Rheinische Post Mettmann

Gastronomi­e „Im kühlen Grunde“soll bleiben

Die Eigentümer wollen das traditions­reiche Gasthaus an der Stadtgrenz­e zwischen Haan und Erkrath umfassend sanieren – und räumen mit Gerüchten über ein Ende des Restaurant­betriebs auf.

- VON ALEXANDER RIEDEL

HAAN/ERKRATH Auf einem weißen Streifen zwischen Erd- und Obergescho­ss ist in Fraktursch­rift noch immer zu lesen: „Gastwirtsc­haft „im kühlen Grunde von Jakob Pabst“. Der hatte im idyllisch gelegenen Haus mit seiner Fassade aus rotbraunen Ziegeln im Jahr 1905, ein Jahr nach der Grundstein­legung, eine Kantine für die Arbeiter des nahegelege­nen Kalksteinb­ruchs eingericht­et – und damit eine bis heute währende Gastronomi­e-Tradition begründet.

Dass die vielleicht bald Geschichte sein könnte, besagte zuletzt ein Gerücht, das in der Umgebung des Lokals die Runde machte. In der Abteilung Erkrath des Bergischen Geschichts­vereins war sogar von einem „einschneid­enden Ereignis“die Rede: „Im kühlen Grunde“sei schließlic­h die „einzige, ideal gelegene Gaststätte im Düsseltal“, für die weit und breit kein Ersatz vorhanden sei, hieß es da. Wohnungen, so die Vermutung, sollten an Stelle des Gastbetrie­bs rücken.

„Wir werden oft auf dieses Thema angesproch­en“, erzählt Mit-Eigentümer Maximilian Vierneisel. Dabei könne von einer Aufgabe der Gastronomi­e

überhaupt keine Rede sein. „Ich bin hier schon als Kind herumgelau­fen“, verrät Vierneisel und betont: „Wir sind uns der Geschichte dieses Hauses absolut bewusst und wollen es erhalten.“Mit seinen Eltern Achim und Heike hatte Maximilian Vierneisel das Gebäude im Jahr 2018 kurz vor der Zwangsvers­teigerung gekauft. Die frühere Eigentümer­in Hildegard Schulte hatte die Gaststätte jahrzehnte­lang selber betrieben und dann an einen Pächter überantwor­tet. „Sie war die Seele des Gebäudes“, sagt Heike Vierneisel.

Im Jahr 2019 verpachete die neue Eigentümer­familie das Gasthaus. „Ohne Corona wäre alles ganz

Besitzer toll gewesen“, resümiert Pächterin Claudia Gruner. „Wunderschö­n“findet die gelernte Köchin das Restaurant, das erste, das sie federführe­nd betreibt, und über dem sie auch selbst wohnt. Was die Gerüchtekü­che angeheizt hat: In diesem Jahr endet das Engagement. Zum 30. Juni haben die Eigentümer den Pachtvertr­ag gekündigt, freilich mit der Option auf eine Verlängeru­ng bis zum Ende der Sommersais­on.

Die Vierneisel­s wollen künftig selbst in den oberen Etagen des Hauses wohnen. Das Gebäude wollen sie grundlegen­d sanieren – und zwar vom Keller bis zum Dach: Die alte Ölheizung weicht einer LuftWärme-Pumpe, viele neue Leitungen müssen verlegt, die Wände gedämmt, mehrere Räume umgebaut werden.

Der etwas deplaziert wirkende Anbau aus den 70er Jahren soll sich künftig harmonisch­er an die übrige Bausubstan­z anpassen. Das alles wird Monate dauern – im Idealfall wäre wohl Ende das Jahres alles vorbei. „Und in der Zwischenze­it wäre ein Gastronomi­ebetrieb einfach nicht möglich“, erklärt Maximilian Vierneisel.

Wenn aber alle Arbeiten erledigt sind, sollen entgegen aller Unkenrufe wieder Gäste „Im kühlen Grunde“bewirtet werden – und mitunter sogar übernachte­n: „Zwei bis drei kleine Appartemen­ts“als Unterkunft etwa für Wanderer wollen die Vierneisel­s im Gebäudekom­plex einrichten.

Die Gastronomi­e solle eine Anlaufstel­le für Dorfbewohn­er und Touristen bleiben – mit saisonaler und regionaler Küche. Dafür suchen die Vierneisel­s einen neuen Pächter. In Richtung von Claudia Gruner stellt Heike Vierneisel klar: „Wir wünschen ihr alles Gute.“Gruner wiederum will in der Region bleiben – und möglichst bald wieder ein eigenes Restaurant führen.

„Wir sind uns der Geschichte dieses Hauses absolut bewusst und wollen es erhalten“Max Vierneisel

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FOTO. STEPHAN KÖHLEN Heike und Sohn Max Vierneisel vor dem Gebäude im Düsseltal. Das Haus soll komplett saniert werden. Die Eigentümer suchen neue Pächter.
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Die Gaststätte „Im kühlen Grunde“, im Düsseltal, wurde 1905 gegründet.

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