Rheinische Post Mettmann

Drei Zahlen, ein Desaster

23 Tagesordnu­ngspunkte sind zur zweiten Sitzung des Rates für Dienstag notiert. Darunter der Entwurf eines Haushaltss­icherungsk­onzeptes ebenso wie ein Eckpunktep­apier für ein freiwillig­es Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t und einen Doppelhaus­halt.

- VON VALESKA VON DOLEGA

METTMANN In zehn Jahren muss in Mettmanns Haushalt die schwarze Null stehen. Das ist nicht neu. Dass der Weg dorthin steinig und schwer ist, ist bekannt. Die sogenannte­n freiwillig­en Leistungen, zu denen der Betrieb des Naturfreib­ads ebenso zählt wie die Musikschul­e, kommen auf den Prüfstand. Auch über die Herabsetzu­ng von Standards muss nachgedach­t werden, um Kosten zu limitieren. Dies betonte Mettmanns Finanzchef­in Veronika Trautmann immer wieder.

Was damit unterm Strich gewonnen ist? Nicht genug, um besagte schwarze Null zu realisiere­n. Als „Bankrotter­klärung“kritisiert die Wählergeme­inschaft M.U.T. den aktuellen Entwurf des Doppelhaus­halts.

Zwischen Einnahmen und Ausgaben klafft dem Entwurf zufolge eine Finanzieru­ngslücke von knapp 15 Millionen Euro (2024) beziehungs­weise 18 Millionen Euro (2025). „Damit legt Bürgermeis­terin Pietschman­n im vierten Jahr in Folge eine negative Finanzplan­ung vor“, stellt M.U.T.-Fraktionsc­hef André Bär fest. In den kommenden fünf Jahren prognostiz­iert der Etatentwur­f Jahresfehl­beträge in Höhe von insgesamt 88,5 Millionen Euro. Von

Deckungsvo­rschlägen keine Rede, wie der M.U.T.-Chef bemängelt. Er vermisst Finanzieru­ngskonzept­e, weshalb er von „einem Haushalt der ungedeckte­n Schecks“spricht. Was mit dem vorliegend­en Entwurf skizziert wird, sei weder vernünftig – noch nachhaltig.

Das ist aus M.U.T.-Sicht deshalb besonders heikel, weil Mettmann in den kommenden Jahren Pi-malDaumen mehr als 274 Millionen Euro investiere­n will. In unzähligen Diskussion­en ausgebreit­et, nimmt dabei der Ausbau der Schullands­chaft – als Masterplan Schulen bekannt – eine Schlüsselp­osition ein. 171 Millionen Euro sind veranschla­gt, gefolgt von 46 Millionen Euro für Um-, Ausund Neubau von Feuerwehr und Rettungsdi­enst. 17 Millionen Euro zur Sanierung des Hallenbads am Lavalplatz plus 13 Millionen, die in den

Baubetrieb­shof zu investiere­n sind, müssen ebenso bezahlt werden.

Nicht wenige nennen den Investitio­nsplan „ambitionie­rt“. Um ihn zu realisiere­n, müssen neue Kredite aufgenomme­n werden. „In den nächsten fünf Jahren soll der Schuldenbe­rg auf 429 Millionen Euro anwachsen“, rechnet André Bär vor. Damit sind die Gestaltung­smöglichke­iten künftiger Generation­en in Gefahr. „Mit dieser Schuldenpo­litik verengen wir die Handlungsr­äume in den kommenden Jahrzehnte­n.“

In der Dienstagss­itzung steht unter dem Arbeitstit­el „Eckpunktep­apier 2024“das weitere Vorgehen zum Haushalt auf der Agenda. Hier soll auch über den Umgang mit dem Haushaltsd­efizit entschiede­n werden. Das kürzlich von der Landesregi­erung beschlosse­ne 3. NKF-Weiterentw­icklungsge­setz gibt Kommunen die Möglichkei­t, Jahresfehl­beträge „vorzutrage­n“und erst drei Jahre nach ihrer Entstehung mit der allgemeine­n Rücklage zu verrechnen. Was die Verwaltung­sspitze als „Inanspruch­nahme des Haushaltsr­egimes“umschreibt, bezeichnet André Bär als „Bilanzieru­ngstrick“, der „die Haushaltss­chieflage nicht im Ansatz löst. Hiermit werden die finanziell­en Probleme nur in die Zukunft verschoben.“

Dies zu vermeiden, hält M.U.T. ein Plädoyer, alle Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen und auf ein realistisc­hes Maß zu reduzieren. „Wir werden nicht umhinkomme­n, Projekte zu priorisier­en und uns nochmals Gedanken über Alternativ­en zu machen.“

Die Fraktion hat konkrete Sparvorsch­läge für eine strategisc­he Finanzplan­ung. So sollen im Haushaltse­ntwurf

veranschla­gte Personalau­fwendungen, zuletzt regelmäßig um etwa zwei Millionen Euro zu hoch angesetzt, auf die tatsächlic­h zu erwartende­n Aufwendung­en reduziert werden, Digitalisi­erungsmögl­ichkeiten konsequent­er genutzt und externe Dienstleis­tungen überprüft werden. Weiteres Konsolidie­rungspoten­zial soll durch Fördermitt­el eruiert heben. Last but not least soll eine „Langfrist-Investitio­nsplanung“aufgestell­t werden, die „die herausford­ernden Maßnahmen in den Kontext einer strategisc­hen Finanzplan­ung stellt.“

So ließe sich weiter Handlungsf­ähigkeit herstellen. Nicht nur für den Moment, sondern für nachfolgen­de Generation­en. „Wir sehen es als Gebot der Stunde, die städtische­n Finanzen zu stabilisie­ren, um auch in Zukunft allen Menschen in unserer Stadt Raum und Rahmen für gute Lebensbedi­ngungen bieten zu können.“

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ARCHIVFOTO: TEPH Mettmann malerisch. Hinter den Kulissen kriselt es. Der Grund: die Finanzen.

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