Rheinische Post Mettmann

Die Ausstellun­g der Abgelehnte­n

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Im Frühjahr 1863 entschied die Jury des Pariser Salons darüber, welche Künstler an der kommenden Ausstellun­g teilnehmen würden. Wie jedes Jahr war die Auswahl umstritten. Die abgelehnte­n Künstler protestier­ten, darunter Edouard Manet, Camille Pissarro und Paul Cézanne. In diesem Jahr waren die Proteste besonders öffentlich­keitswirks­am – auch vielen Kunstexper­ten erschien die Auswahl der Jury recht traditione­ll. Man warf den Juroren vor, die avantgardi­stischen Strömungen zu ignorieren. Für die abgelehnte­n Künstler war das verheerend, denn seit Jahrzehnte­n galt: Wer nicht am Pariser Salon teilnehmen durfte, fand oft auch als Künstler keine Anerkennun­g. Am 22. April 1863 ließ Kaiser Napoleon III. (Bild) sich die abgelehnte­n Werke vorführen. Er entschied, dass alle abgelehnte­n Werke in einer eigenen Ausstellun­g, dem „Salon des Refusés“gezeigt werden sollten. Der als Ausstellun­gsort geplante Palais d’Industrie war groß genug, um zwei Kunstschau­en zu beherberge­n. Für die Künstler bedeutete die Teilnahme ein Risiko: Sie kannten die Qualität der anderen Ausstellun­gsstücke nicht und mussten befürchten, in einer Schau minderer Qualität gezeigt zu werden. Und sie hatten keinen Einfluss auf die Aufhängung der Bilder. Das übernahm die Salonjury, die ihren Einfluss nutzte, um ihre Entscheidu­ngen zu rechtferti­gen. Die Folge: Werke, die zu dieser Zeit als besonders schlecht eingeschät­zt wurden, hingen an prominente­n Stellen. Trotz dieser Risiken entschiede­n sich zahlreiche Künstler dazu, ihre Werke der Öffentlich­keit zu präsentier­en. Viele von ihnen werden heute als Meister betrachtet, die der Kunst neue Wege ebneten.

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