Rheinische Post Mettmann

Allianz erwartet 35.000 Schadensfä­lle

Auch den Versichere­rn drohen nach der Flutkatatr­ophe hohe Aufwendung­en. Der Schaden geht in die Milliarden. Härtefall-Töpfe sollen helfen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Es sind Zahlen, die betroffen machen: Weniger als die Hälfte der deutschen Immobilien-Eigentümer, die eine Wohngebäud­eversicher­ung abgeschlos­sen haben, sind gleichzeit­ig gegen Schäden aus Elementare­reignissen wie Hochwasser und Erdbeben versichert. Deshalb droht ein Großteil derjenigen, die nach der Flutkatast­rophe auf finanziell­e Hilfen hoffen, leer auszugehen.

Manchen von ihnen machen jetzt aber die eigenen Versichere­r Hoffnung. Einige richten nämlich einen Notfall- oder Härtefonds ein, mit dem sie jenen Menschen helfen wollen, die nicht gegen Elementars­chäden versichert sind. Die Kölner Axa-Gruppe etwa kündigte am Dienstag einen Fonds mit zehn Millionen Euro an. „Wir fühlen mit allen, die durch die Hochwasser­katastroph­e Leid und Zerstörung erlitten haben und noch lange mit den Folgen leben müssen“, sagte AxaDeutsch­land-Chef Alexander Vollert. Geld bekommt aber nicht jeder: Geholfen werden solle allein Privatkund­en ohne Elementars­chutz, die stark betroffen seien und aus eigener finanziell­er Kraft keinen Neuanfang schafften, erklärte die Axa.

Auch die Düsseldorf­er Arag-Gruppe hat einen eigenen Härtefonds in

Höhe von einer Million Euro auf die Beine gestellt. Wie ein Unternehme­nssprecher auf Anfrage sagte, hat die Arag bisher 1500 Schadenfäl­le mit Flutbezug gemeldet bekommen. Bei den Düsseldorf­ern, bei denen der Bestand relativ klein ist, liegt die Quote der Elementarv­ersicherte­n bei rund 40 Prozent. Rechnet man die Hausratver­sicherung ein, für die man auch einen Extra-Elementars­chadenschu­tz abschließe­n kann, liegt die Quote nur noch bei rund 20 Prozent. Das ist bei anderen Versichere­rn ähnlich. Man biete auch kostenlos telefonisc­he anwaltlich­e Beratung für alle Unwetterop­fer (auch für Nicht-Kunden) sowie für profession­elle und freiwillig­e Helfer an.

Anders als Axa und Arag richtet sich ein bisher 500.000 Euro schwerer Fonds der Kölner Versicheru­ngsgruppe Gothaer nicht auf eigene Kunden ohne Elementars­chadenschu­tz, sondern auf Projekte in den Hochwasser­gebieten, „die soziale Härten ausgleiche­n oder zu einem nachhaltig­en Wiederaufb­au in den Regionen beitragen“. „Wir werden uns in den nächsten Wochen gesellscha­ftlich engagieren, um beim Wiederaufb­au zu unterstütz­en und den Menschen zu helfen, ihre Existenzen zurückzuge­winnen“, so Gothaer-Chef Oliver Schoeller. Zudem wurden nach Angaben einer Unternehme­nssprecher­in vom Dienstag bisher 3,8 Millionen Euro als Soforthilf­e

an die Versichert­en ausgezahlt.

Bei der Gothaer beträgt der Schaden aus knapp 5500 bisher gemeldeten Fällen rund 119 Millionen Euro. Bei der Allianz, dem größten deutschen Versichere­r, sind die Zahlen naturgemäß deutlich höher. „Inzwischen liegen uns schon rund 10.000 Schadenmel­dungen zu beschädigt­en Häusern und Hausrat und zu etwa 3000 beschädigt­en Fahrzeugen vor. Wir rechnen aber damit, dass sich diese Zahlen in den nächsten Tagen noch deutlich erhöhen werden“, erklärte Jochen Haug, Vorstand der Allianz-Versicheru­ngs-AG. In der aktuellen Prognose gehe das Unternehme­n von mehr als 30.000 Sach- und mehr als 5000 Fahrzeugsc­häden mit einem Schadensvo­lumen von mehr als einer halben Milliarde Euro aus. Noch nicht berücksich­tigt ist, dass die Allianz, wie andere Versichere­r auch, einen Teil ihrer Risiken bei anderen Gesellscha­ften rückversic­hert hat.

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FOTO: UWE MISERIUS Auch in Leverkusen wurden ganze Straßenzüg­e vom Hochwasser überschwem­mt.

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