Vallourec schließt Werk in Düsseldorf
Die Verhandlungen über einen Verkauf der Röhrenwerke in Rath sowie Mülheim an der Ruhr sind gescheitert. 2400 Beschäftigte werden ihre Arbeit verlieren. Der Betriebsrat übt massive Kritik.
RATH Der französische Stahlrohrkonzern Vallourec hat am Mittwoch angekündigt, seine beiden Werke in Düsseldorf-Rath sowie Mülheim an der Ruhr zu schließen. Der Konzern spricht von rund 2400 betroffenen Beschäftigten. 1650 von ihnen arbeiten in Düsseldorf. Die Produktion soll bis Ende 2023 weiterlaufen.
Der im November eingeleitete Verkaufsprozess für die Werke ist damit gescheitert. Drei Interessenten waren laut Aussage einer Sprecherin am Ende übrig, jedoch habe kein Konzept überzeugen können. Eine „nachhaltige Zukunftssicherung der Produktionsstandorte“sei nicht erkennbar gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung von Vallourec. Auch von Betriebsräten und Management erarbeitete Konzepte hätten „keinen langfristig wettbewerbsfähigen Weiterbetrieb garantieren“können.
Philippe Guillemot, Vorsitzender des Verwaltungsrates und CEO der Vallourec-Gruppe, sagte: „Uns ist bewusst, dass die beabsichtigte Schließung für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien einen tiefen Einschnitt darstellt.“Er spricht von einer schweren Entscheidung. „Aber wir mussten uns eingestehen, dass die Produktion nahtloser Stahlrohre für uns in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr darstellbar ist.“Die Verluste seien in den letzten Jahren so signifikant gewesen, dass der gesamte Konzern in Schieflage geraten könne. Eine Konsequenz ist die Verlagerung der Röhren-Produktion für den Öl- und Gasmarkt nach Brasilien.
Möglichst bald sollen laut Vallourec Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall über einen Interessenausgleich
und Sozialplan aufgenommen werden. „Wir sind daran interessiert, dass für die Menschen, mit denen wir so lange zusammengearbeitet haben, eine faire und anständige Lösung gefunden wird“, sagte Guillemot.
Die fordert auch der Betriebsratsvorsitzende des Standorts in Rath, Vilson Gegic. Er erinnert daran, dass seine Kollegen im Durchschnitt seit 20 bis 25 Jahren beim Unternehmen sind. Und jetzt werde auch noch von ihnen gefordert, anderthalb Jahre Leistung zu bringen. „Wir waren bereit, auf Geld zu verzichten, und haben sogar den Abbau von Mitarbeitern vorgeschlagen. Doch jetzt muss es für Vallourec teuer werden.“Gegic zeigt sich enttäuscht. „Das muss man erst mal verdauen. Wir haben bis zuletzt gehofft, obwohl wir diesen Ausgang geahnt haben.“
Oberbürgermeister Stephan Keller kündigte an, dem Unternehmen und insbesondere den betroffenen Beschäftigten zur Seite zu stehen. „Die Entscheidung aus der Pariser Konzernzentrale macht uns tief betroffen. Das stellt für die Menschen und für die Stadt als Industriestandort eine Zäsur dar.“
Bereits vor zwei Jahren war das Vallourec-Werk in Reisholz geschlossen worden, womit weitere Mannesmann-Wurzeln gekappt wurden. Beide Röhrenwerke sind und waren mehr als 120 Jahre alt. Auch in Reisholz waren Verkauf und Erhalt des Werkes gescheitert, am Ende blieb nur die Veräußerung des Grundstücks für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Gewerbe und Logistik werden angesiedelt.
Die Düsseldorfer SPD-Bundestagsabgeordnete
Zanda Martens kritisierte die Entscheidung harsch: „Das Management in Paris schert sich offenkundig nicht um die Mitarbeiter in Deutschland“, sagte sie. Man habe bereits das Gefühl gehabt, dass der Verkaufsprozess nicht vorangeht. „Es gab kaum Interessenten – und das war auch kein Wunder wegen der schwierigen Bedingungen des Verkaufs.“Denn ein potenzieller Käufer übernehme beispielsweise keine Kundenbeziehungen. Diese nehme Vallourec mit nach Brasilien. Bericht