Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Einfach mal in Farben schwelgen
Der Düsseldorfer Jörn Stoya zeigt in Leverkusen seine Bilder neben Yves Klein, Rauschenberg und Warhol.
LEVERKUSEN Für manchen Künstler mag es ein Traum sein, seine Bilder einmal neben Werken von Weltberühmtheiten zu zeigen. Andere werden es als Alptraum empfinden, sich solch einem Wettbewerb zu stellen. Der Düsseldorfer Jörn Stoya, Jahrgang 1957, zählt weder zur einen noch zur anderen Sorte. Im Leverkusener Museum Morsbroich hat er für die Ausstellung „Alles Farbe!“eine Reihe von Arbeiten aus der Sammlung des Hauses ausgewählt und eigene Bilder vermittelnd dazwischengehängt, zusammen mit den beiden Kuratoren des Museums, Fritz Emslander und Stefanie Kreuzer. Und siehe da: Yves Klein, Robert Rauschenberg, Andy Warhol und etliche andere erstrahlen in neuem Licht.
Auch wer das nicht so sieht und die Schau allein als frühlingshaftes Lob der Farbe versteht, wird seine Freude daran haben. Denn wieder einmal zeigt sich, wie vorausschauend und gewinnbringend die frühen Direktoren dieses Museums Kunst erworben haben. Im ersten Saal verbinden sich zwei ungegenständliche, farbintensive Bilder von Stoya mit einem schwarzen Mobile des Amerikaners Alexander Calder und einem Gemälde von Yves Klein in dessen typischem Blau.
Stoya, einstiger Schüler von Gotthard Graubner an der Düsseldorfer Akademie, hat die meisten seiner in den zurückliegenden beiden Jahren entstandenen Bilder nicht eigens für diese Schau geschaffen, sondern sie so aus seinem Depot ausgewählt, dass ihre Farben sich in den Arbeiten der anderen Künstler wiederholen. Er arbeitet weder mit Ölfarbe noch mit Acryl, sondern mit Pigmenten. Das heißt, er kommt ohne Bindemittel aus. Seine durchweg ungemischten Farben werden auf dem Untergrund lediglich fixiert.
Wahrscheinlich wäre „Alles Farbe!“auch ohne Stoyas Vermittlungstätigkeit ausgekommen, doch schaden kann sie nicht. Im oberen Stockwerk drängen sich zwei Stoyas zwischen ein orangefarbenes Quadrat von Josef Albers, eine Kleinplastik von Norbert Kricke und einen untypischen, von Indien inspirierten Robert Rauschenberg. In einem weiteren Raum quetscht sich Stoya zwischen einen hohen Baselitz und eine Kleinplastik der Britin Barbara Hepworth. Zu großer Form läuft er auf, wo er Andy Warhols wandfüllenden „Flowers“von 1970, zehn Farbserigrafien auf Papier, etwas entgegensetzt.
Gutgelaunt verlässt man den Farbzauber, um sich zwei weiteren Ausstellungen zuzuwenden. Die kleinere stellt Leihgaben der Stiftung Kunst im Landesbesitz vor. Dabei handelt es sich um die einstige Kollektion der havarierten Westdeutschen Landesbank. Zu sehen sind Arbeiten von Robert Motherwell und Thomas Schütte.
Als Anhängsel der Farbschau könnte man „Paco Knöller – Zeichnungen und Holzschnitte 19892018“begreifen. Auch sie bietet große Farbtupfer, doch herrscht das filigrane, schwarz-weiße Kleinformat vor. Der in Berlin lebende 68-jährige Künstler, wie Stoya Absolvent der Düsseldorfer Akademie, deutet in Umrissen Körperteile an, scheint auch Motive aus der Natur zu umspielen und den Betrachter in seine Innenwelt zu entführen. Große Kunst, recht unscheinbar.
Info Alle Ausstellungen bis 1. September im Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Straße 80, Leverkusen; Di.-So. 1117 Uhr