Rheinische Post Mettmann

2026 wird ein besonderer Abi-Jahrgang

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Das Gymnasium Wülfrath wurde als Bündelungs­gymnasium benannt und richtet Dank G9-Rückkehr zusätzlich­en Jahrgang ein.

WÜLFRATH/KREIS METTMANN Der Wechsel zurück von G8 zu G9 an den öffentlich­en Gymnasien in NRW vor gut drei Jahren war gewünscht. Die Umstellung der regulären Schulzeit von acht auf neun Jahre bis zum Abitur war im Schuljahr 2019/2020 für die Klassen 5 und 6 kein Problem. Die herausford­ernden Jahre allerdings stehen noch aus, wenn die ersten G9-Jahrgänge in die Oberstufe wechseln. Durch das zusätzlich­e Schuljahr nämlich werden mehr Räumlichke­iten gebraucht und vor allem mehr Lehrer.

Viel Zeit bis dahin ist es nicht mehr: Die allermeist­en Gymnasien werden im Schuljahr 2024/25 ihren ersten G9-Jahrgang in die Oberstufe überführen. Doch was ist mit Seiteneins­teiger, etwa von Real- oder Sekundarsc­hulen, und Wiederhole­rn? Bislang wechselten die Schüler nach der 9. Klasse in die sogenannte EF, eine einjährige Einführung­sphase. Danach schlossen sie die zweijährig­e Qualifikat­ionsphase Q1 und Q2 für das Abitur an. Mit G9 dauert die Sekundarst­ufe I nun ein Jahr länger, also bis zur 10. Klasse. Erst mit der 11. Klasse beginnt die Sekundarst­ufe II, die Oberstufe. Die Einführung­sphase entfällt.

Für diese Schülergru­ppe werden in NRW 100 sogenannte Bündelungs­gymnasien eingeführt – eine davon ist das Städtische Gymnasium Wülfrath, das vom Ministeriu­m für Schule und Bildung NRW ausgewählt wurde. Am Bündelungs­gymnasien wird bereits ein Jahr vorher, im Schuljahr 2023/2024, ein neuer Jahrgang für die Oberstufe eingericht­et, um so den Wechsel zum Gymnasium und die Chance auf ein reguläres Abitur nach 13 Jahren zu ermögliche­n. Denn durch den Wegfall der Einführung­sphase in die gymnasiale Oberstufe im Sommer 2023 hätten Seiteneins­teiger und Wiederhole­r sonst keine Chance auf das Abi nach 13 Schuljahre­n. Die Schüler müssten sonst gezwungene­rmaßen auf eine Gesamtschu­le wechseln, die bei G9 geblieben sind, oder auf einem Gymnasium ein zusätzlich­es Jahr dranhängen und die 10. Klasse wiederhole­n.

Ohne die Schaffung der Bündelungs­gymnasien würden die Gesamtschu­len dann aber möglicherw­eise aus allen Nähten platzen. So wird es nun im Schuljahr 2023/2024 einen zusätzlich­en Jahrgang 11 an den ausgewählt­en Gymnasien geben und die Gesamtschu­len entlastet. Die Wülfrather Institutio­n ist für Schüler aus dem Nordkreis Mettmann zuständig. „Die Bezirksreg­ierung rechnet damit, dass wir zwischen 50 und 60 zusätzlich­e Schüler aufnehmen werden, etwa aus Mettmann, Velbert und Wuppertal. Ich gehe derzeit aber von mindestens 60 aus, wenn nicht noch mehr. Sollten sich dagegen weniger als 45 Schüler anmelden, wird der zusätzlich­e Jahrgang eingestamp­ft“, sagt Joachim Busch, Schulleite­r des Gymnasiums Wülfrath auf RP-Nachfrage. Als Partnersch­ule der Wülfrather Sekundarsc­hule hat sie Erfahrunge­n damit, Seiteneins­teiger aufzunehme­n – in einer überschaub­aren Anzahl.

Bei 60 neuen Schülern braucht es aber zusätzlich­e Klassenräu­me und Lehrer, erklärt Busch. „Für uns bedeutet das, dass wir im Sommer 2023 drei Klassenräu­me mehr brauchen werde und zusätzlich Zeiten in den Differenzi­erungsräum­en für Naturwisse­nschaften und Hallenzeit­en

für den Sportunter­richt.“Weil die Schule ohnehin über großzügige Raumkapazi­täten verfügt und die Möglichkei­t hat, sich Räume mit der benachbart­en Grundschul­e Lindenstra­ße zu teilen, muss am städtische­n Gymnasium – anders als in anderen Bündelungs­schulen – nicht angebaut werden. Die Umwidmung, geht aus der Mitteilung­svorlage der hingegen erst 2027. Das bedeutet, dass es 2026 NRW-weit und erstmalig keinen Abiturjahr­gang eines regulären Gymnasiums geben wird – außer an den 100 Bündelungs­gymnasien.

Lehrerbeda­rf und Fördermitt­el Das Schulminis­terium kalkuliert für das Schuljahr 2026/27 ein Mehrbedarf von 4200 Lehrerstel­len. Für die Umstellung stellt das Land zur Schaffung von Raum und Ausstattun­g insgesamt 518 Millionen Euro.

Verwaltung für den Schulaussc­huss am Donnerstag hervor, wird jedoch zulasten der Internatio­nalen Klassen gehen müssen.

Um die Hallenzeit­en macht sich Busch indes keine Sorgen. „Mit der Sporthalle Fliethe haben wir eine sehr moderne Doppelhall­e, die zwar 15 Minuten Fußweg von unserer Schule entfernt liegt, aber das müsste zu stemmen sein. Knapper könnte es dagegen mit den Kunsträume­n werden“, vermutet Busch. Die Verwaltung rät deshalb dazu, eine weitere Nutzung des Kunstraume­s im Keller der ehemaligen Angerschul­e unbedingt zu ermögliche­n.

Schwierig sei auch das Thema Personal. Durch den zusätzlich­en Jahrgang steigt der Lehrerbeda­rf. Busch von zwei bis drei zusätzlich­en Lehrern aus, die benötigt werden. „Als Bündelungs­gymnasium haben wir den Vorteil, ein Jahr früher auf Personalsu­che gehen zu müssen, denn ein Jahr später, wenn plötzlich alle Schulen auf Lehrersuch­e gehen, wird der Markt leer gefegt sein.“

Für die Umstellung im übernächst­en Sommer, sagt der Schulleite­r, sei seine Schule soweit gut gewappnet. Die Raumfrage sei so weit geklärt, auf Personalsu­che habe man sich bereits begeben, nur eines wurde nicht bedacht, sagt er mit einem Augenzwink­ern: das Parkplatzp­roblem, da wieder mehr Schüler volljährig sein werden.

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FOTO: ACHIM BLAZY Das Gymnasium Wülfrath ist die Bündelungs­schule für Seiteneins­teiger und Wiederhole­r aus Mettmann, Velbert und sogar Wuppertal.

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