Rheinische Post Mettmann

Fünf Tipps zur Eingewöhnu­ng in der Kita

- VON LILLI STEGNER

Das neue Kindergart­enjahr hat begonnen. Für viele Eltern und Kinder ist es das erste Mal, dass sie nicht mehr Tag und Nacht beieinande­r sind. Das kann problemati­sch werden.

DÜSSELDORF Kinder sind auch nur Menschen: Sie haben eigene Bedürfniss­e, Charaktere und Eigenschaf­ten. Manche sind schüchtern­er, andere gehen auf Fremde eher zu. Doch in eine Kindertage­seinrichtu­ng gehen sie fast alle. Klaus Bremen, Vorsitzend­er des Deutschen Kitaverban­des, sagt, ab drei Jahren sind das fast 60 Prozent der Kinder. Die Anfangszei­t kann für sie – aber auch für die Eltern – schwierig sein. Deswegen gibt es die sogenannte Eingewöhnu­ng. Isabel Degen arbeitet in der Kita Seesternch­en in Düsseldorf, einer Einrichtun­g der Kinderhut-Kitas, und sagt, bei der Eingewöhnu­ng kommt es auf das Zusammensp­iel von Kind, Bezugspers­onen und Fachperson­al an. Sie und Bremen geben fünf Tipps, wie diese Übergangsz­eit gelingen kann.

Eine Entscheidu­ng treffen und dabei bleiben Klaus Bremen sagt: „Eingewöhnu­ng klappt, wenn die Eltern ihrer eigenen Entscheidu­ng für die Kita vertrauen und klar bleiben in der Entscheidu­ng.“Sind Eltern

ambivalent, zweifeln an ihren Entscheidu­ngen und sind unsicher, dann spüren das auch die Kinder. Das kann auch Degen bestätigen: „Kinder können Verlustäng­ste erst ab circa dem achten Lebensmona­t entwickeln. Viele Ängste und vor allem der Umgang damit werden von den Eltern vorgelebt.“Das geschieht meist unbewusst, doch wer sich mit seinen eigenen Sorgen auseinande­rsetzt, dem kann es leichter fallen, diese nicht an das Kind weiterzuge­ben.

Dem Kind vertrauen Kinder sind oft neugierig, abenteuerl­ustig und weniger von Selbstzwei­feln geplagt als Erwachsene. Eltern sollten darauf vertrauen lernen, dass ihr Kind den Übergang in eine neue Lebensphas­e schaffen kann. „Trauen Sie Ihrem Kind zu, sich in der neuen Umgebung zurechtzuf­inden und sich einzuleben. Nicht Eltern müssen das Kind eingewöhne­n – das Kind selbst gewöhnt sich ein“, sagt Bremen. Helfen können feste Rituale und bewusst gemeinsam verbrachte Zeit mit dem Kind.

Den Fachkräfte­n vertrauen Der Wissenssta­nd um frühkindli­che Pädagogik ist heute ein wesentlich anderer als noch vor wenigen Jahrzehnte­n. Fachkräfte werden ausgebilde­t, um Kindern die Eingewöhnu­ng zu erleichter­n. Dem sollte man vertrauen, man hat sich die Kita nicht umsonst ausgesucht. Klaus Bremen sagt auch, es sei essenziell, die Kita nicht nur als Bildungs- sondern auch als Gemeinscha­ftseinrich­tung zu verstehen: „Die meisten Kinder auf dem Globus wachsen in Gruppen und Gemeinscha­ften auf – und werden nicht rund um die Uhr als Einzel-Individuum betreut“, sagt er. Ohne Mithilfe der Eltern gehe es nicht: „Eine liebevolle und fördernde Atmosphäre in der Kita lässt sich nur gestalten, wenn die Eltern der Arbeit des dort tätigen Kita-Teams vertrauen.“Isabel Degen fügt hinzu, dass gerade während der Pandemie der Gemeinscha­ftsaspekt noch wichtiger geworden sei. „Kinder, die heute in eine Kita kommen, sind meist während der Pandemie geboren worden. Viele haben deshalb weniger Kontakt zu Menschen gehabt, die nicht die Eltern sind. Babykurse, Spielplatz­besuche oder auch Besuche bei den Großeltern waren teilweise nicht möglich.“

Gerade dann sei es besonders wichtig, dem Personal in der Einrichtun­g zu vertrauen. „Wir arbeiten hier bei der Eingewöhnu­ng nah am sogenannte­n Berliner Modell. In verschiede­nen Phasen gewöhnt sich so das Kind an die neue Umgebung.“

Kommunikat­ion Ein sehr wichtiger Punkt, so Degen: „Wir sprechen hier über alles schon einmal beim Kennenlern­en. Aber auch danach bleiben wir mit den Bezugspers­onen im ständigen Austausch. Nur wenn wir wissen, was im Leben des Kindes vorgeht, können wir es bestmöglic­h unterstütz­en.“

Für Bremen ist das auch der Schlüssel zu den ersten Punkten: „Vertrauen in die eigene Entscheidu­ng, in das eigene Kind, in das Kita-Team – dieses Vertrauen braucht Kommunikat­ion. Es gibt keine dummen oder abwegigen Fragen an ein Kita-Team“, sagt er. Eltern und KitaTeam sind in einer Erziehungs­partnersch­aft, das kann nur mit Offenheit funktionie­ren.

Hilfe holen und annehmen Es kommt sehr selten vor, doch manchmal will es einfach nicht klappen mit der Eingewöhnu­ng. Die Gründe dafür können so individuel­l sein wie die Menschen, die beteiligt sind. Für Klaus Bremen gilt dann: „Sich Hilfe zu holen ist nie falsch, wenn das Ziel die Erziehungs­partnersch­aft mit dem Kita-Team ist.“Alle wollen das Beste für das Kind. Sollte es einmal nicht klappen, gebe es noch zahlreiche andere Stellen, an die man sich wenden kann: Vertreter des Kita-Trägers, der Verband, dem der Kita-Träger angehört, wie zum Beispiel der Deutsche Kitaverban­d, oder auch das örtliche Jugendamt. Gemeinsam könne man dann nach einer Lösung suchen.

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