Neuer Pfarrer kommt nicht: Er heiratet
Sebastian Lambertz sollte zum 1. September die Leitung der katholischen Gemeinden in Hilden und in Haan übernehmen. Er hat den Kölner Erzbischof gebeten, ihn vom priesterlichen Dienst zu entbinden, weil er heiraten möchte. Kardinal Woelki hat diesem Wunsc
HILDEN/HAAN Sebastian Lambertz (Jahrgang 1981) hat in einem ausführlichen Brief an die Gemeindemitglieder für die Seelsorgebereiche Neuss – rund um die Erftmündung und Neusser Süden (Proklamandum) seinen Entschluss erläutert. Vor acht Jahren habe er dem Bischof Ehrfurcht, Gehorsam und ein Leben in Ehelosigkeit versprochen – „aus der tiefen Überzeugung meines Herzens“. Jetzt schaue er auf ein „Jahr der Prüfung“zurück. In vielen Gesprächen und im Gebet habe er erkennen müssen, „dass ich mein damals gegebenes Versprechen nicht halten möchte“. Er sei zu der Erkenntnis gelangt, „dass der Herr mich zu etwas Anderem beruft“: „Ich habe deshalb Kardinal Woelki gebeten, mich vom priesterlichen Dienst zu entbinden. Ich danke ihm sehr für die väterliche Sorge, mit der er mir im Gespräch begegnet ist und dem Generalvikar und den Personalverantwortlichen für die gute Begleitung in den vergangenen Wochen. Meine Liebe zur Kirche ist ungebrochen.“
Lambertz schreibt, er habe sich in den vergangenen Wochen geprüft und erkannt, dass er sein Zölibat-Versprechen nicht halten möchte. Er habe in der Verkündigung immer Wert darauf gelegt, Menschen zur Wahrhaftigkeit zu ermutigen: „Das gilt auch für mich selbst, ich möchte vor Gott wahrhaftig leben.“Deshalb sei er auch nicht bereit, sich zu verstecken, mit dem was er empfinde und als richtig erkannt habe. Er ahne, dass er Menschen, die ihm viel bedeuten, mit seiner Entscheidung enttäusche: „Für jede empfundene Verärgerung und Enttäuschung bitte ich Euch aufrichtig um Verzeihung!“
Sebastian Lambertz wendet sich auch an alle in den Gemeinden in Hilden und Haan: „Die Sie bis heute davon ausgingen, dass ich ab Herbst ihr neuer Pastor würde, ahne ich die Enttäuschung und bitte von Herzen um Verzeihung und Verständnis.“
Erzbischof Kardinal Woelki bedauere die Entscheidung von Sebastian Lambertz sehr, teilt Ursula Zöllner, Stellvertretende Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Generalvikariat, mit. „Von ganzem Herzen dankt er (der Erzbischof) ihm für seinen engagierten, treuen und authentischen Dienst als Priester in den vielfältigen Aufgaben unseres Erzbistums. Dass Kaplan Sebastian Lambertz zukünftig nicht mehr als Priester in unserem Erzbistum (...) wirken kann, macht uns betroffen und traurig, und gleichzeitig haben wir auch Verständnis für seine Entscheidung.“
Als diese Nachrichten in den Gottesdiensten am Samstag und Sonntag von der Kanzel verkündet wurden, seien viele Zuhörer geschockt und fassungslos gewesen, berichten Augenzeugen. Auf der Homepage der katholischen Gemeinden St. Jacobus und St. Chrysanthus und Daria war bis Dienstagmittag dazu kein Wort zu finden. Kaplan Sven Thomsen äußerte sich erst auf Anfrage der RP: „Für uns als Pfarrgemeinden, die auf Sebastian Lambertz als neuen leitenden Pfarrer gehofft hatten, ist das eine neue Herausforderung, die uns mitten in den Sommerferien ereilt. In den kommenden Wochen ist es nun die Aufgabe des Pastoralteams, gemeinsam mit den Gremien und Vertretern des Generalvikariats zu überlegen, was diese neue Situation für uns als Kirchengemeinden bedeutet und wie wir mit ihr umgehen möchten und können. Dabei sind wir gemeinsam mit unserem Erzbischof
sehr dankbar, dass Monsignore Christoph Biskupek (Pfarrer in Erkrath; Anmerkung der Redaktion) sich bereit erklärt hat, weiterhin die Aufgabe des Pfarrverwesers zu übernehmen und so die weitere Zeit der Vakanz der Stelle des leitenden Pfarrers im Sendungsraum Hilden/Haan zu begleiten. Herrn Lambertz wünschen wir von Herzen Gottes Segen für seinen nun neu beginnenden Lebensabschnitt.“
Als die Berufung von Sebastian Lambertz im Januar bekannt wurde, war die Freude in den beiden Gemeinden St. Jacobus (Hilden) und St. Chysanthus und Daria (Haan) groß. Im Februar 2019 war Reiner Nieswandt als Pfarrer von St. Chrysanthus und Daria Haan und St. Jacobus Hilden nach acht Jahren überraschend zurückgetreten. Seitdem sind beide Gemeinden ohne Pfarrer. Weil der katholischen Kirche in Deutschland die Priester ausgehen, werden immer mehr Gemeinden zusammengelegt.
Dieser Prozess begann schon vor mehr als zehn Jahren. Der Kölner Erzbischof Meisner löste ab 2010 die bis dahin selbstständigen Gemeinden St. Jacobus, St. Konrad und St. Marien in Hilden auf und fusionierte sie zu der Großpfarre St. Jacobus. Das war die Aufgabe von Monsignore Ulrich Hennes. 2015 wechselte er nach Düsseldorf. Weil sich kein Nachfolger fand, bat der Erzbischof im September 2016 Pfarrer Reiner Nieswandt, neben dem Seelsorgebereich Haan/Gruiten auch noch Hilden zu leiten.