Rheinische Post Mettmann

Der Unitas-Erfolg hat viele Väter (und Mütter)

In der Corona-Krise droht die Auflösung der Oberliga-Mannschaft, doch der Kampfgeist der Haaner Handballer versetzt Berge. Ein akribisch arbeitende­r Vorstand schafft im Hintergrun­d die Basis für den Aufstieg in die Regionalli­ga, den das Team sportlich per

- VON BIRGIT SICKER

Haan Die Rückkehr in die Regionalli­ga nach 18 Jahren Abstinenz war für die Unitas-Handballer ein langer und steiniger Weg, der 2020 in einer Sackgasse zu enden schien. Vor allem die Diskussion­en in der Haftmittel­frage verschliss­en viel Kraft – bei den Verantwort­lichen, aber auch bei den Sportlern. Die Auswirkung­en der Corona-Krise machten dem Klub zudem finanziell zu schaffen. Deshalb kündigte der damalige Vorsitzend­e Wolfgang Goeken an: „Wir können Oberliga spielen, aber ohne Haftmittel.“Etwas diplomatis­cher formuliert­e es Martin Blau, damals zuständig für den Bereich Sponsoring: „Wenn wir ehrlich sind, geht es nicht mit Haftmittel. Momentan hat sich alles zugespitzt, deshalb können wir nicht verbindlic­h sagen, dass wir genug Geld zusammenbe­kommen, um die Reinigung bezahlen zu können.“

Aussagen, die die Handballer ins Mark trafen. Chefcoach Kai Müller und Co-Trainer Kai Wupper verabschie­deten sich, einige Spieler ebenfalls. Der Oberligist stand vor einem Scherbenha­ufen, es drohte der freiwillig­e Rückzug aus der Klasse. Die eingefleis­chten Unitas-Handballer packten jedoch ihr Kämpferher­z aus. Christian Peters, Trainer der zweiten Mannschaft zählte zu den treibenden Kräfte, unterstütz­t von Ex-Kapitän Moritz Blau. Im Verbund schafften sie es, viele ehemalige Unitas-Größen, die zum Teil schon zu Regionalli­ga-Zeiten für den Klub aufliefen, von einem Engagement zu überzeugen. Zu den prominente­n Rückkehrer­n gehörte zum Beispiel Monthy Kreisköthe­r. Und im Oktober 2020 übernahm Ronny Lasch den Posten als Chefcoach bei der Unitas, gab dafür kurzfristi­g sein

Amt als Co-Trainer des Regionalli­gisten SG Langenfeld auf – durchaus mit schlechtem Gewissen, betonte jedoch: „Langenfeld ist mein Zuhause, aber an Haan hängt mein Herz.“

Innerhalb von zwei Wochen stand das neue Oberliga-Team. Nur zwei Monate später stellte sich auch der Vorstand neu auf. Seither ziehen Uli Bönig als Vorsitzend­er sowie Stefan Panthel als sein Stellvertr­eter und Manager im Verein die Fäden. Eine wichtige und wegweisend­e Personalen­tscheidung im Klub.

In der abgebroche­nen Saison 2020/21 verhalf die Corona-Pandemie zum Klassenerh­alt. 2021/22 landete die Unitas auf Rang drei, holte 2022/23 den Vizetitel – und bejubelte jetzt mit dem neuen Chefcoach David Horscht den vorzeitige­n Titelgewin­n und Aufstieg. Erschöpft, aber mit einem breiten Grinsen nahm er nach dem Sieg im Gipfelduel­l gegen den LTV Wuppertal die Glückwünsc­he entgegen. „Wir haben am Sonntag standesgem­äß gefeiert, am Dienstag etwas gekickt und am Donnerstag wieder trainiert“, berichtet er und sagt auf Nachfrage: „Es war der prestigetr­ächtigste Aufstieg, den ich als Trainer mitgemacht habe. Und er war hinten raus relativ ungefährde­t – das ist schön.“Dabei vergisst der 37-Jährige aber auch die vielen Helfer im Hintergrun­d nicht: „Wenn man überlegt, wieviele ehrenamtli­ch schon sehr lange dabei sind und versucht haben, diesen Schritt für den Verein zu gehen – auch für die freue ich mich einfach. Wir stehen im Fokus, aber sie halten uns den Rücken frei und bekommen zu wenig Dank dafür.“

Die Trümpfe der Unitas? „Die Kaderbreit­e“, antwort Horscht ohne zu Zögern und erläutert: „Über viele Wochen und Monate hatten wir drei bis fünf Verletzte im Kader. Mit Hilfe der zweiten Mannschaft konnten wir das auffangen. In den letzten Jahren hat das Team aber auch gelernt, mit dem Druck umzugehen und die Ruhe nicht zu verlieren. Und die Spieler hatten eine

Oberliga Gruppe 1 taktische Linie, auf die sie zurückgrei­fen konnten, wenn es mal nicht so lief. Das hat dazu geführt, dass wir auch das eine oder andere enge Spiel gewonnen haben.“

Den Verlauf der Partie gegen den LTV Wuppertal nennt Horscht ein Spiegelbil­d der Saison. Der UnitasTrai­ner analysiert: „Meistens haben die Gegner in der ersten Halbzeit noch gut mitgehalte­n und dann später abgebaut.“So musste auch der LTV in der Schlusspha­se seinem Kräftevers­chleiß Tribut zollen.

In der Schlusspha­se der Saison gehen die Haaner Handballer mit einer dezimierte­n Mannschaft an den Start. Die angeschlag­enen Felix Korbmacher, Steffan Hambrock und Marcel Billen bekommen eine Ruhephase verordnet. Dazu verzichtet Horscht auf Hilfe aus der Zweiten, die selbst ein wichtiges Spiel vor der Brust hat. Das Ziel bei der abstiegsge­fährdeten Turnerscha­ft St. Tönis (Sonntag, 17 Uhr) ist dennoch klar definiert. „Gewinnen wollen wir immer, auch wenn die Vorzeichen schwierig sind“, betont Horscht.

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FOTO: ARCHIV/KÖHLEN Schon zu Saisonbegi­nn präsentier­te sich das Oberliga-Team mit breiter Brust – jetzt freut es sich auf die Abschlussf­ahrt nach Mallorca.

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