Gastronomie „Im kühlen Grunde“soll bleiben
Die Eigentümer wollen das traditionsreiche Gasthaus an der Stadtgrenze zwischen Haan und Erkrath umfassend sanieren – und räumen mit Gerüchten über ein Ende des Restaurantbetriebs auf.
HAAN/ERKRATH Auf einem weißen Streifen zwischen Erd- und Obergeschoss ist in Frakturschrift noch immer zu lesen: „Gastwirtschaft „im kühlen Grunde von Jakob Pabst“. Der hatte im idyllisch gelegenen Haus mit seiner Fassade aus rotbraunen Ziegeln im Jahr 1905, ein Jahr nach der Grundsteinlegung, eine Kantine für die Arbeiter des nahegelegenen Kalksteinbruchs eingerichtet – und damit eine bis heute währende Gastronomie-Tradition begründet.
Dass die vielleicht bald Geschichte sein könnte, besagte zuletzt ein Gerücht, das in der Umgebung des Lokals die Runde machte. In der Abteilung Erkrath des Bergischen Geschichtsvereins war sogar von einem „einschneidenden Ereignis“die Rede: „Im kühlen Grunde“sei schließlich die „einzige, ideal gelegene Gaststätte im Düsseltal“, für die weit und breit kein Ersatz vorhanden sei, hieß es da. Wohnungen, so die Vermutung, sollten an Stelle des Gastbetriebs rücken.
„Wir werden oft auf dieses Thema angesprochen“, erzählt Mit-Eigentümer Maximilian Vierneisel. Dabei könne von einer Aufgabe der Gastronomie
überhaupt keine Rede sein. „Ich bin hier schon als Kind herumgelaufen“, verrät Vierneisel und betont: „Wir sind uns der Geschichte dieses Hauses absolut bewusst und wollen es erhalten.“Mit seinen Eltern Achim und Heike hatte Maximilian Vierneisel das Gebäude im Jahr 2018 kurz vor der Zwangsversteigerung gekauft. Die frühere Eigentümerin Hildegard Schulte hatte die Gaststätte jahrzehntelang selber betrieben und dann an einen Pächter überantwortet. „Sie war die Seele des Gebäudes“, sagt Heike Vierneisel.
Im Jahr 2019 verpachete die neue Eigentümerfamilie das Gasthaus. „Ohne Corona wäre alles ganz
Besitzer toll gewesen“, resümiert Pächterin Claudia Gruner. „Wunderschön“findet die gelernte Köchin das Restaurant, das erste, das sie federführend betreibt, und über dem sie auch selbst wohnt. Was die Gerüchteküche angeheizt hat: In diesem Jahr endet das Engagement. Zum 30. Juni haben die Eigentümer den Pachtvertrag gekündigt, freilich mit der Option auf eine Verlängerung bis zum Ende der Sommersaison.
Die Vierneisels wollen künftig selbst in den oberen Etagen des Hauses wohnen. Das Gebäude wollen sie grundlegend sanieren – und zwar vom Keller bis zum Dach: Die alte Ölheizung weicht einer LuftWärme-Pumpe, viele neue Leitungen müssen verlegt, die Wände gedämmt, mehrere Räume umgebaut werden.
Der etwas deplaziert wirkende Anbau aus den 70er Jahren soll sich künftig harmonischer an die übrige Bausubstanz anpassen. Das alles wird Monate dauern – im Idealfall wäre wohl Ende das Jahres alles vorbei. „Und in der Zwischenzeit wäre ein Gastronomiebetrieb einfach nicht möglich“, erklärt Maximilian Vierneisel.
Wenn aber alle Arbeiten erledigt sind, sollen entgegen aller Unkenrufe wieder Gäste „Im kühlen Grunde“bewirtet werden – und mitunter sogar übernachten: „Zwei bis drei kleine Appartements“als Unterkunft etwa für Wanderer wollen die Vierneisels im Gebäudekomplex einrichten.
Die Gastronomie solle eine Anlaufstelle für Dorfbewohner und Touristen bleiben – mit saisonaler und regionaler Küche. Dafür suchen die Vierneisels einen neuen Pächter. In Richtung von Claudia Gruner stellt Heike Vierneisel klar: „Wir wünschen ihr alles Gute.“Gruner wiederum will in der Region bleiben – und möglichst bald wieder ein eigenes Restaurant führen.
„Wir sind uns der Geschichte dieses Hauses absolut bewusst und wollen es erhalten“Max Vierneisel