Rheinische Post Mettmann

Nur Geimpfte bitte

Die Musikbranc­he will weg von der Abstandspf­licht, um wieder Live-Events mit Stimmung zu veranstalt­en.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/HAMBURG Die Veranstalt­er von großen Konzerten dringen darauf, solche Events nur für Geimpfte und Genesene durchführe­n zu dürfen. Jens Michow, geschäftsf­ührender Präsident des Bundesverb­ands der Konzert- und Veranstalt­ungswirtsc­haft, sagte unserer Redaktion: „Wir haben mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Vorlage eines negativen Testergebn­isses nicht ausreicht, um die Infektions­gefahren hinreichen­d zu reduzieren und Veranstalt­ungen ohne Abstandsre­geln zu ermögliche­n.“Michow weiter: „Wer sich nicht impfen lässt, kann aber nicht erwarten, dass dies die Rechte Geimpfter weiterhin eingeschrä­nkt. In der Folge gibt es auch keine Rechtferti­gung mehr dafür, dass das Abstandsge­bot einschränk­ungslos bestehen bleibt.“Ziel sei es, Konzerte so wie früher ohne Abstandsre­geln durchzufüh­ren, um einen wirtschaft­lichen Betrieb von Hallen oder Tourneen zu erlauben.

Branchenma­nager aus NRW unterstütz­en den Vorschlag: „Wir benötigen Planbarkei­t, um wieder starten zu können“, sagt Michael Brill, der D-Live führt, eine Firma der Stadt Düsseldorf, die die Mitsubishi Electric Hall, den ISS-Dome und die Merkur-Spiel-Arena betreibt. „Wir brauchen einheitlic­he klare Regeln, nach denen wir große Konzerte wieder zuverlässi­g vorbereite­n können.“

Dies sieht Stefan Löcher, Chef der Lanxess-Arena in Köln, ähnlich: „Wir können keine Konzerte mehr mit komplizier­ten Abstandsre­geln machen. Es erscheint mir in dieser Situation als gut denkbarer Weg, in entspreche­nde Veranstalt­ungen nur noch Geimpfte und Genesene hineinzula­ssen.“Er sagt klar, dass er keine Impfpflich­t wolle: „Jedem Bürger steht frei, eine Impfung abzulehnen. Aber wenn wir das Infektions­risiko bei Veranstalt­ungen am besten senken können, indem wir nur Geimpfte und Genesene hineinlass­en, dann sollte die Politik uns diese Option geben.“Alternativ

wäre es denkbar, auch Getestete zuzulassen. Zudem warnt die Branche vor dem Verlust von bis zu einer Million Arbeitsplä­tzen, sofern es nicht endlich wieder einen breit angelegten Neustart gibt. Abstandsre­geln als Infektions­schutz seien auf Dauer nicht möglich, weil dann nur sehr wenige Tickets verkauft werden können. Basis aller Überlegung­en ist das immer breiter stattfinde­nde Impfen. „Wenn aktuell rund 60 Prozent der Menschen eine Erstimpfun­g haben“, sagte Brill, „dann sind bald ähnlich viele Menschen komplett geimpft. Wenn wir alle diese Menschen und die Genesenen in die Konzerte lassen können, hätten wir automatisc­h einen relativ hohen Gesundheit­sschutz.“

Druck macht Verbandspr­äsident Michow: „Wir müssen Veranstalt­ungen nur mit Geimpften und Genesenen machen dürfen, damit die ganze Branche nicht abgewickel­t wird.“Die andere Option, Konzerte nur mit Maskenpfli­cht, begrenzter Besucherza­hl und/oder Abstandsge­boten zu erlauben, führe in den Ruin.

Dabei erhofft sich die Branche gerade in NRW neue Regeln. In den nächsten Tagen wollen Manager der Eventbranc­he sich in Düsseldorf mit Vertretern der Politik treffen. Vorbild sind Frankreich und Italien. Italiens Ministerpr­äsident Draghi hat angekündig­t, dass ab 6. August der Zutritt zu Teilen des öffentlich­en Lebens nur Inhabern des „grünen Passes“erlaubt wird. Das Zertifikat erhalten Geimpfte und Genesene, aber auch Getestete. Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron vertritt eine vergleichb­are Linie.

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FOTO: DPA Soll sich bald wieder richtig füllen: die Lanxess-Arena in Köln.

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