Schüler nennen Erdkunde-Klausur unfair
Die Abi-Prüfung sei zu schwer und thematisch kaum vorbereitet gewesen. Jetzt läuft eine Petition.
DÜSSELDORF Kaum sind die ersten Klausuren beim NRW-Abitur geschrieben, schon gibt es auch die ersten, sehr bitteren Beschwerden. Als sie am Dienstagmorgen die Prüfungsunterlagen für die ErdkundeLeistungskurs-Klausur zu Gesicht bekamen, hätten sie nicht schlecht gestaunt, sagen Schüler: Auf die Aufgaben seien sie gar nicht richtig vorbereitet gewesen. Eine Petition auf der Plattform Change.org fordert „die Anhebung aller Notenpunkte um mindestens einen Punkt“. Sie wurde bis Freitagnachmittag mehr als 4000 Mal unterzeichnet.
Die Petition bemängelt die Auswahl der Prüfungsaufgaben. „Eine Klausur zum Thema Energie in Namibia, ein Londoner Stadtprojekt und eine zum Thema Bulgarien/EU-Raumstrukturen“,
heißt es in dem Text: Das seien drei „absolute Nischenthemen“gewesen, „die als Abiturklausur völlig ungeeignet sind“; sie seien bei vielen auch im Unterricht kaum behandelt worden. Die allermeisten jungen Leute hätten sich auf die Themenbereiche Landwirtschaft, Tourismus oder Strukturwandel vorbereitet. „Doch nichts davon kam dran.“
Unter der Petition sammeln sich überwiegend unterstützende Kommentare. „Sehr schwer und unfair“sei die Klausur gewesen, eine „ungeheure Zumutung“oder „sehr umfangreich, zeitlich unmöglich zu lösen und sehr komplex“. Man habe sich intensiv vorbereitet und habe das Gelernte gar nicht auf die
Auswahlthemen anwenden können, und inhaltlich seien diese zu überlappend gewesen: „Das ist ja genau so, als würde es in einer DeutschKlausur drei Gedichte zur Auswahl geben, und alle Schülerinnen und Schüler, die Probleme mit Lyrik haben, können das Wissen nicht präsentieren?“, schreibt eine Nutzerin. Eine andere erklärt, ihre Tochter habe mitgeschrieben „und war danach am Boden zerstört wegen der Themenauswahl, die sie als sehr unfair empfand“, so die Mutter: „Wochenlanges Lernen für die Katz.“
Natürlich kann jeder, der es will, so eine Petition unterstützen – auch ohne persönliche Betroffenheit und aus jeweils eigenen Gründen. Einer der Kommentatoren legt ausführlich dar, dass er alle Beschwerden für völlig haltlos hält, aber trotzdem unterzeichne: Einen extra Notenpunkt würde er mitnehmen.
Das Land weist die Vorwürfe der Schülerinnen und Schüler vollumfänglich zurück. „Das Schulministerium sieht weder Prüf- noch Handlungsbedarf“, erklärte ein Sprecher. Die Aufgaben hätten im Schwierigkeitsgrad den Klausuren der vergangenen Jahre, den Abiturvorgaben und dem Kernlehrplan entsprochen.
Der Philologenverband NRW hatte an der Prüfung ebenfalls nichts auszusetzen. „Alle Rückmeldungen durch Lehrkräfte dazu sehen die Aufgaben für machbar an, der Schwierigkeitsgrad wird durchgehend als angemessen eingestuft“, hieß es von der Organisation.
„Das Schulministerium sieht weder Prüf- noch Handlungsbedarf“Ein Sprecher des Ministeriums