2026 wird ein besonderer Abi-Jahrgang
Das Gymnasium Wülfrath wurde als Bündelungsgymnasium benannt und richtet Dank G9-Rückkehr zusätzlichen Jahrgang ein.
WÜLFRATH/KREIS METTMANN Der Wechsel zurück von G8 zu G9 an den öffentlichen Gymnasien in NRW vor gut drei Jahren war gewünscht. Die Umstellung der regulären Schulzeit von acht auf neun Jahre bis zum Abitur war im Schuljahr 2019/2020 für die Klassen 5 und 6 kein Problem. Die herausfordernden Jahre allerdings stehen noch aus, wenn die ersten G9-Jahrgänge in die Oberstufe wechseln. Durch das zusätzliche Schuljahr nämlich werden mehr Räumlichkeiten gebraucht und vor allem mehr Lehrer.
Viel Zeit bis dahin ist es nicht mehr: Die allermeisten Gymnasien werden im Schuljahr 2024/25 ihren ersten G9-Jahrgang in die Oberstufe überführen. Doch was ist mit Seiteneinsteiger, etwa von Real- oder Sekundarschulen, und Wiederholern? Bislang wechselten die Schüler nach der 9. Klasse in die sogenannte EF, eine einjährige Einführungsphase. Danach schlossen sie die zweijährige Qualifikationsphase Q1 und Q2 für das Abitur an. Mit G9 dauert die Sekundarstufe I nun ein Jahr länger, also bis zur 10. Klasse. Erst mit der 11. Klasse beginnt die Sekundarstufe II, die Oberstufe. Die Einführungsphase entfällt.
Für diese Schülergruppe werden in NRW 100 sogenannte Bündelungsgymnasien eingeführt – eine davon ist das Städtische Gymnasium Wülfrath, das vom Ministerium für Schule und Bildung NRW ausgewählt wurde. Am Bündelungsgymnasien wird bereits ein Jahr vorher, im Schuljahr 2023/2024, ein neuer Jahrgang für die Oberstufe eingerichtet, um so den Wechsel zum Gymnasium und die Chance auf ein reguläres Abitur nach 13 Jahren zu ermöglichen. Denn durch den Wegfall der Einführungsphase in die gymnasiale Oberstufe im Sommer 2023 hätten Seiteneinsteiger und Wiederholer sonst keine Chance auf das Abi nach 13 Schuljahren. Die Schüler müssten sonst gezwungenermaßen auf eine Gesamtschule wechseln, die bei G9 geblieben sind, oder auf einem Gymnasium ein zusätzliches Jahr dranhängen und die 10. Klasse wiederholen.
Ohne die Schaffung der Bündelungsgymnasien würden die Gesamtschulen dann aber möglicherweise aus allen Nähten platzen. So wird es nun im Schuljahr 2023/2024 einen zusätzlichen Jahrgang 11 an den ausgewählten Gymnasien geben und die Gesamtschulen entlastet. Die Wülfrather Institution ist für Schüler aus dem Nordkreis Mettmann zuständig. „Die Bezirksregierung rechnet damit, dass wir zwischen 50 und 60 zusätzliche Schüler aufnehmen werden, etwa aus Mettmann, Velbert und Wuppertal. Ich gehe derzeit aber von mindestens 60 aus, wenn nicht noch mehr. Sollten sich dagegen weniger als 45 Schüler anmelden, wird der zusätzliche Jahrgang eingestampft“, sagt Joachim Busch, Schulleiter des Gymnasiums Wülfrath auf RP-Nachfrage. Als Partnerschule der Wülfrather Sekundarschule hat sie Erfahrungen damit, Seiteneinsteiger aufzunehmen – in einer überschaubaren Anzahl.
Bei 60 neuen Schülern braucht es aber zusätzliche Klassenräume und Lehrer, erklärt Busch. „Für uns bedeutet das, dass wir im Sommer 2023 drei Klassenräume mehr brauchen werde und zusätzlich Zeiten in den Differenzierungsräumen für Naturwissenschaften und Hallenzeiten
für den Sportunterricht.“Weil die Schule ohnehin über großzügige Raumkapazitäten verfügt und die Möglichkeit hat, sich Räume mit der benachbarten Grundschule Lindenstraße zu teilen, muss am städtischen Gymnasium – anders als in anderen Bündelungsschulen – nicht angebaut werden. Die Umwidmung, geht aus der Mitteilungsvorlage der hingegen erst 2027. Das bedeutet, dass es 2026 NRW-weit und erstmalig keinen Abiturjahrgang eines regulären Gymnasiums geben wird – außer an den 100 Bündelungsgymnasien.
Lehrerbedarf und Fördermittel Das Schulministerium kalkuliert für das Schuljahr 2026/27 ein Mehrbedarf von 4200 Lehrerstellen. Für die Umstellung stellt das Land zur Schaffung von Raum und Ausstattung insgesamt 518 Millionen Euro.
Verwaltung für den Schulausschuss am Donnerstag hervor, wird jedoch zulasten der Internationalen Klassen gehen müssen.
Um die Hallenzeiten macht sich Busch indes keine Sorgen. „Mit der Sporthalle Fliethe haben wir eine sehr moderne Doppelhalle, die zwar 15 Minuten Fußweg von unserer Schule entfernt liegt, aber das müsste zu stemmen sein. Knapper könnte es dagegen mit den Kunsträumen werden“, vermutet Busch. Die Verwaltung rät deshalb dazu, eine weitere Nutzung des Kunstraumes im Keller der ehemaligen Angerschule unbedingt zu ermöglichen.
Schwierig sei auch das Thema Personal. Durch den zusätzlichen Jahrgang steigt der Lehrerbedarf. Busch von zwei bis drei zusätzlichen Lehrern aus, die benötigt werden. „Als Bündelungsgymnasium haben wir den Vorteil, ein Jahr früher auf Personalsuche gehen zu müssen, denn ein Jahr später, wenn plötzlich alle Schulen auf Lehrersuche gehen, wird der Markt leer gefegt sein.“
Für die Umstellung im übernächsten Sommer, sagt der Schulleiter, sei seine Schule soweit gut gewappnet. Die Raumfrage sei so weit geklärt, auf Personalsuche habe man sich bereits begeben, nur eines wurde nicht bedacht, sagt er mit einem Augenzwinkern: das Parkplatzproblem, da wieder mehr Schüler volljährig sein werden.