Rheinische Post Mettmann

Entspannt ohne E-Scooter

- Christian Sanner Meerbusch Peter Cremerius Düsseldorf

also aus östlicher Wahrnehmun­g das Politikver­sagen Berlins. Die Wirtschaft weitgehend als Ableger von Westbetrie­ben und das Fehlen von Mittelstan­d und Familienbe­trieben markieren diese Defizite. Vier Millionen Abwanderun­gen in den Westen, insbesonde­re junger Menschen, sprechen eine eigene Sprache. Daher auch der Unterschie­d im BIP. Dass sich die Zurückblei­benden vielfach als Verlierer fühlen, ist für mich in vielen Kontakten und Aktivitäte­n im Osten nachvollzi­ehbar. Ich wage im Übrigen auch nicht vorherzusa­gen, wie die westdeutsc­he Gesellscha­ft reagieren wird, wenn ihren – im Wesentlich­en im gewerblich­en Bereich – Beschäftig­ten die Perspektiv­e entzogen würde. Also bitte differenzi­eren. Skepsis nicht am System, sondern an der Umsetzungs­leistung der Politik! Eine Kassandra aus Berlin brauchen wir nicht, sondern Politiker, die Wirtschaft verstehen und danach handeln.

Zu „CDU: E-Scooter-Verbot hilft der Umwelt“(RP vom 13. Juli): Kürzlich waren wir einige Tage zu Besuch in Leipzig. Nach kurzer Zeit in der Innenstadt fällt auf, dass der Verkehr recht entspannt vonstatten geht. Und dann wird klar: Hier gibt es keine E-Scooter. Eine Recherche im Internet ergibt: Die Stadt Leipzig hat von Anfang an sehr sinnvolle Vorgaben an mögliche Betreiber gemacht. Die wichtigste davon ist: Scooter dürfen nicht überall abgestellt werden, sondern nur an vereinbart­en Abstellpun­kten. Und da es keine Betreiber gibt, die sich an solche Regeln halten wollen, gibt es auch keine Elektrosco­oter in Leipzig. Viele andere Städte hoffen auf die Kooperatio­nsbereitsc­haft der Betreiber und lassen sich nach Belieben am Nasenring durch die Arena ziehen. Schauen wir mal, wie viele schwerer Unfälle und wie viele versenkter Scooter im Rhein es noch bedarf, bis unsere Stadträte die Nase endlich voll haben.

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