Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Touristen klagen über schlechtes Internet in NRW
In den meisten Bundesländern bewerten die Gäste ihre Übernachtungen besser. NRWWirtschaftsminister Pinkwart will umsteuern.
DÜSSELDORF Rund 52 Millionen Übernachtungen verbrachten allein im vergangenen Jahr Gäste von auswärts in Nordrhein-Westfalen. Seit 2009 stieg die Zahl der Übernachtungen neun Jahre in Folge um insgesamt 28 Prozent. So heißt es in der Management-Zusammenfassung eines vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Gutachtens zu den Entwicklungspotenzialen des NRW-Tourismus, die unserer Redaktion vorliegt. Allerdings: Die Gäste sind mit ihrem Aufenthalt in Nordrhein-Westfalen im Schnitt nicht so zufrieden wie im Rest der Republik. Außerdem ist fast jede vierte Übernachtung in NRW geschäftlich motiviert – also nicht ganz freiwilliger Natur.
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte die Münchener „dwif“-Beratung mit der Untersuchung des Tourismus-Standortes NRW beauftragt. Seine neue Tourismus-Strategie will er am heutigen Mittwoch vorstellen. Pinkwart sagte unserer Redaktion: „Die neue Strategie soll dazu beitragen, die Wertschöpfung auch durch Qualitätssteigerung zu erhöhen, die Gästezufriedenheit zu verbessern und die unternehmerische Entwicklung im Bereich Tourismus weiter zu fördern.“
Unter anderem soll ein touristisches Datenmanagement aufgebaut werden: Informationen wie Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Veranstaltungstermine, Lage-Koordinaten bis hin zu Speisekarten sollen landesweit einheitlich aufbereitet und maschinenlesbar gemacht werden, so dass sie auch für Ausgabeformate wie Apps, Websites oder digitale Sprachassistenten genutzt werden können. Über ein zweites Projekt soll „die Metropolregion Köln-Düsseldorf-Ruhrgebiet international als attraktiver Standort für ein global mobiles, ambitioniertes kreatives Millieu positioniert werden“, wie es in den Unterlagen des Wirtschaftsministeriums heißt. Nach Informationen unserer Redaktion kostete das Gutachten rund 250.000 Euro. Vielleicht etwas viel für die gewonnenen Ergebnisse. Aber wenig gemessen an dem Milliardenmarkt, um den es geht.
So fand das Gutachten heraus: „Die Bruttowertschöpfung, die aus dem Tourismus resultiert, beläuft sich auf 25,1 Milliarden Euro und damit auf 4,6 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes.“Gleichzeitig seien 4,7 Prozent aller Erwerbstätigen direkt im Tourismus tätig. Nach jüngsten Zahlen des Dachverbandes „Tourismus NRW“hatten zuletzt über 400.000 Menschen Jobs in der NRW-Tourismus-Branche. Laut Verband entfielen im vergangenen Jahr die meisten Übernachtungen (7,7 Millionen) auf Köln und den Rhein-Erft-Kreis, gefolgt vom Teutoburger Wald und dem Ruhrgebiet (je 6,9 Millionen), dem Sauerland (6,8 Millionen) und Düsseldorf/Mettmann (5,9 Millionen).
15 Prozent aller bundesweiten geschäftlichen Übernachtungen entfallen auf NRW. Während bundesweit nur 51,78 Prozent aller Reisen an besondere Veranstaltungen wie Konzerte oder Sportturniere gebunden sind, machen solche Kurzreisen in Nordrhein-Westfalen drei Viertel aller Reisen in das Bundesland aus. Nur für jeden Fünften ist das Kunstund Kulturangebot ausschlaggebend für eine Reise nach NRW.
Aufholen muss das Land bei der Gästezufriedenheit. Mit der Metasuchmaschine „TrustYou“wertet die „diwf“regelmäßig die Internet-Beurteilungen von Nutzern zu Unterkünften auf relevanten Online-Portalen aus. Unzufriedener waren die Gäste demnach bundesweit nur in Berlin, Bremen, Hamburg und Hessen.
Ein Manko aus Sicht der Gäste ist die vergleichsweise schlechte Erreichbarkeit von Veranstaltungsorten in NRW. Beklagt wird auch ein Mangel an barrierefreien Angeboten sowie die Infrastruktur im ländlichen Raum, womit ausdrücklich auch das schwache Breitbandangebot gemeint ist. Hohes Ansehen genießt hingegen das Rad- und Wanderwegenetz in NRW.