Digitales Gedenkbuch geht online
Insgesamt 2633 jüdische Opfer des Holocaust werden in dem Projekt namentlich benannt, um ein würdiges Gedenken möglich zu machen.
DÜSSELDORF Margarethe Schuster und ihr Mann, der Kaufmann Artur Schuster, lebten mit ihrer Tochter Vera an der Hüttenstraße 106, wo sie während des Novemberpogroms 1938 überfallen wurden. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, befand sich die Familie gerade in Belgien, hatte von dort eigentlich nach Südamerika auswandern wollen: Doch Artur Schuster wurde in ein französisches Internierungslager verschleppt, Mutter und Tochter Schuster wurden nach Auschwitz deportiert. Beide starben.
Dass die Schicksale der Schusters und vieler anderer jüdischer Opfer des Holocaust detailliert erfasst sind, ist einem aufwendigen Projekt der Mahn- und Gedenkstätte
zu verdanken. Am Mittwoch ging das digitale Gedenkbuch online, das an die ermordeten Menschen erinnert – insgesamt 2633 Opfer aus Düsseldorf sind namentlich erfasst worden, zu rund 400 von ihnen gibt es bereits ausrecherchierte Biografien. Es ist zu finden unter www.gedenkbuch-duesseldorf.de.
„Dieses Projekt wird ein wichtiger Baustein der Düsseldorfer Erinnerungskultur sein“, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller bei der Vorstellung des Gedenkbuches. „Die Eintragungen zeigen das Schicksal jeder einzelnen Person, welches Unrecht sie erlitten haben und wie sie zu Tode kamen.“Es werde deutlich, dass Menschen aus der Mitte der Stadtgesellschaft entrechtet, gedemütigt, deportiert und ermordet wurden. Zur Präsentation kamen auch der Vorstandsvorsitzende der jüdischen Gemeinde, Oded Horowitz, und Gemeindedirektor Bert Römgens.
Für Projektleiterin Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, ist das Gedenkbuch nach eigenem Bekunden ein Herzensanliegen. „Wir können den Menschen damit ihre Lebensgeschichte zurückgeben und ein würdiges Gedenken ermöglichen“, sagt sie. Sie hatte bereits vor Jahren eine erste Datenbank angelegt, die mit immer mehr Einträgen gefüllt und auch technisch weiter ergänzt wurde. Sie konnte zudem auf Vorarbeiten der Historikerinnen Barbara Suchy und Angela Genger zurückgreifen.
Entstanden ist eine Webseite, auf der Nutzer vieles über die Leben und Schicksale der ermordeten Menschen erfahren können. Das Gedenkbuch verrät, wo in der Stadt Düsseldorf sie gelebt haben, welchen Berufen sie nachgingen, wie sie aussahen – wo es Fotos gibt, sind sie den Datenbank-Einträgen beigefügt. Die Einträge von Familienmitgliedern sind miteinander verbunden. Die Arbeit am Gedenkbuch wird fortgesetzt, so dass in den nächsten Jahren noch möglichst viele umfassende Biographien hinzukommen sollen.
1933, im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten, lebten mehr als 5000 Juden in Düsseldorf. Neben der Hauptgemeinde mit der Synagoge in der Kasernenstraße gab es verschiedene Betsäle in der Stadt.