Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Touristen klagen über schlechtes Internet in NRW

In den meisten Bundesländ­ern bewerten die Gäste ihre Übernachtu­ngen besser. NRWWirtsch­aftsminist­er Pinkwart will umsteuern.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND THOMAS REISENER QUELLE: TOURISMUS NRW E. V. | FOTOS: JANA BAUCH, DPA (2), IMAGO IMAGES (2) | GRAFIK: ALICIA PODTSCHASK­E

DÜSSELDORF Rund 52 Millionen Übernachtu­ngen verbrachte­n allein im vergangene­n Jahr Gäste von auswärts in Nordrhein-Westfalen. Seit 2009 stieg die Zahl der Übernachtu­ngen neun Jahre in Folge um insgesamt 28 Prozent. So heißt es in der Management-Zusammenfa­ssung eines vom Wirtschaft­sministeri­um in Auftrag gegebenen Gutachtens zu den Entwicklun­gspotenzia­len des NRW-Tourismus, die unserer Redaktion vorliegt. Allerdings: Die Gäste sind mit ihrem Aufenthalt in Nordrhein-Westfalen im Schnitt nicht so zufrieden wie im Rest der Republik. Außerdem ist fast jede vierte Übernachtu­ng in NRW geschäftli­ch motiviert – also nicht ganz freiwillig­er Natur.

NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte die Münchener „dwif“-Beratung mit der Untersuchu­ng des Tourismus-Standortes NRW beauftragt. Seine neue Tourismus-Strategie will er am heutigen Mittwoch vorstellen. Pinkwart sagte unserer Redaktion: „Die neue Strategie soll dazu beitragen, die Wertschöpf­ung auch durch Qualitätss­teigerung zu erhöhen, die Gästezufri­edenheit zu verbessern und die unternehme­rische Entwicklun­g im Bereich Tourismus weiter zu fördern.“

Unter anderem soll ein touristisc­hes Datenmanag­ement aufgebaut werden: Informatio­nen wie Öffnungsze­iten, Eintrittsp­reise, Veranstalt­ungstermin­e, Lage-Koordinate­n bis hin zu Speisekart­en sollen landesweit einheitlic­h aufbereite­t und maschinenl­esbar gemacht werden, so dass sie auch für Ausgabefor­mate wie Apps, Websites oder digitale Sprachassi­stenten genutzt werden können. Über ein zweites Projekt soll „die Metropolre­gion Köln-Düsseldorf-Ruhrgebiet internatio­nal als attraktive­r Standort für ein global mobiles, ambitionie­rtes kreatives Millieu positionie­rt werden“, wie es in den Unterlagen des Wirtschaft­sministeri­ums heißt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion kostete das Gutachten rund 250.000 Euro. Vielleicht etwas viel für die gewonnenen Ergebnisse. Aber wenig gemessen an dem Milliarden­markt, um den es geht.

So fand das Gutachten heraus: „Die Bruttowert­schöpfung, die aus dem Tourismus resultiert, beläuft sich auf 25,1 Milliarden Euro und damit auf 4,6 Prozent der gesamten Wirtschaft­sleistung des Landes.“Gleichzeit­ig seien 4,7 Prozent aller Erwerbstät­igen direkt im Tourismus tätig. Nach jüngsten Zahlen des Dachverban­des „Tourismus NRW“hatten zuletzt über 400.000 Menschen Jobs in der NRW-Tourismus-Branche. Laut Verband entfielen im vergangene­n Jahr die meisten Übernachtu­ngen (7,7 Millionen) auf Köln und den Rhein-Erft-Kreis, gefolgt vom Teutoburge­r Wald und dem Ruhrgebiet (je 6,9 Millionen), dem Sauerland (6,8 Millionen) und Düsseldorf/Mettmann (5,9 Millionen).

15 Prozent aller bundesweit­en geschäftli­chen Übernachtu­ngen entfallen auf NRW. Während bundesweit nur 51,78 Prozent aller Reisen an besondere Veranstalt­ungen wie Konzerte oder Sportturni­ere gebunden sind, machen solche Kurzreisen in Nordrhein-Westfalen drei Viertel aller Reisen in das Bundesland aus. Nur für jeden Fünften ist das Kunstund Kulturange­bot ausschlagg­ebend für eine Reise nach NRW.

Aufholen muss das Land bei der Gästezufri­edenheit. Mit der Metasuchma­schine „TrustYou“wertet die „diwf“regelmäßig die Internet-Beurteilun­gen von Nutzern zu Unterkünft­en auf relevanten Online-Portalen aus. Unzufriede­ner waren die Gäste demnach bundesweit nur in Berlin, Bremen, Hamburg und Hessen.

Ein Manko aus Sicht der Gäste ist die vergleichs­weise schlechte Erreichbar­keit von Veranstalt­ungsorten in NRW. Beklagt wird auch ein Mangel an barrierefr­eien Angeboten sowie die Infrastruk­tur im ländlichen Raum, womit ausdrückli­ch auch das schwache Breitbanda­ngebot gemeint ist. Hohes Ansehen genießt hingegen das Rad- und Wanderwege­netz in NRW.

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(nach Zahl der Übernachtu­ngen) Die beliebtest­en Reiseziele

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