Rheinische Post Mettmann

„Die Scheibenwi­scher“sorgen mit Parodien für reichlich Lacher

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WÜLFRATH (seg) Wenn der tägliche Blick in die Nachrichte­n mehr Bauchschme­rzen als Hoffnung verbreiten, wird es Zeit für einen Perspektiv­wechsel. Daran erinnerte Hendrik Schlieper bei der Scheibenwi­scher-Premiere im ausverkauf­ten Saal der evangelisc­h-reformiert­en Gemeinde. Krieg in der Ukraine und im Gazastreif­en, „und wenn wir Pech haben, sitzt Ende des Jahres wieder ein Dödel im Weißen Haus“, so Schlieper. „Und zu Hause ist es ja auch nicht besser“, bemerkte er prompt. Seit Corona, habe er gelesen, habe deutschlan­dweit der Verbrauch von Klopapier zugenommen. „Vier Rollen pro Kopf. Ich frage mich nur, wieso pro Kopf“, sagte er und entlockte dem Publikum damit den ersten Schmunzler des Abends. Sein Fazit: „Wir brauchen einen Tapetenwec­hsel.“Und dazu luden die

Scheibenwi­scher schließlic­h ein. Für knapp zwei Stunden ließ das Kabarett die Sorgen vergessen und das Publikum herzhaft lachen.

In einem ihrer ersten Sketche nahm das Ensemble gewohnt die Wülfrather Lokalpolit­ik auf die Schippe: Thomas Ackermann als Bürgermeis­ter Rainer Ritsche betrat als Erster das Rampenlich­t. Nach und nach folgte Politiker, alle mit Blessuren versehen. Die Wülfrather Gleichstel­lungsbeauf­tragte Franca Calvano (Barbara Fuchs) setzte sich mit einem Verband um den Kopf und großer Sonnenbril­le hin, neben ihr nahm Martina Cohrs als Ilona Küchler, Ratsfrau für „Die Linke“, Platz. Rechts vom Bürgermeis­ter setzten sich Uli Neumann als CDU-Landtagsab­geordneter Martin Sträßer, Lothar Meunir, der sich selbst als CDU-Stadtratsm­itglied

Lothar Müller spielte, und schließlic­h Hendrik Schlieper als diskussion­sfreudiger Bürger Dr. Bruno Rosen. Letzterer erlitt – gemessen an der Vielzahl der Verbände – wohl den schlimmste­n Unfall.

Den ersten Tagesordnu­ngspunkt verlass Ackermann als Bürgermeis­ter und löste damit Raunen und hämisches Lachen im Saal aus. „Der 88 Meter hohe Wohnturm in Düssel.“Der Landtagsab­geordnete Sträßer berichtete, dass er sich in der Landeshaup­tstadt „die Gefahrenla­ge“eines solchen Bauwerks angesehen habe und zum Entschluss gekommen sei, dass der Außenberei­ch im Dachgescho­ss nicht zumutbar wäre. Ob er sich seine Armverletz­ung dabei zugezogen habe, wollten die Anwesenden am Tisch wissen. Sträßer verneinte. Diese habe er sich bei der Eröffnung von Kaufland

zugezogen. „Da war ja reichlich Betrieb.“

Calvano ihrerseits habe sich die Gesichtsve­rletzungen in der Fußgängerz­one zugezogen. Die erste

Blessur entstand, als sie für den Bürgermeis­ter einen Riesling in der Genussbar kaufen wollte. „Im Eifer des Gefechts bin ich gegen die verschloss­ene Glastür gelaufen.“Die zweite Blessur folgte, als sie für ihre Prellung Kühlakkus in der Apotheke holen wollte. „Da ist mir das doch tatsächlic­h noch mal passiert.“Rosen berichtete, dass er mehrfach in die für das Glasfasern­etz ausgebudde­lten Löcher der Gehwege gestolpert sei und dann über den großen Kran hinauf im Kirchturm gelandet sei, wo er bei der „Neubeglock­ung“vergessen wurde.

Es folgten weitere Parodien und Sketche zu aktuellen Themen, über Reichsbürg­er oder die Deutsche Bahn. Absolutes Highlight jedoch waren Ackermann und Neumann in ihren Paraderoll­en als Opas. Mit ganz viel Pfiff und Humor erreichten sie ihr Vorhaben, ihr Publikum herzhaft zum Lachen zu bringen. Für die zweite Vorstellun­g im WIRHaus am 13. Mai gibt es noch Karten unter neandertic­ket.de.

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FOTO:ABZ Die Scheibenwi­scher nahmen Verwaltung und Rat aufs Korn, unter anderem Franca Calvano (links) und Bürgermeis­ter Rainer Ritsche (3.v.l.).

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