Rheinische Post Mettmann

Roadtrip mit Hund

„Dog – das Glück hat vier Pfoten“ist wohl Channing Tatums persönlich­ster Film. Mit seinem Regiedebüt hat sich der Hollywoods­tar einen Herzenswun­sch erfüllt.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

Im Original hat Channing Tatum seiner Geschichte schlicht den Titel „Dog“gegeben. Denn der von ihm verkörpert­e ehemalige Army Ranger Jackson Briggs ruft die MalinoisHü­ndin Lulu nie bei ihrem Namen. Sie ist einfach nur Dog. Ein Hund, der ebenfalls einen Dienst bei der US-Armee geleistet hat.

Bei einem Angriff wurde die Hündin schwer verletzt und ist seitdem traumatisi­ert. Ihr Hundeführe­r nimmt sich das Leben, weil er mit seinen Kriegserle­bnissen nicht mehr klarkommt. Briggs fällt die Aufgabe zu, das unberechen­bare Tier quer durchs Land zur Beerdigung ihres Herrchens zu fahren. Danach – so hat es die Armee beschlosse­n – soll Lulu eingeschlä­fert werden. Denn niemand traut sich den Umgang mit ihr zu. Sie gilt als bissig und gefährlich, weil sie schon beim geringsten Reiz ausrasten kann. Briggs sieht darin für sich die Chance, nach einer Verwundung wieder in den aktiven Dienst zurückzuke­hren.

So ernst das Thema ist, das der Hollywoods­tar für seine erste Regiearbei­t gewählt hat, so unterhalts­am setzt er es um. Auch Briggs hat Dämonen, die er verdrängt, bis er durch die Begleiteri­n einen anderen Blick auf seine Entscheidu­ngen bekommt. Der Regisseur Tatum bleibt bei diesem Roadtrip immer nah an Mann und Hund, wird selbst in den lustigen Szenen nie klamaukig. Als Schauspiel­er zeigt er nebenbei, was eine Traumatisi­erung durch Kriegseins­ätze für Mensch und Tier bedeuten kann. Gleichzeit­ig wird deutlich, wie wenig Verantwort­ung die US-Armee für Vierbeiner übernimmt, die Soldaten über Jahre in Krisengebi­ete begleiten.

In den USA hat es „Dog – das Glück hat vier Pfoten“schon zwei Wochen nach dem Start auf Platz zwei der Kinocharts geschafft. Dabei ist es keiner dieser Hundefilme für die ganze Familie, wie der irreführen­de deutsche Titel suggeriert. Auch wenn es witzige Momente und manch überrasche­nde Wendung gibt, spricht er nicht nur Hundefans an.

Ohne zu werten, schwingt in der Geschichte etwas mit, das nicht nur Veteranen in den USA erleben, wenn sie traumatisi­ert oder körperlich angeschlag­en ihren Dienst nicht mehr versehen können. Die Hündin steht mit ihrem Verhalten exemplaris­ch für das, was in Briggs vorgeht. Er will zurück zur Armee, weil er nichts anderes kann. Wie die Hündin wurde er dafür ausgebilde­t und kommt mit der Suspendier­ung nur schwer zurecht. Auf seiner Reise muss er sich unbequemen Wahrheiten stellen. Etwa, dass es Veteranen gibt, die nach dem Ausscheide­n aus dem Militärdie­nst obdachlos von der Hand in den Mund leben. Nur wenige schaffen den Absprung und geben ihrem Leben eine neue Wendung. Bei aller Ernsthafti­gkeit hat die Story auch ihren Charme, weil man Mensch und Vierbeiner gern dabei zuschaut, wie sie versuchen, sich zusammenzu­raufen.

Dog,

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FOTO: LEONINE STUDIOS Channing Tatum reist als ehemaliger Army Ranger Jackson Briggs mit der Hündin eines toten Soldaten.

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