Gastronomen frustriert über Corona-Regeln
Wirte und Einzelhändler sind besorgt, dass wieder strengere Corona-Regeln gelten. Weitere Einschränken könnten bald folgen.
DÜSSELDORF Die Rückkehr zu strengeren Corona-Regeln besorgt die Düsseldorfer Gastronomen und Händler – zumal bald weitere Einschränkungen folgen könnten. Seit Dienstag müssen die Wirte wegen der steigenden Zahl an Neuinfektionen wieder kontrollieren, ob Gäste einen Impfschutz, einen Negativtest oder eine Genesung nachweisen können. Dies gilt vorerst nur für Plätze im Innenraum. „Der Aufwand ist wirklich enorm“, beklagt Giuseppa Saitta, Gastronom, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Dehoga Nordrhein.
Darüber hinaus befürchtet Saitta wie auch andere Wirte, dass schon wieder die Gäste ausbleiben. Bei der seit Dienstag geltenden Inzidenzstufe 2 begrüße er bereits weniger Laufkundschaft, da nicht jeder spontan die Voraussetzungen erfülle, sagt Saitta. Die Gastronomen trifft auch, dass die Leute weiterhin zurückhaltend bei der Planung von Feiern sind. „Es wird nur noch mit Ausstiegsklauseln geplant“, berichtet Saitta.
Ähnliches erzählt Altstadt-Wirtin und Dehoga-Kollegin Isa Fiedler. „Das ist echt ein Alptraum“, sagt sie. Die Kontrollpflicht werde auf die Wirte abgewälzt, darüber hinaus bleibe schon jetzt wieder ein Teil der Kundschaft ihrer Kneipe Knoten vermutlich zu Hause. In der nächsten, höchsten Inzidenzstufe 3 müsste sie den Innenraum schließen und sich wieder auf Testpflicht im Außenbereich einstellen – dies würde sich in ihrer Kneipe angesichts des hohen Personalaufwands nicht lohnen, sagt Fiedler. „Die Politik muss sich fragen lassen, ob dieses System noch angemessen ist.“Zwar sei die Delta-Variante
offenbar gefährlicher, andererseits seien bereits viele Menschen geimpft. Fiedler fordert, dass auch Kriterien wie die Krankenhausbelegung stärker einfließen.
Auch Saitta spricht sich vehement dafür aus, dass nicht mehr nur auf die Inzidenz geschaut wird. Er warnt: „Es müssen ganz dringend auch andere Kriterien einfließen.“Saitta nimmt angesichts der steigenden Inzidenz bereits Stufe 3 in den Blick. „Wenn wir noch einmal schließen müssen, haben wir keine Chance mehr“.
Auch bei privaten Feiern steigt angesichts der höheren Infektionszahlen die Verunsicherung. „Ich sollte am Wochenende bei einem 40. sowie bei einem 50. Geburtstag auflegen“, sagt DJ Theo Fitsos, „beides ist abgesagt worden“. Er sei für August und September eigentlich ausgebucht, befürchtet nun jedoch einen Kahlschlag im Terminkalender.
Neben der Sorge um die vierte Welle der Pandemie spielt bei den Menschen auch die Unsicherheit eine Rolle, was überhaupt erlaubt ist. So sind Partys und ähnliche Veranstaltungen bei der Inzidenzstufe 2 nicht gestattet. Das gilt sogar auch, sollten nur Geimpfte und Genesene zugegen sein. Private Veranstaltungen im Freien mit bis zu 100 Gästen und innen mit bis zu 50 Gästen sind aber möglich. Wo ist die Grenze? Die Unterscheidung richte sich, so das Gesundheitsministerium, nach Infektionsschutzgesichtspunkten, vor allem nach dem geplanten Verhalten der Gäste. Solle zu lauter Musik getanzt werden und seien daher viele enge Kontakte ohne Mindestabstand erwartbar, handele es sich
„Irgendwann ist man nur noch verärgert, wenn immer die gleichen bestraft werden“
Karin Hammermann
um eine Party.
Die Inzidenzstufe 2 wurde ausgelöst, weil der Wert in Düsseldorf an drei aufeinanderfolgenden Tagen höher als 35 lag. Die nächste Grenze ist 50, dann würde Stufe 3 greifen. Auch im Handel würde dann wieder Testpflicht gelten. Am Dienstag lag der Inzidenzwert in Düsseldorf bei 42,6 – mit steigender Tendenz.
Wann Stufe 3 kommen könnte, hängt nicht nur von den Infektionszahlen ab. Die Stadt Solingen, die bereits in der kritischen Zone liegt, erwirkte beim Landesgesundheitsministerium am Montag eine Verlängerung der Frist, bis sie die strengeren Regeln anordnen muss.
Auch im Handel steigen die Sorgen vor den nächsten Monaten. Für Karin Hammermann, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Lorettoviertel, müssen schnellstmöglich neue Lösungen gefunden werden. Der Handel habe viele Kunden an die Online-Konkurrenz verloren, bisher sei das Geschäft nur schleppend wieder angelaufen. Nun seien erst wieder Beschränkungen – in der Inzidenzstufe 2 wird die Zahl der Kunden im Verhältnis zur Fläche eingeschränkt – und womöglich bald erneute Schließungen nicht mehr lange erklärbar. „Irgendwann ist man nur noch verärgert, wenn immer die gleichen bestraft werden.“Einen weiteren Lockdown könnten kleine Unternehmen nicht mehr stemmen, deshalb sollten Beschränkungen von verschiedenen Faktoren abhängig sein, fordert Hammermann. Sie ist etwa für eine Kopplung von Inzidenz und der Belegung der Intensivbetten.
Vorsitzende Werbegemeinschaft
Lorettoviertel