Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
1000 Euro pro Chemie-Mitarbeiter
Die Gewerkschaft IG BCE fordert Wahlfreiheit zwischen Geld und Freizeit.
HANNOVER (dpa) In den Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten der deutschen Chemieund Pharmabranche will die Gewerkschaft IG BCE Wahlmöglichkeiten zwischen Geld und Freizeit durchsetzen. Der Hauptvorstand beschloss am Dienstag die Forderung nach „spürbaren Lohnsteigerungen“, ohne eine Prozentzahl zu nennen. Künftig solle es ein persönliches „Zukunftskonto“in Höhe von jährlich 1000 Euro geben, über das jeder Mitarbeiter individuell verfügen könne. Neben der Umwandlung in zusätzliche freie Tage seien die direkte Auszahlung oder Nutzung für die Altersvorsorge denkbar.
Weiter fordert die IG BCE die Einrichtung einer bundesweit ersten tariflichen Pflegezusatzversicherung sowie eine Qualifizierungsoffensive zur Begleitung des digitalen Wandels. Die Versicherung soll der Arbeitgeber finanzieren und so die Finanzierungslücke zur gesetzlichen Vorsorge schließen. „Diese tarifpolitische Innovation soll unser Sicherheitsversprechen an die Beschäftigten sein“, erklärte IG BCE-Verhandlungsführer Ralf Sikorski. Er betonte, die Konjunktur sei zwar schwächer als in den vergangenen Jahren. „Aber Abschwung ist noch keine Krise.“Der Verteilungsspielraum sei da, um die geforderten Verbesserungen zu finanzieren.
Bei den Arbeitgebern stießen die Forderungen auf Skepsis. „Die Konjunktur steht kräftig auf der Bremse, tariflich können wir dann nicht aufs Gaspedal treten“, erklärte Klaus-Peter Stiller, Chef des Bundesarbeitgeberverbands Chemie. Für das Gesamtjahr rechnet die Branche mit Rückgängen bei Produktion und Umsatz. Zwar sei es ein positives Signal, dass die IG BCE die moderne Arbeitswelt gestalten will, meinte Stiller, betonte aber: „Das Gesamtbudget der Tarifrunde muss sich an der wirtschaftlichen Realität orientieren.“
„Abschwung ist noch keine Krise“Ralf Sikorski Tarifvorstand der IG BCE