Erster Getreidefrachter in der Türkei eingetroffen
KIEW (ap/dpa/rtr) Das erste mit ukrainischem Getreide beladene Frachtschiff seit Beginn des russischen Angriffskriegs ist zur Inspektion in der Türkei eingetroffen. Der Frachter „Razoni“sei mit rund 26.000 Tonnen Mais aus der Ukraine am Schwarzmeer-Eingang der durch Istanbul verlaufenden Meerenge Bosporus angekommen und habe an der zugewiesenen Stelle geankert, teilte das türkische Verteidigungsministerium am Dienstagabend auf Twitter mit.
Vertreter der Ukraine, Russlands, der Türkei und der Vereinten Nationen sollen demnach an diesem Mittwoch an Bord gehen und das Schiff inspizieren. Damit soll unter anderem sichergestellt werden, dass keine Waffen geladen sind. Anschließend soll der Frachter den Bosporus passieren. Das unter der Flagge des westafrikanischen Staates Sierra Leone fahrende Schiff steuert den Libanon an.
Die Planung für die Abfahrt weiterer Getreidefrachter von ukrainischen Schwarzmeerhäfen aus laufe, sagte der türkische Konteradmiral Özcan Altunbulak. 16 Schiffe warten allein in Odessa auf grünes Licht.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Montagabend, das Auslaufen des Frachtschiffs mit einer Ladung Getreide sei „das erste positive Signal, dass es eine Chance gibt, die Ausweitung der Lebensmittelkrise in der Welt zu stoppen“. Doch sollten internationale Verbündete verfolgen, ob sich Moskau weiter an den Deal halte. „Wir können nicht den Illusionen verfallen, dass Russland es einfach unterlassen wird, zu versuchen, ukrainische Exporte zu stören.“Unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen hatten Russland und die Ukraine Ende Juli ein Abkommen unterzeichnet, das den Weg zur Freigabe von 22 Millionen Tonnen Getreide und anderen Agrarprodukten ebnen soll, die wegen der russischen Invasion in Häfen am Schwarzen Meer festhängen.
Unterdessen kam es in der Ukraine wieder zu Kampfhandlungen. Bei einem russischen Angriff auf einen Evakuierungsbus sind nach Angaben einer ukrainischen Militärsprecherin drei Menschen getötet und fünf Menschen verletzt worden. Russische Streitkräfte hätten den Bus am Montag in der südlichen Region Cherson mit Mörsergranaten beschossen, sagt Natalia Humeniuk. Russland hat eigenen Angaben zufolge ukrainische Streitkräfte in den Regionen Mykolajiw und Charkiw angegriffen. Dabei habe es auch Tote gegeben, teilt das russische Verteidigungsministerium mit.