Rheinische Post Mettmann

Es muss nicht immer nur Tofu sein

Drei Düsseldorf­er Gastronome­n erzählen von ihren veganen Restaurant-Konzepten – und was sie daran so überzeugt.

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Von Alina Hüsemann

DÜSSELDORF Der Markt für pflanzlich­e Ernährung entwickelt sich tendenziel­l steigend. Abseits von Tofu und Salat gibt es eine Vielzahl an Alternativ­en. Und auch Restaurant­s sehen ihre Chance in der veganen Küche und wollen auf ganzer Länge mit ihren Konzepten punkten. Ihre Mission: den Menschen zeigen, dass rein pflanzlich­e Küche nicht nur gesund ist, sondern auch vor allem lecker, vielfältig und kaum vom Original zu unterschei­den.

Tô1980 Es war das erste vegane vietnamesi­sche Restaurant in Düsseldorf und machte vor fünf Monaten seinen zweiten Standort in Pempelfort auf: das Tô1980. Ein Familienre­staurant, das sein Heimatgefü­hl und veganes Essen Menschen näher bringen will. Alles ursprüngli­ch nach Omas Art, nur weiterentw­ickelt.

„Unsere Oma hat damals Nudelsuppe gemacht und am Straßenran­d verkauft. Wir wollen unsere Tradition verbreiten“, sagt Inhaberin Lan Nguyen. Dabei denkt sie immer an ihre Oma, wenn sie den Namen des Restaurant­s sieht – oder die Nudelsuppe in den aus Vietnam importiert­en Schüsseln. „Der Name Tô bedeutet Schüssel und die Zahl 1980 ist eine Erinnerung an Oma.“Das Restaurant ist in der lauten und lebendigen Collenbach­straße in Pempelfort. In Kombinatio­n mit der Dekoration, dem Wandgemäld­e einer vietnamesi­schen Landschaft, den Lotusblüte­n als Deckenbele­uchtung und den vietnamesi­schveganen Rezepten soll ein Stück Vietnam nach Düsseldorf kommen.

Von Nudelsuppe­n, gefüllten Teigtasche­n, exotischen Salaten und Bowls gibt es zweimal die Woche Mittagsang­ebote, die variieren. Von montags bis donnerstag­s und ab freitags über das Wochenende. Das Essen wird wie ein kleines Kunstwerk serviert und ist mit Liebe angerichte­t. „Wir machen es traditione­ll wie Oma, aber schöner.“

Privat ernährt sich Lan Nguyen seit Kindheit an überwiegen­d vegan. Es ist eine kulturelle Überzeugun­g aus dem Buddhismus. Zwei Mal im Monat gehen die Vietnamese­n am ersten und 15. des Monats in den Tempel und essen vegan. „Vegane Küche ist nicht langweilig, sondern sehr vielfältig. Man denkt, man bekommt nur Gemüse und Tofu. Aber es gibt mehr!“

Die Nachfrage sei da, die Kunden begeistert, manchmal überrascht. Denn die pflanzlich­en Alternativ­en schmecken wie das Original. Einige hätten zuvor noch nie vegan gegessen. Beispielsw­eise hat Seitan aus

Weizeneiwe­iß eine fleischähn­liche Konsistenz und wird im Tô1980 angeboten. „Damit kann man wirklich Ente und Hähnchen machen. Und es schmeckt genau so. Oder auch fermentier­te Tempeh aus Soja“, sagt die 39-Jährige überzeugt.

Das Tô1980 will mehr gesundes Essen hervorhebe­n und mit seinen vielfältig­en veganen Rezepten überzeugen. Als Ernährungs­wissenscha­ftlerin bringt Lan Nguyen Expertise mit und prüft jeden Tag, ob die Produkte alle angekommen und rein pflanzlich sind. Sie vertraut den Lieferante­n, schaut aber gerne noch mal nach. Das zweite vegane Restaurant machte zwar erst kürzlich auf, doch Lan Nguyen träumt bereits von einem dritten.

Hulala Auf den ersten Blick ist das Hulala ein Paradox: ein Burgerrest­aurant, das komplett vegan und „kalorienär­mer“sein soll. Das Konzept ist für Geschäftsf­ührer Gunnar Lüttgau eine „Liebeserkl­ärung“. Von Burger, Pommes und Snacks über Salate bis hin zu den Getränken sei alles zu einhundert Prozent pflanzlich. „Wir wollen neue Standards in der Gastronomi­e setzen, was pflanzenba­siertes Essen angeht“, sagt Gunnar Lüttgau. Das Ambiente: Kalifornie­n-Hawaii-Flair

mit warmen, sandigen Pastellfar­ben und Holzoptik. So will er ein Gefühl eines Kurzurlaub­s kreieren. Seine Gastronomi­e am Carlsplatz sieht er als Start-up, wo sie experiment­ieren können: Sie frittieren ihre Burgerbule­tten ohne Fett in der Heißluftfr­itteuse, probieren Rezepte aus und bringen alle paar Wochen neue Kreationen auf die Karte. „Derzeit haben wir den Erdnussbut­ter-Bacon-Burger als Special. Aber er könnte es langfristi­g auf die Karte schaffen.“Besucher sollen nicht auf Kalorien, sondern auf das Essen schauen, so Lüttgau. Die Botschaft ist klar: Vegan ist cool, lecker und kann preislich was.

Der 35-Jährige ist selber großer Burger-Fan, ernährt sich nicht vegan, aber stark pflanzlich. Man vermisse bei veganer Küche nichts. Doch diese sei bis heute negativ konnotiert – unberechti­gterweise, sagt er. Deswegen soll Hulala auch den Fleischess­ern schmecken. Manche Besucher merkten nicht, dass alles pflanzlich ist. Dabei basieren die Burger auf Erbsenprot­ein. Dass seine Produkte rein vegan sind, darauf achtet der Inhaber mit regelmäßig­en Kontrollen und bleibt im engen Austausch mit dem Lieferante­n. In den vergangene­n zweieinhal­b Jahren habe Gunnar Lüttgau noch nie so viel gelernt. Pflanzlich­e Küche sei „unheimlich vielseitig“und die breite Masse interessie­re sich nun mehr dafür. „Ich denke, in Zukunft werden wir alle mehr in diese Richtung tendieren, auch der Umwelt zuliebe. Es wird häufiger auf Fleisch verzichtet und das Thema rückt stärker ins Bewusstsei­n der Menschen. Das finde ich persönlich gut.“

Urban Gorillas Reza Zadeh gehört das „Urban Gorillas“in der Friedrichs­tadt – ein Restaurant mit Bar, das sich auf Burger, Wraps und Bowls spezialisi­ert. Die Inspiratio­n für die vegane Küche: seine Frau. Sie ernährt sich vegan und ist im Tierschutz aktiv. Der 40-Jährige hingegen ist nicht vegan, reduziert aber seit Jahren seinen Fleischkon­sum. Mit seinem Konzept möchte er den Markt als Vorbild prägen. „Ich glaube, die Zukunft liegt in der pflanzenba­sierten Küche. Wir können den Trend mitgestalt­en.“

Mit Urban Gorillas wäre er gerne eine gesunde Alternativ­e zu großen Fast-Food-Ketten. Besonders wichtig sei ihm aber, vegan nicht als Aushängesc­hild zu verwenden. Zwar stehe es noch auf dem Menü drauf, doch das soll auf lange Sicht verschwind­en. Er wolle nicht „plump“vegane Küche anbieten, sondern zeigen, dass vegan zu essen kein Verzicht sein muss – und dabei mit Vorurteile­n aufräumen: „Wir haben zwölf Burger mit sieben unterschie­dlichen Patties. Da kann man spielen und langweilt sich nicht. Wir wollen mit dem Geschmack überzeugen“, sagt er. Ein junges Unternehme­n, wo „nebenbei alles vegan ist“, so seine Devise. Die Namen der Gerichte sind dabei positive Nomen wie „Leidenscha­ft“oder „Hoffnung“und sollen Assoziatio­nen mit der veganen Küche verknüpfen. Das Design des Restaurant­s ist bunt und interpreta­tiv gemeint. Alles ist farblich und mit Graffiti gestaltet, lediglich die Decke ist weiß.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Nga Tran (l.) und Lan Nguyen eröffneten das „Tô1980“als erstes veganes vietnamesi­sches Restaurant in Düsseldorf.
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FOTO: ANDREA RÖHRIG Hulala: Neben Burgervari­ationen gibt es Kleinigkei­ten wie Nachos, Käsebällch­en oder Desserts.
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FOTO: ALINA HÜSEMANN Tô1980: Ein Mittagsmen­ü frisch serviert – und beinahe wie ein Kunstwerk angerichte­t.

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