Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Vapianos Bilanz ist rot wie Pastasauce
Zu schnell expandiert, zu lange Wartezeiten, weniger Gäste: Die Kölner Restaurantkette hat 2018 einen Verlust von 101 Millionen Euro gemacht. Nun will der neue Vapiano-Chef wieder kleine Brötchen backen.
KÖLN Auf die Bilanz muss man bei Vapiano noch länger warten als auf das Essen: Mehrfach hatte die Restaurantkette die Veröffentlichung verschoben, nun war es so weit. Doch die Bilanz ist rot wie Pasta-Sauce. 2018 machte die Kölner Kette unterm Strich einen Verlust von 101 Millionen Euro, mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Und das bei einem Umsatz von 372 Millionen Euro. So schnell wird Vapiano die roten Zahlen auch nicht verlassen: Erst 2021 erwartet der Vorstand wieder einen Gewinn. „Das vergangene Jahr war ein sehr enttäuschendes Jahr. Die bisherige, stark auf Expansion ausgerichtete Strategie hat nicht den erwünschten Erfolg erzielt“, räumte Cornelius Everke, seit Dezember Vapiano-Chef, ein.
Noch im Juli 2018 hatte sein Vorgänger Jochen Halfmann getönt, es laufe gar nichts schief, Verluste seien planmäßig und man wolle in dem Jahr bis zu 38 neue Restaurants eröffnen. Kurz darauf musste Halfmann gehen. Inzwischen ist klar, dass sich Vapiano mit seinen raschen Neueröffnungen verhoben hat, viele wurden Verlustbringer. Vapiano musste 2018 insgesamt fast 80 Millionen Euro abschreiben.
Und nicht einmal im Kerngeschäft läuft es rund: Immer mehr Kunden bleiben weg, ein Thema sind dabei die langen Wartezeiten, besonders während der Mittagszeit. „Obwohl unsere ersten Maßnahmen bereits greifen, sehen wir im ersten Quartal 2019 noch deutlich rückläufige Gästezahlen“, räumte Everke ein. An einer üppiger Bezahlung der Belegschaft kann die Misere nicht liegen. Nach Angaben von 2018 erhalten knapp 30 Prozent der „Vapianisti“, wie die Kette ihre Mitarbeiter hochtrabend nennt, den Mindestlohn.
Nun will Vapiano mit einer neuen Strategie das Ruder herumreißen: „Die Wartezeit soll insbesondere in der Mittagszeit reduziert und gleichzeitig die Atmosphäre in den Abendstunden durch entsprechende Vermarktungsmaßnahmen gesteigert werden“, kündigte Vapiano an. Zudem soll das Tempo der Neueröffnungen gesenkt werden. „Wir werden uns in den kommenden Jahren verstärkt auf unsere Profitabilität und vor allem auf unsere Kernmärkte konzentrieren“, versprach Everke. Die Kernmärkte sind unter anderem Deutschland, Österreich und Frankreich.
Ein Strategieschwenk ist dringend nötig. Der Cashflow schrumpfte im vergangenen Jahr auf gefährlich niedrige 9,3 Millionen Euro. Der Schuldenberg wuchs auf knapp 174 Millionen Euro an. Im Mai erhielt Vapiano nach zähen Verhandlungen dann wenigstens grünes Licht für neues Geld: Die finanzierenden Banken und die Großaktionäre gaben der angeschlagenen Kette verbindliche Kreditzusagen über rund 30 Millionen Euro. Die Anleger haben die anhaltenden Verluste und Gewinnwarnungen in die Flucht geschlagen. Die Aktie, die im Sommer 2017 mit 23 Euro an der Börse gestartet war, ist heute weniger als ein Drittel wert. Der Analyst von Kepler Cheuvreux, hatte unlängst erklärt, mit der Refinanzierung sei zwar ein großer Risikofaktor beseitigt, die Krise des Unternehmens sei aber noch lange nicht ausgestanden.
2015 hatte die Kette Schlagzeilen gemacht, weil Mitarbeiter angeblich abgelaufenes Fleisch und Gemüse eingesetzt hatten. Vapiano reagierte mit einem intensiven Kontrollsystem: Es gebe externe, interne und unangemeldete Kontrollen, hatte noch Halfmann versichert.
In der Zukunft soll alles wieder gut werden: „Gezielte Innovationen sollen die Vapiano-DNA konsequent stärken und das Gasterlebnis fortwährend verbessern“, teilte der Konzern mit. Die Anleger ließen die blumigen Ankündigungen kalt: Die Aktie verharrte bei sechs Euro.