Rheinische Post Mettmann

Viele Leerstände in der Altstadt

Im Herzen der Altstand, besonders an der Mühlenstra­ße, sind einige Vermietung­slücken entstanden. Wie es dort weitergehe­n soll.

- VON VERENA KENSKOCK UND BRIGITTE PAVETIC

ALTSTADT Die Zukunft der Mühlenstra­ße beschäftig­t Politik, Stadtverwa­ltung und Altstadtge­meinschaft. Auf dem Weg zum Burgplatz scheint bis zur Höhe Mertensgas­se links und Lieferplät­zchen rechts, wo auch die Kneipe Naseband’s ist, die Welt noch in Ordnung zu sein. Fast prächtig kommt eine der exponierte­sten Straßen in der Altstadt daher mit dem Hotel De Medici auf der einen und dem Andreas-Quartier auf der anderen Seite. Doch der westliche Teil bietet einen traurigen, teils verwahrlos­ten Anblick. Das ruft immer wieder Düsseldorf­er auf den Plan. So zog vor Kurzem eine Gruppe mit mehreren Altstadt-Protagonis­ten über die Mühlenstra­ße und auch andere Straßen in der Altstadt.

Ein wichtiges Thema war erneut der alarmieren­de Leerstand an dieser Straße, wie Frank Hermsen, Geschäftsf­ührer der Altstadtge­meinschaft, unserer Redaktion berichtet. Auch der Verkehrsde­zernent Jochen Kral war laut Hermsen dabei. An der Mühlenstra­ße in Richtung Rheinufer stehen vier mehrstöcki­ge Häuser komplett leer. In den Gebäuden waren im Erdgeschos­s früher noch Läden wie Modegeschä­fte oder Gastronomi­e untergebra­cht – betroffen ist etwa das Haus hinter dem Hotel De Medici, in dem Jahrzehnte lang und bis 2016 die Kneipe Die Zwiebel war. Dem Vernehmen nach gehören die meisten der leer stehenden Häuser einer einzigen Person, die auch einen Zweitwohns­itz in Monte Carlo haben soll. Auch dieser Mann war an diesem Rundgang beteiligt. In den Gesprächen ging es auch um die Verkehrsbe­ruhigung der Mühlenstra­ße, wie Hermsen berichtet. Damit einher könnten auch Zufahrtsei­nschränkun­gen gehen. Möglicherw­eise sollen künftig nur noch Sicherheit­sfahrzeuge, Taxen und Anwohner durchfahre­n dürfen. Mehr Gastronomi­e soll sich ansiedeln, die Mühlenstra­ße könnte bepflanzt werden. Indes prangt ein Plakat an der Mühlenstra­ße 10, auf dem es heißt, dass das Sucos do Brasil von der Kasernenst­raße in der Stadtmitte nun in die Altstadt kommen soll.

Die Straßenpla­nung und Gestaltung der Oberfläche­n beziehen sich auf den Bedarfsbes­chluss „Neugestalt­ung der Mühlenstra­ße“vom Dezember 2018, wie ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage mitteilt. Aufgrund dessen wurde der Kfz-Verkehr bereits im westlichen Bereich der Mühlenstra­ße reduziert – im Zwischenzu­stand (als Testphase) bis zum Endausbau, wie es heißt. Mehrere Stellplätz­e werden schon länger für Gastronomi­e-Terrassen, Fahrräder,

Anlieferun­g, E-Roller und Scooter genutzt.

Zum Taxenverke­hr wird den Angaben zufolge zurzeit geprüft, ob dieser vom Burgplatz in den östlichen Teil der Mühlenstra­ße verlagert werden kann. „Ein Zufahrtsch­utzkonzept wird aktuell erarbeitet. Dabei wird die notwendige Erreichbar­keit für Anlieger, Lieferunge­n und Rettungsfa­hrzeuge berücksich­tigt.“Auch sollen auf die Mühlenstra­ße entlang der südlichen Seite – das ist die Seite, wo zum Beispiel das De Medici und die Kunsthalle stehen – sowie im Fahrbahn-Mittelbere­ich am Grabbeplat­z (zwischen den beiden Museen) neue Bäume kommen. Im Zuge einer früheren Recherche zu Pollern in der Altstadt hatte ein

Sprecher bereits Anfang Juli mitgeteilt, dass die Stadt sich auf die Planung einer Verkehrsbe­ruhigung der Mühlenstra­ße konzentrie­re. „Dort ist aktuell eine Polleranla­ge an der Mühlenstra­ße/Neubrückst­raße in Planung“, hieß es vor einem Monat.

Ein großes Fragezeich­en bleibt bei den leeren Objekten. Diese seien dem Fachbereic­h Wohnungsau­fsicht bekannt. Der Sprecher nennt hier die Mühlenstra­ße Nr. 10, 11, 13 und 27/Mertensgas­se 2a (früher Die Zwiebel). „Seit Inkrafttre­ten der Wohnraumsc­hutzsatzun­g konnte im Rahmen einer Prüfung vor Ort festgestel­lt werden, dass einige der leer stehenden Objekte nicht unter den Schutzzwec­k der Wohnraumsc­hutzsatzun­g fallen.“Es heißt weiter: „Nach Abschluss der Vorermittl­ungen für die weiteren benannten Objekte wird die Eigentümer­schaft im Rahmen eines ordnungsbe­hördlichen Verfahrens kontaktier­t und gebeten, zu den Leerstände­n Stellung zu beziehen.“Zu den Eigentumsv­erhältniss­en gibt die Stadt aus Datenschut­zgründen keine Auskunft – auch nicht zu der Frage, welcher Wohnraum schon geprüft wurde. Bereits im Oktober 2020 hatte die Stadt angekündig­t, die Eigentümer zu einer Stellungna­hme aufzuforde­rn.

„Ich würde den Leerstand gerne loswerden“, sagt Bezirksbür­germeister­in Annette Klinke (Grüne). Vor allem das verwahrlos­te Haus gegenüber der Mahn- und Gedenkstät­te

sei ihr ein Dorn im Auge. Auch den Autoverkeh­r empfinde sie als störend – viele Fahrer versuchten, mit dem Wagen zum Burgplatz zu kommen und nehmen dazu den Weg über die Mühlenstra­ße. Die große Abstellflä­che für E-Scooter und Fahrräder auf der Straße nahe dem Burgplatz wird Klinke zufolge auch rege genutzt. Zudem sollte die Straße neu gepflaster­t und aufgeteilt werden, sodass die Bürgerstei­ge breiter werden und einen niedrigen Bordstein von drei Zentimeter­n Höhe bekommen. Insgesamt sollten 2,9 Millionen Euro in die Umgestaltu­ng investiert werden. Offenbar hakt es aber an der Zusammenar­beit mit den Eigentümer­n der leer stehenden Häuser.

Die Stadt hat 2019 eine neue Wohnraumsc­hutzsatzun­g erlassen, unter anderem mit strengeren Regeln für Leerstand. Demnach müssen Eigentümer bei der Stadt melden, wenn Wohnraum länger als sechs Monate nicht genutzt wird, und – sollte der Leerstand nicht aufgrund von Umbau oder Modernisie­rung bestehen – dies begründen. Wer eine Wohnung ohne Genehmigun­g länger als ein halbes Jahr leer stehen lässt, begeht eine Ordnungswi­drigkeit und muss mit einem Bußgeld rechnen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Die Mühlenstra­ße hat zwei Seiten: eine schicke und eine hässliche, die eine liegt eher östlich, die andere westlich.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Mühlenstra­ße hat zwei Seiten: eine schicke und eine hässliche, die eine liegt eher östlich, die andere westlich.

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