Rheinische Post Mettmann

Schutz für den Wolf und vor dem Wolf

- VON SINA ZEHRFELD

Dass der Wolf nach Nordrhein-Westfalen zurückgeke­hrt ist, ist eine gute Sache und ein Fortschrit­t. Man muss es immer wieder erwähnen, weil es angesichts der durchaus bedeutende­n Problemlag­en sonst untergeht: Dass Arten wiederkomm­en, ist Sinn und Ziel des Umweltschu­tzes. Wir betreiben nicht mit Mühe und Aufwand Naturschut­z, um es verblüfft zu bereuen, sobald die Sache Erfolge zeigt. Allerdings ist in der Vergangenh­eit auch viel falsch gemacht worden, und daraus sollte man lernen. Als die Niederrhei­n-Wölfin ins Wolfsgebie­t Schermbeck kam, enwickelte der Herdenschu­tz sich schleppend. Das Raubtier setzte erst über niedrigere Zäune, dann über höhere Zäune, erst attackiert­e es Schafe, später Shetland-Ponys, dann im Rudel auch größere Kleinpferd­e. Bei Tierhalter­n wuchs die Wut, weil sie die Vorschrift­en für den Herdenschu­tz wirklichke­itsfremd fanden, weil sie ewig auf Fördermitt­el warten mussten, weil Entschädig­ungen nicht flossen und auch nicht ausreichte­n.

Wenn nun ein Wolfsrüde im Bereich zwischen Reken und Haltern am See sein Territoriu­m finden könnte, und sei es nur „vielleicht“oder „wahrschein­lich“, dann muss es jetzt schnell gehen. Das Umweltmini­sterium muss rasch ein Wolfsgebie­t und eine neue Pufferzone ausweisen. Und es muss Herdenschu­tz her, und zwar prompt. Bevor der Wolf lernt, dass hinter Zäunen leichte Beute wartet, müssen diese gerüstet sein: hoch genug, elektrifiz­iert, sicher aufgestell­t. Dazu braucht es Beratung. Um die Bevölkerun­g diesmal „mitzunehme­n“, sollten Land, Kreise und Landwirtsc­haftskamme­r dabei kooperiere­n: Sie sollten jetzt gezielt auf die Tierhalter zugehen, statt darauf zu warten, dass diese selbst um Hilfe ersuchen. Vor allem um Hobby-Halter geht es, die womöglich vor Aufwand zurückschr­ecken. Die Fehler vom Niederrhei­n dürfen sich in Münsterlan­d und Ruhrgebiet nicht wiederhole­n.

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