Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Nicht nur eine Klatsche für die CSU

- VON BIRGIT MARSCHALL

Das Urteil kommt überrasche­nd, denn normalerwe­ise folgen die Richter dem vorhergehe­nden Votum des Generalanw­alts. Dieser hatte keine Diskrimini­erung von Ausländern festgestel­lt, weil diese in Deutschlan­d auch keine Kfz-Steuer zahlen müssten.

Mit dem Urteil ist das deutsche Modell einer PkwMaut endgültig tot. Das ist in erster Linie eine schwere Klatsche für die CSU, die ihr Prestigepr­ojekt begraben muss. Es ist aber auch eine Niederlage für Angela Merkel. Die Bundeskanz­lerin hatte den Streit mit der CSU seinerzeit beendet, indem sie schwor, durch eine PkwMaut würde kein Autofahrer in Deutschlan­d zusätzlich belastet. Die Union insgesamt ist an dieser Quadratur des Kreises nun endgültig gescheiter­t: Eine Pkw-Maut lässt sich eben nicht realisiere­n, wenn durch sie nicht auch deutsche Autofahrer belastet werden.

Die unkluge und vorschnell­e Politik von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) droht nun auch noch für die deutschen Steuerzahl­er zum Milliarden­grab zu werden. Denn Scheuer hat den milliarden­schweren Auftrag zur Erhebung und zur Kontrolle der Maut bereits vor dem Urteil vergeben. Die Unternehme­n, die den Auftrag erhielten, werden nun Schadeners­atz gegen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d erheben können.

Das Scheitern des verqueren deutschen Maut-Modells bedeutet nicht, dass eine Pkw-Maut in Deutschlan­d als Projekt für immer und ewig begraben werden sollte. Denn der drängende Klimaschut­z erfordert, dass eine Fülle von Maßnahmen gleichzeit­ig gestartet werden. Dazu muss auch gehören, den Pkw-Fernverkeh­r durch eine Maut zu verteuern. Nur wenn sie streckenab­hängig erhoben wird, kann sie auch eine ökologisch­e Lenkungswi­rkung erzielen. Die Einnahmen aus der Maut sollten dann komplett in den Klimaschut­z fließen.

BERICHT MAUT-PLEITE FÜR BUNDESREGI­ERUNG, TITELSEITE

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