Gasthof Becker feiert 50. Geburtstag
1974 begann alles mit einer Diskothek. Heute ist der Gasthof nicht nur Restaurant, sondern auch Partyservice und mehr.
WÜLFRATH Geplant war es nicht, doch inzwischen kann sich Björn Becker (43) nichts anderes mehr vorstellen. Und das besondere Jubiläum in diesem Jahr macht ihn auch ein wenig stolz: In diesem Mai feiert der Gasthof Becker sein 50-jähriges Bestehen.
Was heute aus Restaurant, Partyservice/Catering und Hotelzimmervermietung besteht, begann im Jahr 1974. Beckers Großvater, Johann Becker, baute das Gebäude an der Tiegenhöfer Straße, wo der Gasthof auch heute noch beheimatet ist. „Er hatte ein Terrassen-Café geplant“, erzählt Björn Becker. Parallel gab es im unteren Geschoss bereits die Gaststätte – damals jedoch noch verpachtet. Sie lief unter dem Namen „Pferdestall“. Doch das Konzept des Terrassen-Cafés fruchtete nicht. Deshalb übernahm nach kurzer Zeit bereits Johann Beckers Sohn, Peter Becker, die oberen Räume und machte daraus unter dem Namen „Café In“(in alten Artikeln oft auch Café Inn geschrieben) eine der angesagtesten Discos im Kreis Mettmann.
Kein Wunder, denn vorher führte Peter Becker schon die Diskothek „Pony“an der Goethestraße, wo heute das Wohnhaus mit Discounter steht. Hans Peter Becker, wie er mit vollständigem Namen hieß, hatte bereits mit rund 18 Jahren die Verantwortung für die Disco. „Viele Stars der damaligen Zeit gingen ein und aus“, erzählt Björn Becker und blättert dabei in einem alten Album. Darin Signaturen und Bilder von bekannten Künstlern wie Peter Orloff, Roberto Blanco, Jürgen Drews und andere. Drews, so erzählt Becker, sei damals Stammgast gewesen.
Zurück zur Tiegenhöfer Straße:
Mit der Disco-Technik ausgestattet, wurde das Café In zum Treffpunkt der Wülfrather. Außerdem etablierte sich im Haus ein Getränkehandel. Dieser wich dann aber später, als der Gasthof unten für den Restaurantbetrieb 1996 erweitert wurde.
Anfang der 80er-Jahre übernahmen Peter Becker und seine Frau Hildegard nämlich auch die Gastwirtschaft, die dann unter dem Namen „Gasthof Becker“lief. Während sich das Restaurantangebot unten konzentriert, wurde aus der ehemaligen Disco ein Veranstaltungsraum. „Damals lief die Disco-Zeit der 70er aus, Speisegaststätten wurden beliebter“, merkt Becker an. Er wurde 1981 geboren und wuselte schon als Kind im Familienbetrieb herum. Dennoch entschied er sich zunächst dafür, seine Leidenschaft für Autos zum Beruf zu machen, wurde Karosserie-Meister. Doch als 2003 seine Mutter verstarb und ab 2007 auch sein Vater mit gesundheitlichen Problemen kämpfte, hing er den Job an den Nagel, stieg ins Restaurant ein, übernahm den Betrieb 2009. „Ich wollte nicht, dass das hier alles endet. Ich bin stolz auf das, was meine Familie geschaffen hat“, begründet Becker und ergänzt: „Alles, was ich in der Küche kann, habe ich von meinen Eltern gelernt“, sagt er. Gelernter Koch war sein Vater allerdings nicht. Er habe sich von seinem Schwager Michael Köhne anlernen lassen, der Koch in einem Sternerestaurant war. Die gutbürgerliche Küche ist bis heute das Markenzeichen des Gasthofes.
Vieles andere hat sich aber in den Jahren in der Gastronomiebranche gewandelt. In den 90ern kam zunächst der Partyservice dazu. Für private Feiern oder auch für Feste von Vereinen und sogar Großveranstaltungen in der damaligen Stadthalle oder heute im Paul-Ludowig-Haus, zum Beispiel das Oktoberfest der Kalkstädter, macht das Team gerne. Das Catering für Veranstaltungen macht heute eins der größten Standbeine aus.
Denn für das Feierabendbier kommen die Menschen heute nicht mehr in die Gastwirtschaft. Dass sich Gäste an die Theke setzen, um etwa zu Würfeln, sei auch eher die Ausnahme. „Früher kam man, um neue Leute kennenzulernen, sich auszutauschen, Neuigkeiten zu erfahren. Das läuft heute alles über das Internet“, bedauert Becker. Auch die Tradition des Frühschoppens ist weggefallen. Zwar gibt es immer noch den Sparklub bei Beckers. Doch so rege wie früher ist er nicht mehr. „Der Sparklub hat früher ganz tolle Straßenfeste organisiert“, erinnert sich der Inhaber zurück. Das letzte war Ende der 90er.
Zur Feier des 50-jährigen Jubiläums möchte Becker die Idee aufleben lassen. Wann genau, kann er jetzt aber noch nicht sagen. „Erst einmal soll die Renovierung abgeschlossen sein“, so der Gastronom. Die Fassade wird neu gemacht und erhält einem frischen Anstrich. Und auch im Veranstaltungsraum wird nach einem Wasserschaden renoviert.
Bisher am einschneidendsten – nach der Einführung des Rauchverbots – war die Pandemie, die kurz nach dem Tod von Unternehmensgründer 2019 einsetzte. „Es war hart von jetzt auf gleich, als keine Feiern durchgeführt werden durften und auch das Restaurant geschlossen bleiben musste“, betont Becker. Existenzängste gab es. Geholfen hat den Beckers, denn auch Björns Frau Yvonne (42) ist im Familienbetrieb engagiert, dass sie weiterhin die Gästezimmer an Monteure vermieten durften. Ende der 90er gab es die ersten Zimmer, heute sind es 18 Stück mit über 40 Betten. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, resümiert Björn Becker.