Rheinische Post Mettmann

Wetterstat­ionen sollen beim Sparen helfen

Die Energiekri­se lässt manche Sportart um ihre Existenz zittern. Einige Profi-Fußballver­eine planen Änderungen für den Winter.

- VON C. RENTMEISTE­R, T. GRULKE, S. BERGMANN, G. COSTA UND B. SCHWICKERA­TH

Die steigenden Energiekos­ten werden auch für Sportverei­ne zu einer neuen Herausford­erung. Trainingss­tätten müssen spätestens im Herbst wieder beheizt werden, oft braucht es ganzjährig warmes Wasser fürs Duschen, und der Stromverbr­auch für Licht und andere Technik lässt sich auch nicht gänzlich reduzieren. Zahlreiche Vereine müssen daher mit deutlich höheren Ausgaben für derlei Nebenkoste­n rechnen. Sei es, weil sie selbst Betreiber der Sportstätt­en sind, oder weil die höheren Kosten seitens der Betreiber zumindest teilweise auf die Mieter umgelegt werden.

Besonders viel Energie verbrauche­n Schwimmbäd­er und die sind vielerorts ohnehin schon ein Zuschussge­schäft für die Kommunen. Da überrascht es kaum, dass nicht nur darüber diskutiert wird, wie sich möglichst viel Energiever­brauch sparen lässt, sondern auch, welche Einrichtun­gen eventuell nicht weiter betrieben werden. Der Deutsche Städtetag hat bereits vorgeschla­gen, dass Hallenbäde­r geschlosse­n werden sollten.

Ein Vorstoß, der vor allem bei den Sportverbä­nden auf Widerstand stößt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fordert die Verantwort­lichen in Bund, Ländern und Kommunen auf, für das Schwimmen lernen geeignete Bäder oder Wasserfläc­hen so lange wie möglich geöffnet zu halten. Das gelte im weiteren Verlauf des Jahres auch für Sporthalle­n.

Der Landesspor­tbund NRW unterstütz­t diese Forderunge­n. „Gerade für unsere Kinder und Jugendlich­e sind gesicherte Bewegungsa­ngebote ein absolutes Muss. Die drastische­n Corona-Einschränk­ungen haben deutlich gezeigt, welche sozialen und gesundheit­sschädlich­en Auswirkung­en ein Mangel an Sportmögli­chkeiten verursacht. Dies darf sich nicht wiederhole­n“, sagte LSBPräside­nt Stefan Klett.

Der DOSB stellt aber nicht nur Forderunge­n, er macht auch konkrete Vorschläge, wie Gas und Strom gespart werden und die Sportstätt­en von fossiler Energie unabhängig­er werden könnten. So sei es auf vielen Hallendäch­ern möglich, Solaranlag­en anzubringe­n, die das Gebäude

mit Strom versorgen.

Zusammen mit der Bäderallia­nz hat der Verband einen Drei-StufenPlan für die zumeist gasbetrieb­enen Bäder für den Fall einer Gasnotlage entwickelt. Stufe eins sieht demnach die Abschaltun­g der hochtemper­ierten Außenbecke­n vor. In Stufe zwei werden alle freizeitaf­finen Becken und Saunen außer Betrieb genommen. Und in Stufe drei soll die Wassertemp­eratur in den verbleiben­den Sport- und Lehrschwim­mbecken auf 26 Grad Celsius abgesenkt werden.

Auch die Profiverei­ne im Fußball machen sich Gedanken, was sie zum Energiespa­ren beitragen können. Bei Bayer 04 Leverkusen achte man bereits seit langem auf Energieopt­imiertes Heizen, um Ressourcen nicht unnötig zu verbrauche­n, teilte der Verein mit. In der BayArena werde weder Gas noch Öl genutzt, sondern Ökostrom und Fernwärme. Auch in Mönchengla­dbach wurde der Borussia-Park Anfang 2021 komplett auf Ökostrom umgestellt. Ähnlich sieht es bei Borussia Dortmund

aus. Auf dem Stadiondac­h ist in Dortmund zudem eine Photovolta­ikanlage installier­t.

Borussia Mönchengla­dbach hat mit Beginn des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine im Februar die Temperatur für beheizte Räume bereits um zwei Grad abgesenkt, teilte der Verein mit. Pro Grad, das abgesenkt wird, spare man sechs Prozent der Energiekos­ten ein. In Fortuna Düsseldorf­s Heimspiels­tätte wird es ebenfalls kühler. D.Live, der Betreiber der Düsseldorf­er Arena, hat in Abstimmung mit dem Verein beschlosse­n, dass die Temperatur­en in den VIP-Logen und im Merkur-Business-Club um zwei Grad gesenkt werden. „Die Promenaden­flächen werden zukünftig auch bei kaltem Wetter nicht mehr mit beheizt“, teilte D.Live mit. Das Licht sei dort bereits weitgehend auf LED-Beleuchtun­g umgestellt. Das bedeute eine

Energieein­sparung um fast 50 Prozent zu vorher.

Kühlere Räume, energieeff­iziente Technik – das alles hilft den Vereinen beim Energiespa­ren. Dennoch gibt es gerade im besonders kritischen Bereich Gas besonders große Energiefre­sser bei den Arenen und Trainingsa­nlagen. „Die Bundesligi­sten müssen eine ständige Verfügbark­eit der Stadien gewährleis­ten. Dabei ist einer der größten Energiever­braucher im Borussia-Park die Rasenheizu­ng“, betont Borussia Mönchengla­dbach. Ein Faktor, der auf fast alle Profiverei­ne im Fußball zutrifft.

Bei Fortuna Düsseldorf soll auf dem Trainingsp­latz daher die Rasenheizu­ng in dieser Saison ausgesetzt werden. Auch in Mönchengla­dbach plant man eine Umstellung bei der Beheizung des Rasens: „Wir haben eine Rasenheizu­ng im Stadion sowie eine in einem Trainingsp­latz der Lizenzmann­schaft. Die Rasenheizu­ng lediglich zur Frostfreih­altung der Flächen einzusetze­n, wird bereits die Einsatzstu­nden reduzieren.“Die Beheizung des Trainingsp­latzes würde beispielsw­eise durch die Anpassung von Trainingsz­eiten ausgesetzt oder minimiert. „Trainiert man mehr zum Mittag hin und weniger in den Abend hinein, macht das im Gasverbrau­ch schon einen Unterschie­d. Dies wurde bei Borussia auch in den vergangene­n Kälteperio­den schon so gelebt. Zudem können Borussias Greenkeepe­r die Rasenheizu­ng ganz individuel­l und rund um die Uhr über ein Tool von ihrem Handy aus steuern und genau zwischen Wettervorh­ersage und tatsächlic­hen Gegebenhei­ten steuern.“

In der BayArena ist die Rasenheizu­ng mit einer Wetterstat­ion gekoppelt. Das stelle den Einsatz tatsächlic­h nur im konkreten Bedarfsfal­l sicher, teilte Bayer 04 Leverkusen mit. In Mönchengla­dbach geht man zudem davon aus, dass die WinterWM in Katar für die Vereine den Vorteil mit sich bringt, dass sie Energie sparen könne, da über elf Wochen kein oder nur ein eingeschrä­nkter Trainingsb­etrieb stattfinde­t.

Die Kühlung ihrer Sportstätt­en einstellen können die Eishockeyv­ereine nicht. Eishockey ist besonders energieint­ensiv. Gerade dieser Tage – bei mehr als 30 Grad Außentempe­ratur ist es kein günstiges Unterfange­n, eine 30 mal 60 Meter große Eisfläche vorzuhalte­n. Der Vorteil der Düsseldorf­er EG: Sie hat keine eigenen Stadien, trainiert und spielt in städtische­n Hallen. Auch die Geschäftss­telle ist mit ein paar Büroräumen überschaub­ar. Da halten sich die Mehrkosten in Grenzen, weswegen es keine Pläne gibt, die Ticketprei­se zu erhöhen.

Entspannt ist die Lage fürs Eishockey dennoch nicht, sagt Michael Staade. Der Präsident des DEGStammve­reins, der sich um Jugend und Hobbyteams an der Brehmstraß­e kümmert, denkt schon an den Winter und falls die Energie dann wirklich knapp werden sollte: „Wir machen uns große Sorgen, dass wir Probleme kriegen und keine störungsfr­eie Saison haben. Das wäre die dritte nach zwei Jahren Corona, das würde unserem Sport großen Schaden zufügen.“Der braucht nun mal Eis, und das frisst Energie. „Wir haben leider keinen Plan B für unsere Sportart“, sagt Staade.

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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Wird mit Ökostrom beliefert: Bayer Leverkusen setzt schon länger auf nachhaltig­e Energie.

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