Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Fall Lübcke als „Alarmsigna­l“

Rechtsradi­kale sind auch in NRW im Blick der Behörden – 14 Gefährder werden überwacht.

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BERLIN (chs/may-/qua) Hinter dem Mord an Kassels Regierungs­präsident Walter Lübcke steckt offenbar ein rechtsextr­emistische­s Motiv – Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hat diese Erkenntnis als „Alarmsigna­l“gewertet und eine Bekämpfung des Rechtsextr­emismus „mit allen Mitteln des Rechtsstaa­ts“angekündig­t.

Am Wochenende war ein 45-jähriger Rechtsradi­kaler unter dringendem Tatverdach­t festgenomm­en worden, nachdem Ermittler seine DNA am Tatort gefunden hatten. Der CDU-Politiker Lübcke war Anfang Juni auf der Terrasse seines Hauses erschossen worden. Zuvor war er wegen migrations­freundlich­er Äußerungen bedroht worden, unter anderem in den sozialen Medien.

Seehofer schloss nicht aus, dass er zu einer Neueinstuf­ung der Bedrohungs­lage in Deutschlan­d kommen werde. Der NRW-Verfassung­sschutz berichtete, dass die rechtsextr­emistische Szene derzeit „Endzeit- und Bürgerkrie­gsszenarie­n“diskutiere: „Es besteht die Gefahr, dass sich auf diesem Nährboden rechtsterr­oristische Strukturen oder Einzeltäte­r entwickeln können.“Ein Teil der rechtsextr­emistische­n Szene radikalisi­ere sich zunehmend.

Aktuell werden 34 rechtsextr­emistische Gefährder beobachtet, davon 14 in NRW. „Wir überwachen die genauso wie die islamistis­chen Gefährder“, sagte eine Sprecher des NRW-Innenminis­teriums.

Die Vorsitzend­e des Bundestags-Innenaussc­husses, Andrea Lindholz (CSU), stellte im Fall Lübcke eine Sondersitz­ung des Gremiums in Aussicht. „Aktuell gehe ich davon aus, dass wir in der kommenden Woche vor der regulären Sitzung des Innenaussc­husses eine Sondersitz­ung machen können“, sagte sie unserer Redaktion. „Dazu einladen würden wir das Innenminis­terium, das BKA, den Verfassung­sschutz und die Bundesanwa­ltschaft.“

Lindholz erwartet von der Sitzung Aufklärung: „Sie sollten uns auf den aktuellen Stand bringen, soweit das im Rahmen der laufenden Ermittlung­en möglich ist“, sagte die CSU-Politikeri­n. Eine zentrale Frage sei, ob der mutmaßlich­e Täter auch zu einem rechtsterr­oristische­n Netzwerk gehört habe.

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