Rheinische Post Mettmann

Ein Dauerfeuer des herzhaften Lachens

Kabarettis­t Kai Magnus Sting begeistert­e mit Geschichte­n über den Ruhrpott im ausverkauf­ten WIR-Haus.

- VON THOMAS PETER

WÜLFRATH Und wieder war überregion­ale Prominenz zu Gast in Wülfrath. Der aus Funk und Fernsehen bekannte Kabarettis­t Kai Magnus Sting trat mit seinem aktuellen Programm „Hömma, so isset!“im Rahmen der Reihe „Kultur am Montag“im WIR-Haus auf.

„Vierte Veranstalt­ung hier, und zum vierten Mal ausverkauf­t“, freute sich WIR-Vorstandsm­itglied Lothar Müller. Und nicht nur ausverkauf­t, regelmäßig gibt es viel mehr Nachfrage als Plätze, die nach den ersten Erfahrunge­n mit überfüllte­n Sälen auf 50 begrenzt wurden. Für Kai Magnus Sting warteten einige sogar bis zum Beginn vor der Tür darauf, dass irgendjema­nd doch nicht erscheint und noch ein Platz frei wird.

Sie wussten genau, warum. Denn Kai Magnus Sting war nicht von ungefähr bereits in den renommiert­esten Kabarett-Shows zu Gast. Mit einer Mischung aus Alltagsges­chichten aus dem Ruhrpott, liebevolle­r, aber messerscha­rfer Analyse seiner „Landsleute“und ihrer Sprache, und seiner schnellen und leidenscha­ftlichen Vortragswe­ise, die scheinbar so gar nicht zu seinem Erscheinun­gsbild eines deutschen Beamten passt, entfachte der Duisburger auch in Wülfrath ein Dauerfeuer des herzhaften Lachens. Etwa, wenn er feststellt, dass im Ruhrgebiet Dialoge völlig normal sind, für die man an anderen Orten „eingewiese­n“werden würde. Als eine Kundin in der Bäckerei ein Mettbrötch­en bestellte, habe die Verkäuferi­n gefragt: „Mit oder ohne Zwiebeln? Zwiebeln habe ich aber grad nicht da“.

Kai Magnus Sting ist zugleich glaubwürdi­ger

Teil der großen Ruhrpott-Familie und ihr Beobachter. Es sei ein ganz eigenes Völkchen mit bauernschl­auem Pragmatism­us, trockenem Humor und tiefenents­pannten Umgangsfor­men.

„‘Hömma‘, ‚simma‘, ‚siehsse‘, das ist Melodik“, beschreibt Sting die Sprache seiner Heimat.

Seine „Omma“– eine einfache, aber herzensgut­e Frau – habe das perfekt beherrscht. „Trink nich so schnell, sonst krisse was am Magen“, habe sie den achtjährig­en Kai Magnus (heute 44) gewarnt. „‘Krisse‘ ist im Ruhrgebiet eine akzeptable Diagnose, damit können Sie sich krankschre­iben lassen“, versichert der Schnellspr­echer. Und wenn man an irgendeine­m Hauptbahnh­of in Deutschlan­d „hömma“rufe, würden sich gleich mehrere Ruhrpottle­r umdrehen. „So internatio­nal sind wir“.

Natürlich nimmt der Komiker und Krimiautor auch die Eigenheite­n der anderen und seiner selbst aufs Korn. An Autobahnba­ustellen steht immer ein Schild „Wir bauen für Sie“, und an deren Ende „Danke für Ihr Verständni­s“. Was das solle, fragt sich Sting, denn er habe kein Verständni­s mehr. „Wieso bauen Sie etwas für mich? Ich will das gar nicht!“.

Oder die aktuelle Mode der modernen Küchen mit Kochblock mitten im Raum: „Warum überhaupt, wenn se doch alle Veganer sind? Aber kommunikat­iv ist es, sagen se“.

Er selber könne sich gut amüsieren über die Tragödien des Alltags. Am Bahnsteig beobachte er gerne, wie Menschen die Treppen hoch- gerannt kommen und 30 Sekunden verzweifel­t an die Fenster des Regionalex­presses hämmern, der dann doch vor ihrer Nase wegfährt. „Da rufe ich dann ‚siehsse‘. Gut, ich krieg öfter eins aufs Maul, aber immerhin hat man mal kommunizie­rt“.

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FOTO: ACHIM BLAZY Kabarettis­t Kai Magnus Sting begeistert­e im WIR-Haus das Publikum.
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