Rheinische Post Mettmann

Anlieger lehnen autofreies Stück Kö ab

Nach der politische­n Entscheidu­ng für eine autofreie Königsalle­e rund um den Corneliusp­latz warnt die IG Kö vor den Folgen. Der Einzelhand­elsstandor­t werde so „bekämpft“. Der Architekt des Platzes sieht jedoch die Chancen.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die Kö-Anlieger üben massive Kritik an der politische­n Entscheidu­ng für einen autofreien Corneliusp­latz. Der Vorsitzend­e der IG Kö, Peter Wienen, spricht von einem Pyrrhussie­g – also einem teuer erkauften Erfolg – den Grüne, die Fraktion Partei-Klima sowie die Linken am Mittwochab­end im Verkehrsau­sschuss für sich verbucht hätten. CDU, FDP sowie Tierschutz/ Freie Wähler hatten vergeblich gegen den Vorschlag gestimmt. Der Architekt des Platzes, Thomas Fenner, betont jedoch eher die Chancen.

Die Politik entschied mit hauchdünne­r Mehrheit, dass der nördliche Abschnitt der Kö um den Platz herum nicht mehr von Autos befahren werden soll, es sei denn, sie kommen aus dem Parkhaus am Kaufhof. Die Stadt will nun die Umsetzung prüfen und der Politik Vorschläge machen.

Wienen von der IG Kö hält das für einen großen Fehler. Er verweist darauf, dass sich gerade in diesem Bereich „weltbekann­te Juweliere“angesiedel­t haben. „Die IG Kö ist sehr dankbar, dass diese Unternehme­n Düsseldorf als einen der wenigen Standorte in Deutschlan­d ausgewählt haben.“Kunden nutzten „natürlich schon aus Sicherheit­sgründen das Automobil“.

Laut Wienen machen diese Unternehme­n internatio­nal Werbung für die Düsseldorf­er Königsalle­e. Zudem beteiligte­n sie sich an der Weihnachts­beleuchtun­g für die Prachtstra­ße, die von allen Anliegern freiwillig gezahlt werde.

An die Politiker gerichtet, die für die autofreie Kö an dieser Stelle gestimmt hatten, sagte Wienen. „Diese Grundsatze­ntscheidun­g versucht die Königsalle­e als Einzelhand­elsstandor­t zu bekämpfen.“Wienen erinnerte auch an ein Zitat des ehemaligen Oberbürger­meisters Joachim Erwin, wonach die Kö für die Düsseldorf­er das ausmacht, was für die Kölner der Dom ist. In einem Schreiben an die CDU hatte Wienen zudem betont, dass das „Automobil ein Lifestyles­ymbol“sei. „Es passt in die DNA der Königsalle­e vom Sehen und gesehen werden.“

Zudem verwies er auf die bestehende­n Architekte­nrechte. Auch Andreas Hartnigk von der CDU hatte im Ausschuss die Gefahr gesehen, dass Rechtsstre­itigkeiten oder Ersatzansp­rüche folgen könnten.

Der Architekt Thomas Fenner selbst wiederum betonte auf Nachfrage unserer Redaktion die Chancen, die die politische Entscheidu­ng mit sich bringen könne. „Warum soll ich an zehn Parkplätze­n festhalten?“Er stehe neuen Überlegung­en nicht im Wege, müsse aber erst mal die genauen Pläne kennen. Grundsätzl­ich gelte aber für ihn: „Wir planen nicht für Autos, sondern für Menschen.“Es gelte jetzt zu entwickeln, was etwa mit den wegfallend­en Parkplätze­n geschehen und wie der Raum genutzt werden soll. „Dazu müssen wir auch gefragt werden.“

Auch wenn Fenner Verständni­s für die Ansichten der Anlieger zeigt, habe er viel Sympathie für Ansätze, die den Autos weniger Platz einräumen. So sei es ein deutlicher Gewinn für die Stadt, dass mehr und mehr Parkplätze für Außengastr­onomie genutzt werden. „Das hat der Stadt gutgetan.“Bei der Kö plädiert Fenner für ein Gesamtkonz­ept. Das Auto sollte dabei nicht verteufelt

werden, aber müsse auch nicht mehr die Rolle spielen wie heute. „Man sollte auch positive Veränderun­gen für die Kö zulassen.“Grundsätzl­ich sieht er in Düsseldorf: „Wir beschäftig­en uns zu sehr mit Parkplätze­n und mit Autoverkeh­r und zu wenig mit der Stadtgesel­lschaft und anderen Verkehrste­ilnehmern, vor allem den Fußgängern.“

Im Verkehrsau­sschuss am Mittwochab­end war vor allem die Mehrheitsk­ooperation von SchwarzGrü­n aneinander­geraten. Die CDU betonte, dass es keine Probleme mit dem Platz gebe, die Verkehrsfü­hrung aber jetzt problemati­sch werden könnte. Am nördlichen Ende der Kö angekommen, wäre die Rückfahrt in Richtung Süden nur noch über Umwege möglich (da von der Theodor-Körner-Straße aus nicht links abgebogen werden darf ). Die Grünen betonten, dass der Platz keine verkehrlic­he Bedeutung habe, aber die Aufenthalt­squalität sowie die optische Erscheinun­g des Platzes gewinnen werde.

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FOTO: ANDREAS KREBS Der Corneliusp­latz aus der Vogelpersp­ektive: Künftig sollen dort keine Autos mehr einfahren, die Parkplätze nicht mehr genutzt werden dürfen. Nur die Ausfahrt aus dem Parkhaus soll bleiben.

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