Wetterstationen sollen beim Sparen helfen
Die Energiekrise lässt manche Sportart um ihre Existenz zittern. Einige Profi-Fußballvereine planen Änderungen für den Winter.
Die steigenden Energiekosten werden auch für Sportvereine zu einer neuen Herausforderung. Trainingsstätten müssen spätestens im Herbst wieder beheizt werden, oft braucht es ganzjährig warmes Wasser fürs Duschen, und der Stromverbrauch für Licht und andere Technik lässt sich auch nicht gänzlich reduzieren. Zahlreiche Vereine müssen daher mit deutlich höheren Ausgaben für derlei Nebenkosten rechnen. Sei es, weil sie selbst Betreiber der Sportstätten sind, oder weil die höheren Kosten seitens der Betreiber zumindest teilweise auf die Mieter umgelegt werden.
Besonders viel Energie verbrauchen Schwimmbäder und die sind vielerorts ohnehin schon ein Zuschussgeschäft für die Kommunen. Da überrascht es kaum, dass nicht nur darüber diskutiert wird, wie sich möglichst viel Energieverbrauch sparen lässt, sondern auch, welche Einrichtungen eventuell nicht weiter betrieben werden. Der Deutsche Städtetag hat bereits vorgeschlagen, dass Hallenbäder geschlossen werden sollten.
Ein Vorstoß, der vor allem bei den Sportverbänden auf Widerstand stößt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fordert die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen auf, für das Schwimmen lernen geeignete Bäder oder Wasserflächen so lange wie möglich geöffnet zu halten. Das gelte im weiteren Verlauf des Jahres auch für Sporthallen.
Der Landessportbund NRW unterstützt diese Forderungen. „Gerade für unsere Kinder und Jugendliche sind gesicherte Bewegungsangebote ein absolutes Muss. Die drastischen Corona-Einschränkungen haben deutlich gezeigt, welche sozialen und gesundheitsschädlichen Auswirkungen ein Mangel an Sportmöglichkeiten verursacht. Dies darf sich nicht wiederholen“, sagte LSBPräsident Stefan Klett.
Der DOSB stellt aber nicht nur Forderungen, er macht auch konkrete Vorschläge, wie Gas und Strom gespart werden und die Sportstätten von fossiler Energie unabhängiger werden könnten. So sei es auf vielen Hallendächern möglich, Solaranlagen anzubringen, die das Gebäude
mit Strom versorgen.
Zusammen mit der Bäderallianz hat der Verband einen Drei-StufenPlan für die zumeist gasbetriebenen Bäder für den Fall einer Gasnotlage entwickelt. Stufe eins sieht demnach die Abschaltung der hochtemperierten Außenbecken vor. In Stufe zwei werden alle freizeitaffinen Becken und Saunen außer Betrieb genommen. Und in Stufe drei soll die Wassertemperatur in den verbleibenden Sport- und Lehrschwimmbecken auf 26 Grad Celsius abgesenkt werden.
Auch die Profivereine im Fußball machen sich Gedanken, was sie zum Energiesparen beitragen können. Bei Bayer 04 Leverkusen achte man bereits seit langem auf Energieoptimiertes Heizen, um Ressourcen nicht unnötig zu verbrauchen, teilte der Verein mit. In der BayArena werde weder Gas noch Öl genutzt, sondern Ökostrom und Fernwärme. Auch in Mönchengladbach wurde der Borussia-Park Anfang 2021 komplett auf Ökostrom umgestellt. Ähnlich sieht es bei Borussia Dortmund
aus. Auf dem Stadiondach ist in Dortmund zudem eine Photovoltaikanlage installiert.
Borussia Mönchengladbach hat mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar die Temperatur für beheizte Räume bereits um zwei Grad abgesenkt, teilte der Verein mit. Pro Grad, das abgesenkt wird, spare man sechs Prozent der Energiekosten ein. In Fortuna Düsseldorfs Heimspielstätte wird es ebenfalls kühler. D.Live, der Betreiber der Düsseldorfer Arena, hat in Abstimmung mit dem Verein beschlossen, dass die Temperaturen in den VIP-Logen und im Merkur-Business-Club um zwei Grad gesenkt werden. „Die Promenadenflächen werden zukünftig auch bei kaltem Wetter nicht mehr mit beheizt“, teilte D.Live mit. Das Licht sei dort bereits weitgehend auf LED-Beleuchtung umgestellt. Das bedeute eine
Energieeinsparung um fast 50 Prozent zu vorher.
Kühlere Räume, energieeffiziente Technik – das alles hilft den Vereinen beim Energiesparen. Dennoch gibt es gerade im besonders kritischen Bereich Gas besonders große Energiefresser bei den Arenen und Trainingsanlagen. „Die Bundesligisten müssen eine ständige Verfügbarkeit der Stadien gewährleisten. Dabei ist einer der größten Energieverbraucher im Borussia-Park die Rasenheizung“, betont Borussia Mönchengladbach. Ein Faktor, der auf fast alle Profivereine im Fußball zutrifft.
Bei Fortuna Düsseldorf soll auf dem Trainingsplatz daher die Rasenheizung in dieser Saison ausgesetzt werden. Auch in Mönchengladbach plant man eine Umstellung bei der Beheizung des Rasens: „Wir haben eine Rasenheizung im Stadion sowie eine in einem Trainingsplatz der Lizenzmannschaft. Die Rasenheizung lediglich zur Frostfreihaltung der Flächen einzusetzen, wird bereits die Einsatzstunden reduzieren.“Die Beheizung des Trainingsplatzes würde beispielsweise durch die Anpassung von Trainingszeiten ausgesetzt oder minimiert. „Trainiert man mehr zum Mittag hin und weniger in den Abend hinein, macht das im Gasverbrauch schon einen Unterschied. Dies wurde bei Borussia auch in den vergangenen Kälteperioden schon so gelebt. Zudem können Borussias Greenkeeper die Rasenheizung ganz individuell und rund um die Uhr über ein Tool von ihrem Handy aus steuern und genau zwischen Wettervorhersage und tatsächlichen Gegebenheiten steuern.“
In der BayArena ist die Rasenheizung mit einer Wetterstation gekoppelt. Das stelle den Einsatz tatsächlich nur im konkreten Bedarfsfall sicher, teilte Bayer 04 Leverkusen mit. In Mönchengladbach geht man zudem davon aus, dass die WinterWM in Katar für die Vereine den Vorteil mit sich bringt, dass sie Energie sparen könne, da über elf Wochen kein oder nur ein eingeschränkter Trainingsbetrieb stattfindet.
Die Kühlung ihrer Sportstätten einstellen können die Eishockeyvereine nicht. Eishockey ist besonders energieintensiv. Gerade dieser Tage – bei mehr als 30 Grad Außentemperatur ist es kein günstiges Unterfangen, eine 30 mal 60 Meter große Eisfläche vorzuhalten. Der Vorteil der Düsseldorfer EG: Sie hat keine eigenen Stadien, trainiert und spielt in städtischen Hallen. Auch die Geschäftsstelle ist mit ein paar Büroräumen überschaubar. Da halten sich die Mehrkosten in Grenzen, weswegen es keine Pläne gibt, die Ticketpreise zu erhöhen.
Entspannt ist die Lage fürs Eishockey dennoch nicht, sagt Michael Staade. Der Präsident des DEGStammvereins, der sich um Jugend und Hobbyteams an der Brehmstraße kümmert, denkt schon an den Winter und falls die Energie dann wirklich knapp werden sollte: „Wir machen uns große Sorgen, dass wir Probleme kriegen und keine störungsfreie Saison haben. Das wäre die dritte nach zwei Jahren Corona, das würde unserem Sport großen Schaden zufügen.“Der braucht nun mal Eis, und das frisst Energie. „Wir haben leider keinen Plan B für unsere Sportart“, sagt Staade.