Sozialkauf haus mit Kult-Charakter
Inflation und steigende Energiepreise machen auch hier zu schaffen. Immer mehr Geflüchtete werden zu Kunden.
METTMANN Steigende Inflation, Geflüchtete aus unterschiedlichen Krisenregionen der Welt und die explodierenden Energiekosten machen sich auch im Sozialkaufhaus der Diakonie „Kaufhaus der Mettmanner“, von manchen auch kurz Kademe genannt, bemerkbar. „Der Besuch von Geflüchteten hat zugenommen in letzter Zeit“, weiß Alexander Melskotte, der gemeinsam mit Bastian Schreiner das Sozialkaufhaus leitet.
Natürlich sind auch Geflüchtete aus der Ukraine unter den neuen Kunden, aber auch Geflüchtete aus Syrien. „Woher sie kommen, können wir erst sagen, wenn sie eine Kundenkarte beantragen“, sagt Melskotte. Wer eine Kundenkarte besitzt, bekommt die Waren zu einem reduzierten Preis, also noch günstiger, als die Secondhand Sachen sowieso schon angeboten werden. Und diese Angebote können sich sehen lassen, nicht allein bei Garderobe, Haustextilien oder Geschirr. CD-Player gibt es schon mal für fünf Euro, DVD mit Kino-Klassikern wie „Matrix“schlagen mit 25 Cent zu Buche.
„Wir möchten den Menschen so entgegenkommen“, sagt Melskotte über die einkommensschwache Klientel. Eine Kundenkarte erhalten alle, die den Mettmanner Sozialpass oder einen Rentenbescheid vorzeigen können. Außerdem Geflüchtete. „Und Menschen, die unter einem gewissen Nettolohn leben müssen.“
Die Kunden im Kaufhaus der Mettmanner sind sehr gemischt. „Es kommen Geflüchtete, aber auch Menschen, denen es finanziell nicht gut geht“, erzählt Melskotte. „Die Rentner stöbern gerne mal. Aber es kommen auch Leute wie du und ich, die auf Nachhaltigkeit achten oder einfach nur sparen wollen“oder wie gesagt tolle Schnäppchen machen möchten.
Das allmähliche Umdenken, weg von der Wegwerfgesellschaft und hin zu mehr Nachhaltigkeit, freut das Sozialkaufhaus. „Hier kommt jeder rein, egal welcher Status, egal aus welchem Land“, betont Alexander Melskotte. Und nicht nur Menschen aus Mettmann. „Wenn ich auf den Kundenparkplatz schaue, kann ich auch schon mal Wuppertaler oder Düsseldorfer Kennzeichen sehen.“Und natürlich viele Mettmanner Kennzeichen, wobei damit nicht gesagt ist, aus welcher Stadt im Kreis sie wirklich kommen. Einkaufen kann man im Sozialkaufhaus so ziemlich alles, was man braucht. „Wir bieten alles an“, sagt Melskotte. Kindersachen,
Sportzubehör, Damen- und Herrenbekleidung, Taschen und Koffer, Modeschmuck sind im Parterre zu finden. Im ersten Stock gibt es eine Elektroecke mit Grill, PCs, Drucker oder Radios. Außerdem eine Möbelfläche mit Betten, Schränken, Esstischen und Bildern. „Wir haben auch öfter mal ganze Küchen dabei.“
Im zweiten Stock sind die Bücher und Schallplatten zu finden, Gläser, Teller, Bestecke, Backformen, Pfannen. „Und wir haben noch einen kleinen Raum mit Stoffen zum Selbstnähen“, verrät Melskotte. Im Hof stehen Blumentöpfe und Fahrräder bereit. Alle Sachen wurden gespendet – ebenfalls von Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen – und dann von den Mitarbeitern sortiert, arrangiert und verkauft.
„Wir haben derzeit 18 Mitarbeiter, die als Maßnahme von der Arbeitsagentur kommen“, erzählt Bastian Schreiner, „außerdem neun festangestellte und drei ehrenamtliche Mitarbeiter.“Alle Waren im Sozialkaufhaus sind gebraucht, „haben aber eine gewisse Qualität“, betont Alexander Melskotte. Ramschkram gibt es nicht aus Respekt vor den Kunden.
Derzeit kann sich das „Kaufhaus der Mettmanner“nicht über mangelnde Spenden beklagen. „Darüber sind wir sehr froh,“sagt Melskotte. „Nur einen Wunsch hätten wir. Es wäre schön, wenn noch ein bisschen mehr Kinderkleidung gespendet werden würde.“
„Es kommen auch Leute, die auf Nachhaltigkeit achten oder einfach sparen wollen“Alexander Melskotte Kaufhaus der Mettmanner