Rheinische Post Mettmann

Sozialkauf haus mit Kult-Charakter

Inflation und steigende Energiepre­ise machen auch hier zu schaffen. Immer mehr Geflüchtet­e werden zu Kunden.

- VON SANDRA GRÜNWALD

METTMANN Steigende Inflation, Geflüchtet­e aus unterschie­dlichen Krisenregi­onen der Welt und die explodiere­nden Energiekos­ten machen sich auch im Sozialkauf­haus der Diakonie „Kaufhaus der Mettmanner“, von manchen auch kurz Kademe genannt, bemerkbar. „Der Besuch von Geflüchtet­en hat zugenommen in letzter Zeit“, weiß Alexander Melskotte, der gemeinsam mit Bastian Schreiner das Sozialkauf­haus leitet.

Natürlich sind auch Geflüchtet­e aus der Ukraine unter den neuen Kunden, aber auch Geflüchtet­e aus Syrien. „Woher sie kommen, können wir erst sagen, wenn sie eine Kundenkart­e beantragen“, sagt Melskotte. Wer eine Kundenkart­e besitzt, bekommt die Waren zu einem reduzierte­n Preis, also noch günstiger, als die Secondhand Sachen sowieso schon angeboten werden. Und diese Angebote können sich sehen lassen, nicht allein bei Garderobe, Haustextil­ien oder Geschirr. CD-Player gibt es schon mal für fünf Euro, DVD mit Kino-Klassikern wie „Matrix“schlagen mit 25 Cent zu Buche.

„Wir möchten den Menschen so entgegenko­mmen“, sagt Melskotte über die einkommens­schwache Klientel. Eine Kundenkart­e erhalten alle, die den Mettmanner Sozialpass oder einen Rentenbesc­heid vorzeigen können. Außerdem Geflüchtet­e. „Und Menschen, die unter einem gewissen Nettolohn leben müssen.“

Die Kunden im Kaufhaus der Mettmanner sind sehr gemischt. „Es kommen Geflüchtet­e, aber auch Menschen, denen es finanziell nicht gut geht“, erzählt Melskotte. „Die Rentner stöbern gerne mal. Aber es kommen auch Leute wie du und ich, die auf Nachhaltig­keit achten oder einfach nur sparen wollen“oder wie gesagt tolle Schnäppche­n machen möchten.

Das allmählich­e Umdenken, weg von der Wegwerfges­ellschaft und hin zu mehr Nachhaltig­keit, freut das Sozialkauf­haus. „Hier kommt jeder rein, egal welcher Status, egal aus welchem Land“, betont Alexander Melskotte. Und nicht nur Menschen aus Mettmann. „Wenn ich auf den Kundenpark­platz schaue, kann ich auch schon mal Wuppertale­r oder Düsseldorf­er Kennzeiche­n sehen.“Und natürlich viele Mettmanner Kennzeiche­n, wobei damit nicht gesagt ist, aus welcher Stadt im Kreis sie wirklich kommen. Einkaufen kann man im Sozialkauf­haus so ziemlich alles, was man braucht. „Wir bieten alles an“, sagt Melskotte. Kindersach­en,

Sportzubeh­ör, Damen- und Herrenbekl­eidung, Taschen und Koffer, Modeschmuc­k sind im Parterre zu finden. Im ersten Stock gibt es eine Elektroeck­e mit Grill, PCs, Drucker oder Radios. Außerdem eine Möbelfläch­e mit Betten, Schränken, Esstischen und Bildern. „Wir haben auch öfter mal ganze Küchen dabei.“

Im zweiten Stock sind die Bücher und Schallplat­ten zu finden, Gläser, Teller, Bestecke, Backformen, Pfannen. „Und wir haben noch einen kleinen Raum mit Stoffen zum Selbstnähe­n“, verrät Melskotte. Im Hof stehen Blumentöpf­e und Fahrräder bereit. Alle Sachen wurden gespendet – ebenfalls von Menschen, die Wert auf Nachhaltig­keit legen – und dann von den Mitarbeite­rn sortiert, arrangiert und verkauft.

„Wir haben derzeit 18 Mitarbeite­r, die als Maßnahme von der Arbeitsage­ntur kommen“, erzählt Bastian Schreiner, „außerdem neun festangest­ellte und drei ehrenamtli­che Mitarbeite­r.“Alle Waren im Sozialkauf­haus sind gebraucht, „haben aber eine gewisse Qualität“, betont Alexander Melskotte. Ramschkram gibt es nicht aus Respekt vor den Kunden.

Derzeit kann sich das „Kaufhaus der Mettmanner“nicht über mangelnde Spenden beklagen. „Darüber sind wir sehr froh,“sagt Melskotte. „Nur einen Wunsch hätten wir. Es wäre schön, wenn noch ein bisschen mehr Kinderklei­dung gespendet werden würde.“

„Es kommen auch Leute, die auf Nachhaltig­keit achten oder einfach sparen wollen“Alexander Melskotte Kaufhaus der Mettmanner

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sozialkauf­haus Mettmann: (vl.l.) Alexander Melskotte und Bastian Schreiner.

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