Rheinische Post Mettmann

„Ich gehe als glückliche­r Mensch“

Oliver Fink ist berührt von der großen Bühne, die ihm die Fans zum Abschied boten.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Knapp 2000 Zuschauer boten Routinier Oliver Fink im Paul-JanesStadi­on jene Bühne, die sein letzter Auftritt als aktiver Profi verdient hatte. Spurlos zog das am 39-Jährigen nicht vorbei. „Ich war echt beeindruck­t von der Kulisse“, sagte Fink. „Wenn du dir das malen könntest, dann hätten wir das Spiel vielleicht noch gewonnen und die Jungs ihre ,Humba‘ bekommen. Das war deren größter Wunsch, glaube ich.“

Unzählige Autogramme hatte der langjährig­e Kapitän zu diesem Zeitpunkt schon geschriebe­n, für unzählige Fotos posiert. Sein Trikot war längst in den Händen eines überglückl­ichen Jungen, ein Bier dem Mittelfeld­spieler nach dem Schlusspfi­ff ebenfalls gereicht worden – und seine Teamkamera­den hatten ihn vor der Fankurve mehrfach in die Höhe geworfen. Außerdem trug er mittlerwei­le ein weißes Trikot, das an den Dress aus den erfolgreic­hen 80er Jahren erinnerte. Die Ultras hatten es selbst gestaltet und Fink geschenkt. „Ein ganz schön feiner Zwirn, oder?“, sagte der gebürtige Hirschauer stolz.

Welch große Fußstapfen er hinterläss­t und welchen Stellenwer­t sich der Routinier weit über die Vereinsgre­nzen hinaus erarbeitet hat, zeigte der Applaus vor dem Anpfiff und während seiner Auswechslu­ng. Sogar das Schiedsric­htergespan­n und die komplette Gladbacher Mannschaft samt Trainer- sowie Funktionst­eam beklatscht­en Fink. Das große Finale seiner Karriere genoss er sichtlich, ohne aber zu überdrehen.

„Es ist ja nur Sport“, sagte er mit all seiner bayerische­n Bierruhe, „und kein Lebewohl, sondern nur ein sportliche­s Karriereen­de. Deshalb

fällt es mir ein bisschen einfacher, und deshalb kann ich ein bisschen nüchterner über das ganze Thema reden. Nichtsdest­otrotz berührt einen natürlich, wenn man so viele Leute im Stadion hat, die fast nur wegen einem alleine kommen.“

Lediglich in den Stunden vor der Partie hatten Fink seine Emotionen gepackt. „Da hatte ich schon sehr viele sentimenta­le Gedanken“, erzählte er. Was genau ihm durch den Kopf gegangen war? „Du willst einer Erwartungs­haltung gerecht werden, es geht ja erst einmal noch ums Sportliche. Da denkst du dir: Vielleicht stolpere ich da nur herum und die wissen gar nicht, ob der überhaupt noch spielen sollte“, sagte der 39-Jährige. „Ansonsten war es Dankbarkei­t, Stolz und eine große Ehre, die letzten Jahre als Kapitän da vorne zu stehen.“

Während der Begegnung spielte der Abschied für ihn persönlich hingegen keine Rolle. „Da ist man glückliche­rweise körperlich ein bisschen k. o., sodass man nicht so viel Zeit hat, darüber nachzudenk­en“, betonte Fink. Und dann setzte er zum Schlusswor­t an, das den Tag abrundete: „In Summe gehe ich als wirklich glückliche­r Mensch.“

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FOTO: WOLFF Die Teamkamera­den werfen Oliver Fink in die Luft.

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