Ärger über die Post in Unterfeldhaus
Erst wurden Briefkästen-Leerungen gestrichen, dann die übrigen vorgezogen. Ein Ehepaar beklagt die Verschlechterung des Service. Der Post-Sprecher bittet aber um Verständnis.
ERKRATH Heinz-Peter Wohlmann ist ein engagierter Beobachter, der Dingen auf den Grund geht, oder sich, wie in diesem speziellen Fall, mit einem Leserbrief an unsere Redaktion wendet, um folgendes zu recherchieren: Warum wurden Leerungen von Briefkästen an seinem Wohnort Unterfeldhaus nicht nur gestrichen, sondern die übrig gebliebene Leerung auch noch zeitlich nach vorverlegt? Der pensionierte Diplomingenieur und seine Frau haben besonders den zentral gelegenen Kasten an der Bushaltestelle am Neuenhausplatz im Blick, auch wenn dieser durch die ihn umgebenden Hecke eingeschränkt ist: „Wurde der Briefkasten vor längerer Zeit noch um 16 Uhr und 18.15 Uhr geleert, so fiel zuerst die Leerung um 16 Uhr fort, dann wurde die einzige Leerung an Tagen mo-fr erst auf 17.45 Uhr, dann auf 17.15 Uhr, dann auf 16.45 Uhr bis jetzt schließlich auf 15.45 Uhr gelegt,“schreibt der 77-Jährige, der mit Frau und Töchtern vor 43 Jahren nach Unterfeldhaus zog. In seiner E-Mail an die Redaktion stellt er zwei Mutmaßungen für die von dem Ehepaar beklagte Verschlechterung des Service der Deutschen Post DHL Group auf. Heinz-Peter Wohlmanns erste These lautet: „Die Briefkästen werden meiner Ansicht nach auch nicht mehr von Angestellten der Deutschen Post, sondern von Subunternehmen
geleert. Es liegt also an der Deutschen Post, wie die Verträge mit den Subunternehmern gestaltet.“
Diese haben wir an den für Erkrath
zuständigen DB-Pressesprecher in Düsseldorf, Rainer Ernzer, weitergeleitet. Im Telefonat bestätigte Ernzer den ersten Teil: „Die Leerung aller rund 110.000 Kästen in Deutschland ist bereits seit Jahren an Servicepartner vergeben. Diese ist nicht der Grund für Anpassungen, die in den 10 bis 15 Jahren bei den Leerungen der Kästen vorgenommen wurden.“Vielmehr sei dies, wie es auch Wohlmann in seiner Mail vermutete, der Tatsache geschuldet, dass das Aufkommen von Briefsendungen seit Jahren rückläufig ist. „Dennoch halten wir die Anzahl der Briefkästen seit Jahren stabil. Dazu sind wir schon per Gesetz verpflichtet. Schließlich erfüllen wir einen hoheitlichen Auftrag mit dem Transport von Briefsendungen.“
Der Pressesprecher zeigte dennoch Verständnis, dass Heinz-Peter Wohlmann und seine Frau die Ausdünnung und Vorverlegung der Leerzeiten als Ärgernis empfinden. Wirbt aber bei ihnen und allen anderen Bewohnern der PLZ-Gebiete, die 40 und 42 beginnen, um Verständnis. Alle in diesem bevölkerungsreichen Gebiet verschickten Sendungen werden in das Briefzentrum Langefeld geliefert, dort maschinell sortiert und nachts auf den Weg zu ihren jeweiligen Empfängern gebracht: „Eine innerdeutsche Sendung, die in Erkrath vor der jeweiligen Leerzeit eingeworfen wird, soll im Normalfall am nächsten Tag am Empfängerort sein, ob das auf einer Hallig im Norden oder einem Dorf in den Bergen im Süden ist. Und wir reden hier von rund eine Millionen Sendungen unter der Woche, mit denen uns das in Langenfeld gelingen muss“, so der DB-Experte. „Je später und je mehr Kästen spät geleert werden, umso schwerer zu erfüllen ist dies.“
Auch der seit Jahren zunehmenden Verkehr besonders auf den Autobahnen erschwere die pünktliche Anlieferung durch die mit der Leerung beauftragten Serviceunternehmen sowie die rechtzeitige Auslieferung durch die DP-eigenen Lkw-Fahrer an dem Empfangsort.
Heinz-Peter Wohlmanns zweite Vermutung: „Die Deutsche Post ist ein Dienstleister und sollte sich auch als ein solcher verhalten. Leider verhält er sie sich nicht so, sondern ihr oberstes Ziel ist wohl nur die Gewinnmaximierung, um Vorständen und Aktionären eine hohe Dividende zu bescheren.“Pressesprecher Rainer Ernzer verweist auch hier auf den gesetzlichen Auftrag seines Arbeitsgebers. „Sicher sind auch ein Unternehmen, das wirtschaftlich agieren muss. Daher müssen wir auch immer wieder optimieren und Strukturen anpassen.“Dazu gehöre dann eben, die Vorverlegung von Leerungszeiten. Allerdings erfülle man in Erkrath die Vorgabe, dass innerhalb von 1000 Meter Entfernung der nächstgelegene Briefkasten zu finden sein müsse, überall, so Ernzer.
Im Falle des von Ehepaar Wohlmann bevorzugten Briefkastens finde sich der nächste deutlich näher an der Poststelle am Neuenhausplatz. Der Briefkaste dort wird auch erst um 17.45 Uhr geleert. Übrigens: Erkraths einziger Briefkasten, der sonntags geleert wird, befindet sich an der Baviertraße 1 in Alt-Erkrath. Allerdings müssen Sendungen dort vor der Leerzeit um 9 Uhr eingeworfen werden.