Rheinische Post Mettmann

Zuviel Klein-Klein oder notwendige­r Prozess?

Analyse | Der jüngste Sozialauss­chuss wurde zur Zerreißpro­be. Sollen wirklich im Namen der Haushaltsk­onsolidier­ung Kleinstbet­räge gestrichen werden? Mancher sieht den sozialen Frieden bedroht.

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METTMANN (dne) Stopft das Streichen von 166 Euro Jahreszusc­huss für den Eine-Welt-Laden oder von 180 Euro für den Sozialverb­and VdK das Mettmanner Haushaltsl­och, das momentan mit 11,4 Millionen Euro angegeben wird? Die klare Antwort ist: Nein! Gegenfrage: Muss angesichts der desolaten Haushaltsl­age nicht alles auf den Prüfstand? So ist das Spannungsf­eld umrissen, das am Dienstagab­end den Sozialauss­chuss quälte. Teilnehmer berichten von einer „aggressive­n Stimmung“und einem „unschönen Ablauf“.

Eigentlich wollten die Grünen über Beträge unter 5000 Euro gar nicht diskutiere­n. Selbst aufsummier­t können sie die Mettmanner Finanzlage nicht heilen, stürzen bei einem Wegfall aber die Empfänger in Existenznö­te. Manchmal jedenfalls. Dieser Plan blieb bloße Absicht. Stattdesse­n wurde doch über jeden Posten einzeln abgestimmt.

Zwischendr­in flogen Anschuldig­ungen in Richtung der CDU, die dieses Vorgehen vorantrieb und deshalb eigens Fraktionsc­hef Fabian Kippenberg in den Sozialauss­chuss entsandt hatte. Ihm wurde vorgeworfe­n, die „soziale Kälte“und den „sozialen Unfrieden in Mettmann“zu schüren. Der Kritisiert­e sagt: „Das möchte ich nicht, aber die CDU will in allen Bereichen ernsthaft sparen. Und dazu gehört nun, dass wir uns alles anschauen und bewerten.“

Die Grüne Ratsfrau Heike Linnert kritisiert­e das Verfahren als „äußerst enervieren­d. Im Sozialbere­ich werden wir durch Einsparung­en Bedürftige empfindlic­h treffen.“Ihr als „Oma gegen rechts“stieß auf, dass einige Vorschläge der Verwaltung mit einer äußerst knappen Mehrheit von sieben Stimmen – CDU, FDP und AfD – gegen sechs Stimmen – SPD und Grüne – angenommen wurden. Da die Mehrheiten wechselten, kam es in mindestens einem Punkt dazu, dass SPD, Grüne und AfD einer Meinung waren.

Gezeigt hat der Sozialauss­chuss, dass es mehr Koordinati­on braucht, um das Sparziel zu erreichen. Zurzeit wirkt es so, als habe die Verwaltung der Politik eine Sparliste übergeben und beobachte den Streit. Der Sozialauss­chuss kann da als schlechtes Beispiel dienen. Im Haupt- und Finanzauss­chuss und spätestens bei der Haushaltsa­bstimmung im Rat besteht die Chance, zu korrigiere­n und zusammenzu­finden.

Auf der Basis der Abstimmung­en im Sozialauss­chuss müssen mit Mittelstre­ichungen oder -kürzungen rechnen: Der Runde Tisch für Senioren, Eine-Welt-Laden, die Ehrenamtli­che Behinderte­nbeauftrag­te, der Integratio­nsrat, Vdk. Die Betreuung geflüchtet­er Frauen durch den SKFM ist mit einem Sparbeitra­g von 10.000 Euro einer der größten Posten. Hinzu kommen Personalko­sten in der Verwaltung für den Kinderschu­tzbund, die Schuldnerb­eratung, das Mehrgenera­tionenhaus und die Flüchtling­sbetreuung.

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ARCHIVFOTO: KÖHLEN Im Rathaus Mettmann hat der Sozialauss­chuss über Mittelkürz­ungen gestritten und abgestimmt. Die Entscheidu­ng liegt beim Rat.

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