Moers-Festival verbindet die Musikkulturen
Japan und Namibia standen am Pfingstwochenende im Fokus. Es gab einen Mix aus experimentellen Klängen, Improvisation und Weltmusik.
MOERS Rund 200 Musiker aus 20 Ländern, 100 Konzerte auf zwei Hauptbühnen und vielen weiteren Orten der Stadt: Die 53. Ausgabe des Moers-Festivals sparte am Pfingstwochenende nicht an Superlativen. Dagegen wirkte das vom künstlerischen Leiter Tim Isfort ausgerufene Festivalmotto „Nix Berauschendes, nix Bewegendes“wie eine humorvolle Untertreibung. Das Zitat war als Hommage an den Kabarettisten und Niederrhein-Poeten Hanns Dieter Hüsch gedacht, der am 6. Mai 99 Jahre alt geworden wäre.
Mehrere Musiker wagten am Wochenende die Neuvertonung seiner Gedichte, Texte sowie poetischen und politischen Lebensweisheiten – allerdings nicht wie Hüsch früher an der Orgel, sondern als eine experimentelle Versuchsanordnung an Bass, Gitarre, Saxofon, Schlagzeug und mit elektronischen Mitteln. Die Combo um Peter Engelhardt, der wie der Kabarettist aus Moers stammt, unterlegte die musikalische Improvisation mit Ton-Dokumenten aus alten Hüsch-Programmen. Und der Duisburger Joachim Henn inszenierte im Zusammenspiel mit der Band um den Trompeter Markus Türk die Hagenbuch-Texte des Kabarettisten neu.
Die Musikfreunde bewegten sich vier Tage zwischen der Konzerthalle am Solimare und der Open-Air-Bühne im Freizeitpark zwischen experimentellen und tosenden Klanggewittern, Free Jazz, Improvisation und Weltmusik. Isfort legte den musikalischen Fokus auf Japan und
Namibia. Das Land in Südwestafrika verbindet mit Deutschland eine Kolonialgeschichte. Musiker wie der Opernkomponist und Bariton Eslon Hindundu und die in Namibia populäre Sängerin Shishani gaben Einblicke in die aktuelle Musikszene sowie die politische Lage ihres Landes. Mit dem Engagement der neunköpfigen Gruppe „JU/’Hoansi“vom Stamm der San lernten die Besucher eine der wohl ältesten Musikkulturen kennen.
Weniger Folklore und mehr Experiment, boten die schroffen Klänge japanischer Bands oder die musikalischen Begegnungen von Koto-Spielerin Michiyo Yagi mit der Harfenistin Zeena Parkins aus den USA. Mit geschätzt 1250 verkauften Festivalkarten blieb die Resonanz ungefähr auf Vorjahresniveau.