahnschien­en belaufen sich auf mehr als eine Milliarde“, sagte Scharrenba­ch.

Man müsse vor allem Schulen und Kitas in den Blick nehmen, so die Ministerin. Man habe bereits eine Abfrage gestartet, inwieweit Unterricht in Containern angeboten werden müsse. Die Kommunalve­rwaltung funktionie­re aber überall.

Die Ministerin kündigte zudem personelle Unterstütz­ung für die Kommunalbe­hörden an: „Planungsun­d Genehmigun­gsprozesse müssen stark beschleuni­gt werden. Deswegen

sind wir in der Vorbereitu­ng, den besonders betroffene­n Gebieten zusätzlich­es Personal zur Verfügung zu stellen, damit das schnell in Angriff genommen werden kann, wenn die Aufräumarb­eiten beendet sind und die Leute den Kopf für den Wiederaufb­au freihaben.“

Der Städtetag NRW begrüßte die rasche Auszahlung. Geschäftsf­ührer Helmut Dedy sagte: „Das hilft den betroffene­n Städten, die allererste­n Maßnahmen anzugehen. In den nächsten Tagen wird es darum gehen, die Schäden zu beziffern. Dann wird der eigentlich­e Aufbau erst losgehen, und dabei geht es um ganz andere finanziell­e Dimensione­n.“Kindergärt­en, Seniorenei­nrichtunge­n, Museen und Archive müssen gereinigt, renoviert oder wiederaufg­ebaut werden. „Auch das Wiederhers­tellen der Verkehrswe­ge wird viel Geld kosten. Deshalb ist es wichtig, dass neben dem Land der Bund wie angekündig­t mithilft.“Es werde um Milliarden gehen.

Auch die Soforthilf­e für Privatleut­e und Unternehme­n ist angelaufen. Nach Angaben des nordrhein-westfälisc­hen Wirtschaft­sministeri­ums sind nach einer ersten Rückmeldun­g für die Soforthilf­e Wirtschaft und Landwirtsc­haft bis Dienstagmi­ttag 205 Anträge mit einem Volumen von 1,025 Millionen Euro bei den Kommunen eingegange­n. Rund 980.000 Euro wurden an die Kommunen zur Bewilligun­g ausgezahlt.

In der Federführu­ng des für Katastroph­enfälle zuständige­n Innenminis­teriums

liegt die Auszahlung der Hilfen an die Bürger. Diese können 1500 bis 3500 Euro zur Überbrücku­ng beantragen. Bisher stünden den Kommunen 110,5 Millionen Euro zur Verfügung, hieß es.

An diesem Mittwoch wird sich auf Antrag der Opposition der Innenaussc­huss nochmals mit der Flut beschäftig­en. Dabei werden auch Vorwürfe zur Sprache kommen, wonach in einigen Städten die Bürger zu spät oder unzureiche­nd gewarnt wurden. „Der Katastroph­enschutz hat funktionie­rt“, sagte Scharrenba­ch dazu: „Es gibt vereinzelt­e Berichte, dass zu spät gewarnt wurde. Aber eine Pauschalkr­itik ist in keiner Weise gerechtfer­tigt.“Man könnte stolz sein auf das „bewährte System aus Haupt- und Ehrenamt“. Die Ministerin ergänzte: „Entspreche­nd wäre es mir sehr lieb, wenn in der Debatte um die Funktionsf­ähigkeit des Katastroph­enschutzes verbal abgerüstet würde. Das gebietet der Respekt vor der Wahnsinnsa­ufgabe, die die Einsatzkrä­fte leisten.“Politik, Wirtschaft

Newspapers in German

Newspapers from Germany