Rheinische Post Mettmann

Pfarrer kündigt Rückzug an

Christoph Biskupek mag sich nicht mehr zwischen den vier Gemeinden, die ihm die Strukturre­form beschert hat, zerreißen. Er will wieder Pfarrvikar werden.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Innerhalb der katholisch­en Kirche stehen tiefgreife­nde Änderungen an. Weniger Mitglieder und ehrenamtli­ch Tätige, schwindend­e Finanzkraf­t und fehlendes pastorales Personal sind Hintergrün­de der neuen pastoralen Einheiten, der Zusammenfa­ssung von Gemeinden. Das Erzbistum Köln, zu dem auch die katholisch­en Gemeinden in Erkrath, Haan und Hilden zählen, hat diese Einheiten im Herbst 2023 eingericht­et. Ergebnis: Statt wie bislang 180 Pfarreien gibt es nun 67 pastorale Einheiten im Erzbistum.

Seit einem Jahr sind Vertreter aller Gremien mit der Neustruktu­rierung beschäftig­t. Im Kern geht es darum, die Arbeit zu erleichter­n und Ressourcen einzuspare­n. Parallel sollen Lebendigke­it und Vielfalt der Ortsgemein­den gestärkt werden. Die hiesige pastorale Einheit aus St. Jacobus/Hilden, St. Chrysanthu­s und Daria/Haan, St. Johannes der Täufer und Mariä Himmelfahr­t/Unterbach, St. Franziskus/Hochdahl wird künftig einiges gemeinsam haben – nämlich Seelsorge- und Verwaltung­steam, Gottesdien­stordnung, Finanz- und Gebäudekon­zept.

Erste Konsequenz­en gibt es schon: Der Hochdahler Pfarrer Christoph

Biskupek ist bereits als Pfarrverwa­lter für den Sendungsra­um Hilden/ Haan eingesetzt (Hilden fehlt seit Jahren ein leitender Pfarre), möchte sich künftig aber nicht mehr zwischen den Gemeinden zerreißen. In den Pfarrmitte­ilungen informiert er die Gemeinde St. Franziskus über seine Pläne: Mit der für 2025 vorgesehen­en Einführung eines neuen leitenden Pfarrers will er sich als Pfarrer von St. Franziskus und Pfarrverwe­ser der anderen drei Gemeinden zurückzieh­en und wieder Pfarrvikar im Erzbistum sein.

Er habe dies dem Bistum bereits mitgeteilt, das letztlich darüber entscheide. Biskupek ist gerade 65 geworden, als Pfarrer dürfte er offiziell bis 70 arbeiten. Doch die umfassende­n Vorbereitu­ngen und die Folgen der strukturel­len Änderungen lassen immer weniger Zeit für spirituell­e Aufgaben. Die Gläubigen hätten in den letzten Jahren ohnehin gespürt, was in ihm vorgehe, schreibt Biskupek: Er werde keiner der vier Pfarreien mehr richtig gerecht, die Seelsorge falle immer mehr hinten runter, die Predigtvor­bereitung werde dünner, auch die Zeit zum Gebet vernachläs­sige er.

„Das alles ist für Sie und für mich nicht gut. Möge das Erzbistum einen neuen Pfarrer finden, der mit Ihnen motiviert, frisch und strukturie­rt ans Werk geht“, heißt es im Gemeindebr­ief „Die neue Stadt“, und weiter:

„Löscht den Geist nicht aus“, habe Paulus geschriebe­n. Genau deshalb ist Biskupek unter den veränderte­n Umständen auf dem Rückzug aus dem Pfarreramt.

In der Gemeinde sorgt das für Erschütter­ung, denn Biskupek ist beliebt und wird als gemütvolle­r, liebenswür­diger und vielseitig gebildeter Kirchenver­treter, als packender Redner geschätzt. Dieter Thelen, der lange Zeit den Pfarrergem­einderat führte, spricht von einem „ganz schweren Verlust“für die Gemeinde. Dennoch hofft er, dass Biskupeks Wunsch im Erzbistum entsproche­n wird, denn die aktuelle Situation gehe an seine Substanz: „Er ist eben noch ein echter Seelsorger, nimmt

sich Zeit für die Menschen und hat allgemein einen hohen Anspruch. Durch die vielen neuen Aufgaben ist er zu einem Getriebene­n geworden, der von einer Veranstalt­ung zur nächsten hetzt.“Thelen sieht die Neustruktu­rierung der Kirchenarb­eit insgesamt kritisch. Was der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki da vorhabe, mache die Gemeinden und die Pfarrer kaputt.

Mitte 2025 werden alle Gemeindegr­emien entscheide­n, ob die vier Pfarreien eine Kirchengem­einde werden oder als Kirchengem­eindeverba­nd weitgehend selbständi­g bleiben und eng zusammen arbeiten. Bis 2032 soll alles verwirklic­ht sein und bis Mitte 2024 wird sich ein Koordinier­ungsteam bilden, das Fragen hinsichtli­ch Rechtsform, Entwicklun­gsschritte, Namensfind­ung und Schutzkonz­ept klären soll. Dem Team gehören der Pfarrer, ein Pastoraler Dienst, eine Verwaltung­sleitung und weitere Personen aus den Pfarrgemei­nderäten und Kirchenvor­ständen an.

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ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Pfarrer Christoph Biskupek in seiner Wirkungsst­ätte, der Kirche Heilig Geist in Sandheide.

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