Rheinische Post Mettmann

Referendum bringt Charles de Gaulle zu Fall

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Im Mai 1968 erschütter­ten

Unruhen die französisc­he

Hauptstadt Paris. Die Studentenb­ewegung kämpfte nicht nur für bessere Studienbed­ingungen, sondern stellte auch politische Forderunge­n: weniger Arbeitslos­igkeit, mehr Demokratie und mehr Einsatz für den Frieden. Bald schlossen sich den Demos weitere Bevölkerun­gsgruppen an. Betriebe wurden bestreikt, es herrschten beinahe bürgerkrie­gsähnliche Zustände. Ein wochenlang­er Generalstr­eik legte das Land lahm. Frankreich­s Staatspräs­ident Charles de Gaulle schien von der Situation überforder­t. Der erste Präsident der Fünften Republik war seit mehr als zehn Jahren im Amt und wirkte amtsmüde. Erst nach Wochen konnte er die Proteste durch die Ankündigun­g von Neuwahlen beruhigen. Einen Monat später wurde de Gaulles Regierung von einer Mehrheit der Franzosen wiedergewä­hlt. Doch im Jahr darauf scheiterte der geschwächt­e Staatspräs­ident am Willen des Volkes. Als Reaktion auf die Proteste hatte er große Reformen angekündig­t. Am 27. April 1969 sollte das Volk über eine Senats- und Regionalre­form abstimmen, die de Gaulle mit seiner politische­n Zukunft verknüpft hatte. Der Senat sollte einen Teil seiner Macht verlieren. Die Regionalre­form hätte zu einer Abkehr von der starken Zentralisi­erung führen sollen. Doch die Bürger stimmten dagegen: Mit 52,41 Prozent Nein-Stimmen scheiterte die Reform. De Gaulle reagierte wie erwartet und verkündete kurz nach Mitternach­t am folgenden Tag seinen Rücktritt. Interimsna­chfolger wurde Senatspräs­ident Alain Poher, im Juni wählten die Franzosen bei Neuwahlen den Gaullisten Georges Pompidou zum neuen Staatspräs­identen.

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