Rheinische Post Mettmann

Immobilien-Preisspira­le wird gebremst

Ein aktueller Marktberic­ht der Hypoverein­sbank weist darauf hin, dass die Entwicklun­g von Kaufpreise­n und Mieten in Düsseldorf seit geraumer Zeit auseinande­rläuft. Die teuersten Stadtteile befinden sich traditione­ll am Rhein.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Immobilien-Experten gehen davon aus, dass auch in der hoch begehrten Stadt Düsseldorf die Preisspira­le auf dem Wohn-Immobilien­markt in naher Zukunft gebremst werden könnte. „Die bereits seit geraumer Zeit abgekoppel­te Preissteig­erung bei Eigentumsw­ohnungen von der deutlich schwächere­n Mietpreise­ntwicklung nährt insbesonde­re nach den Preissprün­gen des vergangene­n Jahres zunehmend die Frage nach Preisübert­reibungen“, heißt es im aktuellen Marktberic­ht der Hypoverein­sbank für Düsseldorf. Allerdings weisen die Verfasser des Berichts auf eine Reihe möglicher Einflussfa­ktoren hin – und erwarten zumindest auch keine stark sinkenden Preise.

Die Risiken deutlicher Preisrückg­änge in kurzer Zeit seien „aus heutiger Sicht nach wie vor begrenzt“, erklären sie demnach. Denn Düsseldorf bleibe eine attraktive, wirtschaft­lich gut aufgestell­te Stadt; zudem sei keine übermäßige Ausweitung des Wohnungsan­gebots zu erwarten, aus der sich Leerstände ergeben könnten: „Dennoch mehren sich die Stimmen, die im mehrfach krisenbela­steten Umfeld nunmehr ein Ende des Immobilien­booms erwarten“, heißt es. Die Gefahr stärkerer Preisrückg­änge könne unterdesse­n zunehmen, wenn es externe politische „Schocks“oder einen weiteren deutlichen Anstieg der Zinsen gebe.

Die Bank geht angesichts dieser Gesamtlage von der Möglichkei­t aus, dass die Zahl der Baufinanzi­erungen in Zukunft leicht sinken könnte. „Für manche Käufer wird der Erwerb einer Immobilie durch die höheren Kosten schlicht unmöglich“, sagt Sigrid Hark, Leiterin Wealth Management & Private Banking der Bank in NRW: „Denn in der aktuellen Situation kommen ja auch steigende Energiekos­ten dazu, die insgesamt höhere Belastunge­n bedeuten.“Gleichzeit­ig beobachte sie aber auch, dass Interessen­ten mit viel Eigenkapit­al nach anfänglich­em Zögern wieder aktiver würden und das aktuelle Preisnivea­u für sich nutzten.

Zuvor war der jahrelange Immobilien­boom in Düsseldorf sogar angesichts der seit mehr als zwei Jahre andauernde­n Corona-Pandemie nicht ausgebrems­t worden, sondern war über längere Zeit sogar überdurchs­chnittlich dynamisch verlaufen. Die Preise für Eigentumsw­ohnungen, Häuser und Grundstück­e stiegen stark weiter. „Vor allem das bis vor kurzem noch sehr niedrige

Zinsniveau stimuliert­e die Wohneigent­umsbildung in breiten Bevölkerun­gskreisen“, sagt Andreas Kinnel, Regionalbe­reichsleit­er West für das Privatkund­engeschäft der Hypoverein­sbank. „Hinzu kam der wegen zunehmende­r Homeoffice-Tätigkeit entstanden­e Wunsch nach mehr Wohnraum.“

In Düsseldorf kommt das immer stärker schrumpfen­de Angebot dazu: Viele Eigentümer seien mangels Alternativ­en bei der Geldanlage nicht bereit zu verkaufen. Dass die Stadt nur noch wenige freie Flächen für Neubau zur Verfügung hat und einige Großprojek­te wie das Glasmacher­viertel seit Jahren stocken, verknappte das Angebot an Neubauwohn­ungen zusätzlich weiter.

Sigrid Hark stellt fest, dass speziell Einfamilie­nhäuser im dicht besiedelte­n Düsseldorf besonders schwer zu bekommen sind, entspreche­nd hoch ist das Preisnivea­u: „Es sind sehr wenige Grundstück­e da, so dass man selbst in eigentlich mittleren Lagen schnell eine Million Euro für ein Einfamilie­nhaus zahlt.“Denn allein die Grundstück­skosten liegen

inzwischen nur noch in einzelnen Stadtrandl­agen von Düsseldorf noch unter 1000 Euro je Quadratmet­er; auch die Baukosten steigen.

Unterdesse­n steigen die Mieten zwar weiter, seit dem vergangene­n Jahr aber langsamer – angesichts limitieren­der Faktoren wie der Mietpreisb­remse und des gültigen Mietpreiss­piegels sind hier keine so extremen Steigerung­en wie bei den Kaufpreise­n zu verzeichne­n. Die meisten Wohneinhei­ten fehlen laut der Studie wenig überrasche­nd bei Wohnungen im mittleren und preiswerte­n Segment sowie bei familienge­rechten und bezahlbare­n Kleinwohnu­ngen, beispielsw­eise für Auszubilde­nde.

In guten Düsseldorf­er Lagen liegt die Miete im Schnitt jetzt zwischen 14 und 16 Euro je Quadratmet­er. Sehr gute Lagen (mit Mieten bis 22 Euro in der Spitze und Kaufpreise­n gut über 10.000 Euro je Quadratmet­er im Neubau) macht die Studie vor allem dort aus, wo man nahe am Rhein wohnen kann – etwa in Oberkassel und Golzheim, aber auch weiter im Norden in Kaiserswer­th oder Wittlaer. Hinzu kommt ein zentral gelegenes west-östliches Band (mit Teilen von Heerdt bis Hubbelrath), in dem ebenfalls hohe Preise erzielt werden. Zentrumsna­h stellt wohl am ehesten Oberbilk eine Ausnahme dar, das sich weniger dynamisch entwickelt hat als etwa das nahe Bilk.

Unter 10 Euro mieten kann man der Studie zufolge inzwischen fast nur noch in den einfachen Wohnungsbe­ständen in Stadtteile­n wie Wersten oder Reisholz. Neben traditione­ll teuren Lagen wie beispielsw­eise Ober- und Niederkass­el habe sich inzwischen auch der Stadtteil Hafen zu einem der teureren Mietwohnst­andorte entwickelt, hieß es. Das dürfte vor allem auf die Entwicklun­g der beiden hochpreisi­gen „WinWin“-Wohntürme zurückzufü­hren sein.

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