Nur Geimpfte bitte
Die Musikbranche will weg von der Abstandspflicht, um wieder Live-Events mit Stimmung zu veranstalten.
DÜSSELDORF/HAMBURG Die Veranstalter von großen Konzerten dringen darauf, solche Events nur für Geimpfte und Genesene durchführen zu dürfen. Jens Michow, geschäftsführender Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, sagte unserer Redaktion: „Wir haben mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Vorlage eines negativen Testergebnisses nicht ausreicht, um die Infektionsgefahren hinreichend zu reduzieren und Veranstaltungen ohne Abstandsregeln zu ermöglichen.“Michow weiter: „Wer sich nicht impfen lässt, kann aber nicht erwarten, dass dies die Rechte Geimpfter weiterhin eingeschränkt. In der Folge gibt es auch keine Rechtfertigung mehr dafür, dass das Abstandsgebot einschränkungslos bestehen bleibt.“Ziel sei es, Konzerte so wie früher ohne Abstandsregeln durchzuführen, um einen wirtschaftlichen Betrieb von Hallen oder Tourneen zu erlauben.
Branchenmanager aus NRW unterstützen den Vorschlag: „Wir benötigen Planbarkeit, um wieder starten zu können“, sagt Michael Brill, der D-Live führt, eine Firma der Stadt Düsseldorf, die die Mitsubishi Electric Hall, den ISS-Dome und die Merkur-Spiel-Arena betreibt. „Wir brauchen einheitliche klare Regeln, nach denen wir große Konzerte wieder zuverlässig vorbereiten können.“
Dies sieht Stefan Löcher, Chef der Lanxess-Arena in Köln, ähnlich: „Wir können keine Konzerte mehr mit komplizierten Abstandsregeln machen. Es erscheint mir in dieser Situation als gut denkbarer Weg, in entsprechende Veranstaltungen nur noch Geimpfte und Genesene hineinzulassen.“Er sagt klar, dass er keine Impfpflicht wolle: „Jedem Bürger steht frei, eine Impfung abzulehnen. Aber wenn wir das Infektionsrisiko bei Veranstaltungen am besten senken können, indem wir nur Geimpfte und Genesene hineinlassen, dann sollte die Politik uns diese Option geben.“Alternativ
wäre es denkbar, auch Getestete zuzulassen. Zudem warnt die Branche vor dem Verlust von bis zu einer Million Arbeitsplätzen, sofern es nicht endlich wieder einen breit angelegten Neustart gibt. Abstandsregeln als Infektionsschutz seien auf Dauer nicht möglich, weil dann nur sehr wenige Tickets verkauft werden können. Basis aller Überlegungen ist das immer breiter stattfindende Impfen. „Wenn aktuell rund 60 Prozent der Menschen eine Erstimpfung haben“, sagte Brill, „dann sind bald ähnlich viele Menschen komplett geimpft. Wenn wir alle diese Menschen und die Genesenen in die Konzerte lassen können, hätten wir automatisch einen relativ hohen Gesundheitsschutz.“
Druck macht Verbandspräsident Michow: „Wir müssen Veranstaltungen nur mit Geimpften und Genesenen machen dürfen, damit die ganze Branche nicht abgewickelt wird.“Die andere Option, Konzerte nur mit Maskenpflicht, begrenzter Besucherzahl und/oder Abstandsgeboten zu erlauben, führe in den Ruin.
Dabei erhofft sich die Branche gerade in NRW neue Regeln. In den nächsten Tagen wollen Manager der Eventbranche sich in Düsseldorf mit Vertretern der Politik treffen. Vorbild sind Frankreich und Italien. Italiens Ministerpräsident Draghi hat angekündigt, dass ab 6. August der Zutritt zu Teilen des öffentlichen Lebens nur Inhabern des „grünen Passes“erlaubt wird. Das Zertifikat erhalten Geimpfte und Genesene, aber auch Getestete. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron vertritt eine vergleichbare Linie.