Rheinische Post Mettmann

„Bilder geben die Lage im Ahrtal nicht wieder“

Protokoll Feuerwehrl­eute aus Düsseldorf sind privat nach Bad Neuenahr gefahren, um zu helfen. Thomas Hasse berichtet vom Einsatz.

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Ich bin seit 2011 auf der Feuerwache 1 in Düsseldorf und bin normalerwe­ise nur im Stadtgebie­t im Einsatz. In Katastroph­enfällen können andere Kommunen über das Land Kräfte anfordern, dann fahren wir auch mal woanders hin – das ist bei unserem Einsatz im Ahrtal aber anders gelaufen. Den haben wir privat organisier­t, weil zwei Kollegen in Bad Neuenahr-Ahrweiler wohnen und selbst mit ihren Familien von der Flut getroffen wurden.

Wir arbeiten in 24-Stunden-Schichten, da ist es nicht ungewöhnli­ch, dass man weiter weg wohnt vom Arbeitspla­tz. Außerdem ist man dadurch recht flexibel und uns allen war schnell klar: Wir wollen helfen. An unserem freien Tag am 18. Juli sind wir dann das erste Mal mit 22 Mann nach Bad Neuenahr gefahren.

Dort haben wir die überschwem­mten und verschlamm­ten Häuser der beiden Kollegen so gut wie möglich leergeräum­t und uns ein Bild von der Lage gemacht. Das ganze Ausmaß der Katastroph­e mit eigenen Augen zu sehen, die Schicksale der Menschen, die alles verloren haben, das ist beeindruck­end. Bilder geben die Lage im Ahrtal nicht ansatzweis­e wieder. So etwas habe ich in zwölf Jahren bei der Feuerwehr noch nie gesehen. So viele Häuser, die zerstört sind, so viele Erinnerung­en, dazu die Straßen, Leitungen, Infrastruk­tur – es wird lange dauern, bis die Menschen ihr normales Leben zurück haben.

Inzwischen war ich zweimal dort, am Mittwoch geht es wieder hin. Insgesamt 140 Leute aus Düsseldorf – Feuerwehrl­eute und Freunde und Bekannte – packen regelmäßig mit an, wenn sie nicht selbst im Dienst sind. Seit dem 18. Juli waren jeden Tag Dutzende vor Ort und haben geholfen. Inzwischen haben wir uns über einen der Kollegen mit der Freiwillig­en Feuerwehr in Bad Neuenahr vernetzt und arbeiten die Einsatzlag­e ab. Darüber kommen auch viele Hilfegesuc­he. Obwohl die Kollegen vor Ort seit fast zwei Wochen rund um die Uhr arbeiten, gibt es immer noch viel zu tun. Dabei unterstütz­en wir. Bei manchen Leuten steht immer noch das Wasser im Keller oder im Haus.

Für uns ist Hilfe eine Ehrensache, Kameradsch­aft ist bei der Feuerwehr sehr wichtig. Inzwischen haben wir auch eine interne Spendenakt­ion für die Kollegen gestartet, zum Glück werden wir bei unseren Vorhaben von der Amtsleitun­g unterstütz­t. Natürlich müssen wir in erster Linie unseren Job hier machen und auch auf Erholung achten, aber durch die große Rotation gibt es eigentlich immer jemanden, der Zeit hat. Manchmal fahren neun

Flut Der Kreis Ahrweiler, in dem Bad Neuenahr-Ahrweiler liegt, wurde von der Flutkatast­rophe besonders getroffen. Die Ahr (Normalpege­l rund 50 Zentimeter) schwoll auf acht Meter an. Am Dienstag waren im Kreis 132 Tote zu beklagen, mehr als 70 Menschen wurden noch vermisst. 62 Brücken und 200 Wohnhäuser wurden zerstört.

Mann hin, manchmal mehr als 30. Die Menschen dort haben teilweise keinen Strom, kein Wasser, keine Heizung und das wird in manchen Fällen noch Monate dauern. Und dann fährt man abends wieder nach Hause, ins gemachte Nest, kann duschen und danach ins Bett. Das ist auch emotional heftig. Zum Glück reden wir untereinan­der regelmäßig darüber, ein Feierabend­bier ist bei uns sowieso obligatori­sch.

Ich finde es beeindruck­end, wie schnell sich das alles entwickelt hat. Auch von anderen Wachen kommen regelmäßig Kollegen dazu, das ist toll zu sehen. Wir sind sicherlich noch bis Ende des Jahres regelmäßig im Ahrtal. Nicht mehr ganz so oft wie jetzt, aber wir wollen uns nach dem Aufräumen auch am Wiederaufb­au beteiligen.

Protokolli­ert von Marlen Keß.

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FOTO: PRIVAT Die Düsseldorf­er Feuerwehrl­eute nach ihrem Einsatz in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Thomas Hasse ist der achte von rechts in der hinteren Reihe.

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