„Weiter so“geht nicht bei der Rente
Die Rentenversicherung funktioniert nach den Gesetzen der Mathematik und nicht der Politik. Und die Arithmetik sagt, dass bei schrumpfender Bevölkerung und steigender Lebenserwartung nicht alles weitergehen kann wie bisher, wenn das Verhältnis zwischen Renten und Erwerbseinkommen bei dauerhaft 48 Prozent liegen soll. Wer das Rentenalter bei 67 Jahren halten will wie die Ampelkoalition, der muss ein Sinken des Rentenniveaus oder steigende Beiträge hinnehmen. Es ist also grundsätzlich richtig, wenn Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf fordert, das Rentenalter auf 70 anzuheben.
Trotzdem ist der Ansatz falsch. Denn die Welt hat sich verändert. Die Arbeitenden wollen sich nicht mehr über einen Kamm scheren lassen. Wer auf dem Bau, in einer Klinik oder in einem Chemiewerk schuftet, der oder die ist mit Anfang 60 reif für die Rente. Andere können wie viele Selbstständige bis ins hohe Alter ihrer Tätigkeit nachgehen, sofern sie gesund bleiben. Ein höheres Rentenalter muss deshalb mit einer höheren Flexibilität einhergehen. Das unterschlägt der Präsident der Metallarbeitgeber. Rente mit 69 oder 70 Jahren kann also nur ein Durchschnittswert sein.
Sodann ist die Formel zu simpel. Da die steigende Lebenserwartung eine entscheidende Größe für das künftige Rentenalter ist, müssen beide in eine Beziehung zueinander gebracht werden. Der Vorschlag der Bundesbank ist hier wegweisend: Die Währungshüter empfehlen, bei höherer Lebenserwartung die Altersgrenze entsprechend heraufzusetzen. Allerdings soll das nur zu zwei Dritteln erfolgen, während ein Drittel in einen längeren Rentenbezug münden soll.
Als letzte Möglichkeit könnte eine leichte Senkung des Rentenniveaus bei leicht steigenden Beitragssätzen diskutiert werden. Denn wenn die Löhne auch in Zukunft kräftig steigen, sind höhere Renten möglich. Was nicht geht, ist ein „Weiter so“.