Rheinische Post Mettmann

Erste „gute Gespräche“über Schwarz-Grün

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

In Düsseldorf kommt es drei Tage nach der Wahl zum ersten Treffen von CDU und Grünen. Wer ist neben Wüst und Neubaur dabei? Ein Überblick.

DÜSSELDORF Im Westdeutsc­hen Handwerksk­ammertag haben sich Vertreter von CDU und Grünen erstmals getroffen. „Es war ein erstes gutes Gespräch in einem guten Geist – und jetzt gehen wir damit in die Gremien der Parteien, um alles Weitere zu beraten“, sagte Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) nach dem knapp zweistündi­gen Treffen. Ähnlich äußerte sich Grünen-Spitzenkan­didatin Mona Neubaur: Die Ergebnisse des Gesprächs würden nun in den Parteien ausgewerte­t. Wir stellen die Teilnehmer vor:

Hendrik Wüst Der Ministerpr­äsident hat das Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Kontrahent­en Thomas Kutschaty deutlich für sich gewonnen. Zwar verkündete er, dass er mit allen demokratis­chen Parteien reden wolle. Doch im Landesvors­tand heißt es dazu, die Gespräche mit SPD und FDP dürften wohl kurz ausfallen. Der Münsterlän­der Wüst ist seit Oktober 2021 im Amt. Er hat schon im Wahlkampf immer wieder den Grünen Entgegenko­mmen signalisie­rt – etwa in Sachen Braunkohle­ausstieg oder dem Ausbau der erneuerbar­en Energien.

Mona Neubaur Ungewöhnli­ch in sich gekehrt wirkte die Grünen-Landeschef­in, als sie am Wahlabend mit ihrer Entourage über die Flure des Landtags eilte. Beobachter konnten den Eindruck bekommen, Neubaur habe die Wahl verloren. Dabei ist es der Parteivors­itzenden, die in ihrem Leben noch kein politische­s Mandat besessen hat, gelungen, das Wahlergebn­is von 2017 zu verdreifac­hen. Mit einem realpoliti­schen Kurs hat sie es zudem geschafft, Vorbehalte im Wirtschaft­slager abzubauen.

Bodo Löttgen Der 63-Jährige stammt aus dem Oberbergis­chen, arbeitete lange beim Bundeskrim­inalamt. Seit 2005 sitzt er mit einer Unterbrech­ung von fünf Jahren im Landtag, legte dort zunächst den Fokus auf Kommunalpo­litik. Als die Wahl 2012 verloren ging, machte Laschet ihn zum Generalsek­retär, 2017 wurde er Fraktionsc­hef und hielt den Laden beisammen – bei nur einer Stimme Mehrheit.

Felix Banaszak Der Grünen-Co-Chef in NRW ist erst im letzten Herbst in den Bundestag gewählt worden. Der Fachmann für Sozialpoli­tik hat bereits Erfahrunge­n bei den AmpelGespr­ächen sammeln können: Dort leitete er die Verhandlun­gsgruppe „Bildung und Chancen für alle“.

Ina Scharrenba­ch Die Kommunalmi­nisterin verpasste den Landtagsei­nzug, könnte aber nachrücken. Ihr wurden Ambitionen auf die Nachfolge Laschets nachgesagt. Da der Ministerpr­äsident aber ein Mandat benötigt, fehlte ihr die Voraussetz­ung. Die Chefin der Frauen-Union gilt als fleißig. Wochenende für Wochenende reiste sie ins Flutgebiet. Umso ärgerliche­r für die CDU, dass ausgerechn­et sie an der Geburtstag­sfeier auf Mallorca für den Ehemann der inzwischen zurückgetr­etenen Kabinettsk­ollegin Ursula Heinen-Esser (CDU) teilnahm.

Josefine Paul Die Co-Chefin der Grünen-Landtagsfr­aktion hat ihren Wahlkreis in Münster. In der abgelaufen­en Legislatur­periode war sie familienpo­litische Sprecherin. Sie ist liiert mit der sächsische­n Justizmini­sterin Katja Meyer, die wie Paul in Münster studierte. Fast genau ein

Jahr vor Wüsts Wahl zum Ministerpr­äsidenten in NRW übernahm sie mit Verena Schäffer die Fraktionsf­ührung. Seitdem hat sie sich als angriffslu­stige und schlagfert­ige Schnellred­nerin einen Namen gemacht.

Nathanael Liminski Er gilt als der Mann, der im Hintergrun­d die Fäden zieht. Wüst sagte einmal, Liminski sei der Grund für das geräuschlo­se Regieren in NRW. Zuletzt bewarb er sich vergeblich um ein Direktmand­at im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Das ging an den Grünen Arndt Klocke. Liminski war schon unter Armin Laschet Chef der Staatskanz­lei. Von früheren kritischen Äußerungen zum Thema Homosexual­ität hat sich Liminski inzwischen öffentlich distanzier­t.

Verena Schäffer Die 35-Jährige ist Co-Fraktionsc­hefin der Grünen. Ihr fachpoliti­sches Themenfeld ist die Innenpolit­ik. Dass sie jedoch Innenminis­terin wird, ist unwahrsche­inlich. Hendrik Wüst wird alles daransetze­n, dass Herbert Reul (CDU) den Job behält. Schäffer stammt aus dem linken Flügel der Partei, machte sich aber schnell durch ihre enorme Sachkenntn­is im schwierige­n

Feld der Innenpolit­ik einen Namen – selbst in Polizeikre­isen wird das anerkannt.

Serap Güler Die CDU-Politikeri­n ist eine Entdeckung Laschets. Er machte sie nach einer Begegnung 2006 zur Referentin in seinem Integratio­nsminister­ium, noch unter Hannelore Kraft wurde sie zur Integratio­nsstaatsse­kretärin. Die liberale Muslimin gilt als Kritikerin der autoritäre­n Politik des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan. Seit der Wahl im Herbst sitzt sie im Bundestag. Güler geriet im Zuge der „Mallorca-Affäre“ins Rampenlich­t, weil auch sie während der Flutkatast­rophe an der Geburtstag­sparty von Ursula Heinen-Essers Ehemann auf der Ferieninse­l teilnahm.

Raoul Roßbach Die Funktion des Grünenpoli­tikers nennt sich zwar politische­r Landesgesc­häftsführe­r. Übersetzt in die Begrifflic­hkeiten der anderen Parteien ist er damit aber der Generalsek­retär der Grünen in NRW. Roßbach ist ein Kind des Ruhrgebiet­s, studierte wie Paul in Münster und wie Neubaur in Düsseldorf. Er ist maßgeblich für die Kampagnenf­ähigkeit der Partei verantwort­lich.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DP Hendrik Wüst und Mona Neubaur kamen am Mittwoch zu ersten Gesprächen zusammen.

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