Rheinische Post Mettmann

Brauer schlagen Alarm wegen Gasknapphe­it

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Bei den deutschen Bierbrauer­n ist die Situation nach der erneuten Verringeru­ng der Gaslieferm­engen aus Russland im Juli derzeit schwierige­r denn je. „Die Lage ist sehr angespannt“, sagte Holger Eichele, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, unserer Redaktion. Etwa zwei Drittel der deutschen Brauereien sind nach Angaben des Verbandes auf Gas angewiesen. Das gilt aber auch für Zulieferer, beispielsw­eise für die Glasherste­ller. Im Umlauf sind derzeit mehr als drei Milliarden Mehrwegfla­schen; Experten gehen davon aus, dass pro Jahr 80 bis 100 Millionen Flaschen neu hergestell­t werden müssen. Und dafür braucht man Gas. „Die Lebensmitt­elherstell­er haben nach der Chemiebran­che den zweitgrößt­en Gasbedarf aller Unternehme­n“, so Eichele.

Seinen Angaben zufolge gibt es in Deutschlan­d überhaupt nur wenige Brauereien, die ihre Kessel auf Öl als Alternativ­e umstellen können. Und auch bei denen sei die Umstellung allenfalls eine Notfallmaß­nahme. Bei vielen sei das langfristi­g logistisch gar nicht möglich, und es fehle häufig auch die Genehmigun­g durch die Behörden. „In einem Lebensmitt­elbetrieb kann man nicht einfach einen Öltank auf den Hof stellen“, erklärt der Hauptgesch­äftsführer.

Ab Oktober könnte die Lage für einige in der Branche richtig brenzlig werden. „Zu diesem Termin haben viele Gasversorg­er eine Preisverdo­ppelung angekündig­t“, sagt Eichele. Das ist vor allem für die vielen mittelstän­dischen Unternehme­n unter den rund 1500 Brauern in Deutschlan­d ein Riesenprob­lem. „Die massiv steigenden Kosten als Folge des Krieges in der Ukraine werden in der Brauwirtsc­haft tiefe Spuren hinterlass­en. Immer mehr mittelstän­dische Betriebe gehen in die Knie, Lieferkett­en stehen vor dem Kollaps“, heißt es beim Verband. Er appelliert an die Entscheidu­ngsträger in der Politik, „alle Vorhaben zu stoppen, die neue Belastunge­n für die Betriebe bringen“.

Die Gasknapphe­it ist aber nur eines der großen Probleme, mit denen die deutschen Bierbrauer gegenwärti­g zu kämpfen haben: Die globalen Lieferkett­en sind immer noch erheblich gestört. „Das gilt über alle Komponente­n hinweg: Ersatzteil­e für Maschinen, Kronkorken, Etiketten, Flaschen, Kästen, Kartons – es fehlt einfach alles“, so Eichele. Bei einigen Produkten reichten die Lieferzeit­en mittlerwei­le bis nach Weihnachte­n. Und manche Lieferante­n hätten die Preise um bis zu 80 Prozent erhöht. „Es sind aber nicht alle gezwungen, das zu tun“, sagt Eichele mit Blick auf Unternehme­n, die von der aktuellen Krise und der Knappheit profitiere­n.

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