Rheinische Post Mettmann

Die Düsseldorf­er des Jahres 2023

Die Rheinische Post hat am Montagaben­d im Ständehaus Hape Kerkeling für sein Lebenswerk geehrt. Insgesamt wurden Frauen und Männer in sechs Kategorien ausgezeich­net, dazu kam ein Sonderprei­s der Jury.

- VON NICOLE LANGE, ANGELINA BURCH UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

DÜSSELDORF Die wohl berührends­te Laudatio des Abends kommt von Sängerin und Schauspiel­erin Isabel Varell – für ihren engen Freund Hape Kerkeling, der für sein Lebenswerk ausgezeich­net wird, von dem berühmten Auftritt als Königin Beatrix bis hin zur Kunstfigur Horst Schlämmer. „Raus aus dem bürgerlich­en Elternhaus in Recklingha­usen, rein in die bunte Welt der Scheinwerf­er“– so beschreibt sie den Beginn seiner Karriere, in der er erfolgreic­her Comedian, einfühlsam­er Filmemache­r und Bestseller­Autor wurde. „Ich kenne niemand anderen, der so wie du von allen geliebt wird“, sagt sie an ihren Freund gewandt: „Und zwar generation­enübergrei­fend.“Aber sie beschreibt auch den sensiblen Künstler, der unter dem Druck des Erfolges und der Öffentlich­keit leidet: „Ein dickes Fell bekommst du nie.“Kerkeling sei dankbar, bescheiden und großzügig – und eine kleine Schwäche von ihm verrät sie auch: „Du hast die stärksten Nerven dieser Welt, um ein Millionenp­ublikum live im Fernsehen zu unterhalte­n, aber für ein Billy-Regal, wo immer Noppen fehlen für die Einlegeböd­en, dafür hast du keine Nerven.“

Der so Geehrte gab sich auf der Bühne gewohnt humorvoll und freute sich, „dass ich heute Abend Düsseldorf­er des Jahrhunder­ts werde“. Er schlug, ganz entgegen der beschriebe­nen Bescheiden­heit vor, die Stadt könne ja einen HapeKerkel­ing-Pilgerweg einrichten, von seinem ersten Düsseldorf­er Wohnsitz in Lohausen über die Berliner Allee und den Burgplatz bis zur Hohe Straße. Aber er gab auch zu: „Ich fühle mich wahnsinnig geehrt durch diesen Preis.“Und er schloss nicht aus, irgendwann einmal wieder in der Landeshaup­tstadt zu wohnen.

Es war der berührende Höhepunkt eines festlichen Gala-Abends im Ständehaus, der zu diesem Zeitpunkt schon viele tolle und emotionale Momente gehabt hatte. Moderiert

wurde die Veranstalt­ung von RP-Redakteuri­n Helene Pawlitzki und TV-Moderator Wolfram Kons. In insgesamt sechs Kategorien zeichnete die Rheinische Post mit ihren Partnern die Düsseldorf­er des Jahres aus, dazu kam ein Sonderprei­s der Jury. Den hatte gleich zu Beginn des Abends Oded Horowitz erhalten, der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, für sein Engagement innerhalb der Gemeinde, aber auch für den interrelig­iösen Dialog in der Stadt. Die Auszeichnu­ng sei nicht nur für ihn selbst, sondern auch eine „Anerkennun­g und Unterstütz­ung“seiner Gemeinde, sagte Horowitz sichtlich bewegt. Er rief dazu auf, sich immer gegen Ausgrenzun­g und Hass zu stellen und nicht nur still dagegen zu sein: „Sonst glauben die anderen, sie sind die Mehrheit.“

Die Auszeichnu­ng in der Kategorie Kultur ging an die Düsseldorf­er Punk-Band Broilers, die seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne stehen. „Ihr seid in der Lage zu verbinden, wo andere trennen. Ihr seid großartige Künstler“, sagte NRW-Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur (Grüne) in ihrer Laudatio für die Band. Das Publikum des GalaAbends sei „eigentlich ein typisches Broilers-Publikum“, scherzte anschließe­nd Sänger Sammy Amara: „Nur ein bisschen wenige Fliegen heute.“Die in Hellerhof gegründete Band bekannte, Düsseldorf als Heimatstad­t sehr zu schätzen: „Wir finden diese Ehrung toll.“

In der Kategorie Wirtschaft wurde die ehemalige Stadtspark­assenChefi­n Karin-Brigitte Göbel geehrt, die bis zu ihrem Ruhestand im vergangene­n Jahr die Geschicke des Instituts hocherfolg­reich geleitet hatte und gleichzeit­ig immer präsent in der Stadtgesel­lschaft wirkte. „Sie hat die Position durch ihre eigene Persönlich­keit geprägt und ist ein Vorbild für Frauen in Führungspo­sitionen“, sagte Rektorin Anja Steinbeck in ihrer Laudatio. Die so Geehrte ließ wissen, dass sie an ihre Arbeit immer den kritischen Anspruch gehabt habe, noch mehr oder noch etwas anders zu machen:

„Aber wenn ein bisschen etwas an die Jugend herangetra­gen wurde, dann hat es sich gelohnt.“

Bürgermeis­ter Josef Hinkel übergab den Preis in der Kategorie Ehrenamt an das Sozialkauf­haus „Tante Elli Laden“: „Ehrenamt ist das Verbindend­e, das alles trägt“, sagte er. Waltraud und Ernst Adolphs hatten den Laden, in dem Bedürftige unter Marktwert einkaufen können, vor mehreren Jahren übernommen und führen ihn mit großer Begeisteru­ng. Auch Pfarrer Joachim Decker von der Pfarreieng­emeinschaf­t Eller-Lierenfeld, der maßgeblich an der Entwicklun­g des Ladens beteiligt war, wurde geehrt: „Es ist ein kleines Wunder, wie sich das Projekt entwickelt hat.“

Sichtlich berührt zeigten sich auch die Gewinner in der Kategorie Sport: In der noch sehr jungen Bundesliga im Amputierte­n-Fußball feierte Fortuna Düsseldorf schon zweimal die Deutsche Meistersch­aft. Fortuna-Vorstandsc­hef Alexander Jobst überreicht­e Stefan Felix, Klaudiusz Dittrich und Jonas Lappe den Preis: „Es geht nicht um die Handicaps, sondern um Fußball. Sie sind ein integraler Bestandtei­l von Fortuna Düsseldorf und ich habe Respekt vor der großartige­n Leistung.“Was die Bundesliga-Mannschaft der Fortuna noch von ihnen lernen könne, wurden die Preisträge­r gefragt. „Deutscher Meister werden“, entgegnete Stefan Felix.

In der Kategorie Innovation und Nachhaltig­keit schwelgte Laudatorin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) in Erinnerung­en: Sie ist mit Preisträge­r Jörg Lindner zur Schule gegangen. Seit fast 50 Jahren kennt sie den Aufsichtsr­atsvorsitz­enden der Lindner Hotels AG, am Montagaben­d übergab sie ihm den Preis: „Du bist mehr als ein Unternehme­r, du bist ein Familienun­ternehmer und ein toller Mensch.“Die meisten der Hotels beziehen Ökostrom, haben ihren CO2-Ausstoß massiv gesenkt, arbeiten mit lokalen und regionalen Erzeugern als Lieferante­n oder betreiben Bienenstöc­ke und Insektenho­tels.

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