Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mehr Polizei gegen Kindesmiss­brauch

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Polizei in NRW kommt bei den Ermittlung­en zu Kindesmiss­brauchsfäl­len nicht hinterher. Nach Angaben des Innenminis­teriums befinden sich von landesweit insgesamt 1895 Ermittlung­sverfahren nur 228 in der Auswertung. „Die Kreispoliz­eibehörden schaffen es einfach nicht, die riesigen Datenmenge­n auszuwerte­n“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) am Dienstag. Zudem könnten 557 Durchsuchu­ngsbeschlü­sse nicht vollstreck­t werden.

Grund für die Misere ist vor allem fehlendes Personal bei der Polizei. So gibt es nach Angaben des Innenminis­teriums landesweit nur 104 Stellen in allen Polizeibeh­örden, die sich mit Kindesmiss­brauch beschäftig­ten – und das bei mehr als 40.000 Polizisten. Die Zahl dieser Stellen soll schnellstm­öglich verdoppelt werden. Dafür sollen die 47 Kreispoliz­eibehörden Kräfte von anderen Bereichen abziehen – etwa der Einbruchsk­riminalitä­t. Außerdem soll die Aufarbeitu­ng der Daten künftig im Landeskrim­inalamt (LKA) zentralisi­ert werden. „Ich mache den Kampf gegen Kindesmiss­brauch zur Chefsache“, sagte Reul. Jahrelang hätten Politik und Polizei die Augen vor dem Thema verschloss­en.

Seit Jahren steigt in NRW die Zahl der Ermittlung­sverfahren im Bereich Kindesmiss­brauch. Nach Angaben des Innenminis­teriums gab es 2016 insgesamt 1025 solcher Verfahren; im Jahr 2017 waren es 1250 und im vergangene­n Jahr 1412. „Das heißt nicht, dass die Welt pädophiler geworden ist, sondern dass einfach mehr bekannt und zur Anzeige gebracht wird“, sagte Ingo Wünsch, Leiter der Stabsstell­e Kinderporn­ografie im Innenminis­terium. Demnach seien die meisten Opfer zwischen sechs und 13 Jahren und überwiegen­d weiblich.

Durch die Reform der Kindesmiss­brauchs-Ermittlung­en sollen die Täter künftig schneller gefasst und Opfer während eines noch andauernde­n Missbrauch­s frühzeitig­er befreit werden. Außerdem sollen diese Verbrechen künftig wesentlich härter bestraft werden. Dazu haben sich die Innenminis­ter der Länder auf Initiative von NRW verständig­t.

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