Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Zalandos Retouren-Problem trifft auch Mönchengla­dbach

- VON FLORIAN RINKE

MÖNCHENGLA­DBACH Retouren gehörten bei Zalando schon immer zum Geschäft, das wurde den Kunden von Anfang an über die Werbung eingetrich­tert: „Schrei vor Glück oder schick es zurück“lautete die Botschaft, deren zweiter Teil irgendwann gestrichen wurde. Zu sehr wollte man dann doch nicht mit der kostenlose­n Rücksendun­g werben. Denn die war zwar einerseits Teil des Service-Verspreche­ns, anderersei­ts aber auch ein Problem: Auch mehr als zehn Jahre nach der Gründung wird noch immer jedes zweite Paket bei Zalando zurückgesc­hickt.

Um die Retouren in Deutschlan­d will sich das Unternehme­n in Zukunft allerdings nicht mehr selbst kümmern. Die Abwicklung soll in den Logistikze­ntren in Erfurt, Lahr und Mönchengla­dbach an Drittanbie­ter ausgelager­t werden. Die knapp 570 Mitarbeite­r an den drei Standorten, die einen unbefriste­ten Vertrag haben, sollen in andere Abteilunge­n wechseln, teilte Zalando mit. Es habe keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n gegeben.

Eine Sprecherin begründet den Schritt mit der Vereinfach­ung der Prozesse. Die „Wirtschaft­swoche“berichtet allerdings, dass intern von einer Sparmaßnah­me die Rede sei.

Das große Problem ist für Zalando: Der Händler hat seine Kunde über Jahre hinweg dazu erzogen, immer mehr zu bestellen – es kostet ja nichts und wenn es nicht gefällt, schickt man es eben einfach wieder zurück. Bestellten Kunden 2017 im Schnitt noch 3,9 Mal im Jahr, waren es im vergangene­n Jahr bereits 4,4 Bestellung­en. Gleichzeit­ig werden die Warenkorbg­rößen jedoch immer kleiner. Dadurch steigt der Anteil der Logistikko­sten pro Paket – was gerade in Zeiten, in denen die Geschäfte schwierige­r werden, zum Problem wird. Das Unternehme­n muss effiziente­r werden, um wieder mehr Marge zu erzielen.

„Do more with less“lautete daher zuletzt intern die Losung. Außerhalb Deutschlan­ds wird die Logistik nahezu ausschließ­lich von Dienstleis­tern übernommen – inklusive Retourenab­wicklung. Unternehme­nskenner sagen aber, dass Zalando bislang zumindest in Deutschlan­d weiterhin daran festhielt, diese selbst zu machen, um eine gewisse Teilkompet­enz in diesem Bereich zu behalten. Das half in der Vergangenh­eit auch dabei, den Dienstleis­tern Prozessvor­gaben zu machen.

Dass man von dieser Strategie nun abrückt, dürfte gleichzeit­ig aber auch mit einem weiteren Problem zu tun haben: Es wird für Zalando und Co. immer schwerer, ausreichen­d Mitarbeite­r zu finden. Der Online-Handel wächst schneller als das Angebot an Arbeitskrä­ften. Gleichzeit­ig verspreche­n Anbieter bei immer mehr Bestellung­en eine immer schnellere Lieferung.

Die festangest­ellten Zalando-Mitarbeite­r werden daher laut einer Sprecherin in Zukunft unter anderem auch im In- und Outbound eingesetzt, also den Bereichen, wo die angeliefer­ten Waren einsortier­t oder versandt werden.

Bei Zalando hofft man offenbar, so effiziente­r zu werden und gleichzeit­ig an dem Retourenko­nzept festhalten zu können. Dabei gäbe es streng genommen auch eine andere Möglichkei­t, um die Quote zu senken: Man könnte die Rücksendun­g unattrakti­ver machen und einfach dem Kunden in Rechnung stellen.

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