Allianz erwartet 35.000 Schadensfälle
Auch den Versicherern drohen nach der Flutkatatrophe hohe Aufwendungen. Der Schaden geht in die Milliarden. Härtefall-Töpfe sollen helfen.
DÜSSELDORF Es sind Zahlen, die betroffen machen: Weniger als die Hälfte der deutschen Immobilien-Eigentümer, die eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen haben, sind gleichzeitig gegen Schäden aus Elementarereignissen wie Hochwasser und Erdbeben versichert. Deshalb droht ein Großteil derjenigen, die nach der Flutkatastrophe auf finanzielle Hilfen hoffen, leer auszugehen.
Manchen von ihnen machen jetzt aber die eigenen Versicherer Hoffnung. Einige richten nämlich einen Notfall- oder Härtefonds ein, mit dem sie jenen Menschen helfen wollen, die nicht gegen Elementarschäden versichert sind. Die Kölner Axa-Gruppe etwa kündigte am Dienstag einen Fonds mit zehn Millionen Euro an. „Wir fühlen mit allen, die durch die Hochwasserkatastrophe Leid und Zerstörung erlitten haben und noch lange mit den Folgen leben müssen“, sagte AxaDeutschland-Chef Alexander Vollert. Geld bekommt aber nicht jeder: Geholfen werden solle allein Privatkunden ohne Elementarschutz, die stark betroffen seien und aus eigener finanzieller Kraft keinen Neuanfang schafften, erklärte die Axa.
Auch die Düsseldorfer Arag-Gruppe hat einen eigenen Härtefonds in
Höhe von einer Million Euro auf die Beine gestellt. Wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage sagte, hat die Arag bisher 1500 Schadenfälle mit Flutbezug gemeldet bekommen. Bei den Düsseldorfern, bei denen der Bestand relativ klein ist, liegt die Quote der Elementarversicherten bei rund 40 Prozent. Rechnet man die Hausratversicherung ein, für die man auch einen Extra-Elementarschadenschutz abschließen kann, liegt die Quote nur noch bei rund 20 Prozent. Das ist bei anderen Versicherern ähnlich. Man biete auch kostenlos telefonische anwaltliche Beratung für alle Unwetteropfer (auch für Nicht-Kunden) sowie für professionelle und freiwillige Helfer an.
Anders als Axa und Arag richtet sich ein bisher 500.000 Euro schwerer Fonds der Kölner Versicherungsgruppe Gothaer nicht auf eigene Kunden ohne Elementarschadenschutz, sondern auf Projekte in den Hochwassergebieten, „die soziale Härten ausgleichen oder zu einem nachhaltigen Wiederaufbau in den Regionen beitragen“. „Wir werden uns in den nächsten Wochen gesellschaftlich engagieren, um beim Wiederaufbau zu unterstützen und den Menschen zu helfen, ihre Existenzen zurückzugewinnen“, so Gothaer-Chef Oliver Schoeller. Zudem wurden nach Angaben einer Unternehmenssprecherin vom Dienstag bisher 3,8 Millionen Euro als Soforthilfe
an die Versicherten ausgezahlt.
Bei der Gothaer beträgt der Schaden aus knapp 5500 bisher gemeldeten Fällen rund 119 Millionen Euro. Bei der Allianz, dem größten deutschen Versicherer, sind die Zahlen naturgemäß deutlich höher. „Inzwischen liegen uns schon rund 10.000 Schadenmeldungen zu beschädigten Häusern und Hausrat und zu etwa 3000 beschädigten Fahrzeugen vor. Wir rechnen aber damit, dass sich diese Zahlen in den nächsten Tagen noch deutlich erhöhen werden“, erklärte Jochen Haug, Vorstand der Allianz-Versicherungs-AG. In der aktuellen Prognose gehe das Unternehmen von mehr als 30.000 Sach- und mehr als 5000 Fahrzeugschäden mit einem Schadensvolumen von mehr als einer halben Milliarde Euro aus. Noch nicht berücksichtigt ist, dass die Allianz, wie andere Versicherer auch, einen Teil ihrer Risiken bei anderen Gesellschaften rückversichert hat.