Ein Dauerfeuer des herzhaften Lachens
Kabarettist Kai Magnus Sting begeisterte mit Geschichten über den Ruhrpott im ausverkauften WIR-Haus.
WÜLFRATH Und wieder war überregionale Prominenz zu Gast in Wülfrath. Der aus Funk und Fernsehen bekannte Kabarettist Kai Magnus Sting trat mit seinem aktuellen Programm „Hömma, so isset!“im Rahmen der Reihe „Kultur am Montag“im WIR-Haus auf.
„Vierte Veranstaltung hier, und zum vierten Mal ausverkauft“, freute sich WIR-Vorstandsmitglied Lothar Müller. Und nicht nur ausverkauft, regelmäßig gibt es viel mehr Nachfrage als Plätze, die nach den ersten Erfahrungen mit überfüllten Sälen auf 50 begrenzt wurden. Für Kai Magnus Sting warteten einige sogar bis zum Beginn vor der Tür darauf, dass irgendjemand doch nicht erscheint und noch ein Platz frei wird.
Sie wussten genau, warum. Denn Kai Magnus Sting war nicht von ungefähr bereits in den renommiertesten Kabarett-Shows zu Gast. Mit einer Mischung aus Alltagsgeschichten aus dem Ruhrpott, liebevoller, aber messerscharfer Analyse seiner „Landsleute“und ihrer Sprache, und seiner schnellen und leidenschaftlichen Vortragsweise, die scheinbar so gar nicht zu seinem Erscheinungsbild eines deutschen Beamten passt, entfachte der Duisburger auch in Wülfrath ein Dauerfeuer des herzhaften Lachens. Etwa, wenn er feststellt, dass im Ruhrgebiet Dialoge völlig normal sind, für die man an anderen Orten „eingewiesen“werden würde. Als eine Kundin in der Bäckerei ein Mettbrötchen bestellte, habe die Verkäuferin gefragt: „Mit oder ohne Zwiebeln? Zwiebeln habe ich aber grad nicht da“.
Kai Magnus Sting ist zugleich glaubwürdiger
Teil der großen Ruhrpott-Familie und ihr Beobachter. Es sei ein ganz eigenes Völkchen mit bauernschlauem Pragmatismus, trockenem Humor und tiefenentspannten Umgangsformen.
„‘Hömma‘, ‚simma‘, ‚siehsse‘, das ist Melodik“, beschreibt Sting die Sprache seiner Heimat.
Seine „Omma“– eine einfache, aber herzensgute Frau – habe das perfekt beherrscht. „Trink nich so schnell, sonst krisse was am Magen“, habe sie den achtjährigen Kai Magnus (heute 44) gewarnt. „‘Krisse‘ ist im Ruhrgebiet eine akzeptable Diagnose, damit können Sie sich krankschreiben lassen“, versichert der Schnellsprecher. Und wenn man an irgendeinem Hauptbahnhof in Deutschland „hömma“rufe, würden sich gleich mehrere Ruhrpottler umdrehen. „So international sind wir“.
Natürlich nimmt der Komiker und Krimiautor auch die Eigenheiten der anderen und seiner selbst aufs Korn. An Autobahnbaustellen steht immer ein Schild „Wir bauen für Sie“, und an deren Ende „Danke für Ihr Verständnis“. Was das solle, fragt sich Sting, denn er habe kein Verständnis mehr. „Wieso bauen Sie etwas für mich? Ich will das gar nicht!“.
Oder die aktuelle Mode der modernen Küchen mit Kochblock mitten im Raum: „Warum überhaupt, wenn se doch alle Veganer sind? Aber kommunikativ ist es, sagen se“.
Er selber könne sich gut amüsieren über die Tragödien des Alltags. Am Bahnsteig beobachte er gerne, wie Menschen die Treppen hoch- gerannt kommen und 30 Sekunden verzweifelt an die Fenster des Regionalexpresses hämmern, der dann doch vor ihrer Nase wegfährt. „Da rufe ich dann ‚siehsse‘. Gut, ich krieg öfter eins aufs Maul, aber immerhin hat man mal kommuniziert“.