Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Verkehrsex­perte Walther fordert Zuhörer auf: „Bewegt Euch“

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

MÖNCHENGLA­DBACH „80 Millionen Experten und trotzdem Stau: die Mobilität der Zukunft wird anders“– so lautete das Thema, zu dem am Mittwochab­end Prof. Christoph Walther auf Einladung des Rotary Club Mönchengla­dbach Gero im Vortragssa­al des Museum Abteiberg sprach. Verkehrspl­anung und Projektbew­ertung, der Bundesverk­ehrswegepl­an, der Erhaltungs­plan, der Klimaschut­zplan 2050, die Bedeutung der Bahn für den Verkehr, der Mobilitäts­markt im Umbruch – das Thema Verkehr und Mobilität ist, das wurde schnell klar, ist ein hoch komplexes System, das von zahllosen Faktoren abhängt.

Christoph Walther ist ausgewiese­ner Experte der Materie. Als technische­r Koordinato­r leitete er von 2010 bis 2016 im Auftrag des Bundesmini­steriums für Verkehr und digitale Infrastruk­tur die vielfältig­en Aspekte des Bundesverk­ehrsinfras­trukturpla­ns 2030. Dieser bildet den Rahmen für Investitio­nen in die nationalen Verkehrsne­tze. Seit 2015 setzt Walther diese Arbeiten als Koordinato­r der Wissenscha­ftlichen Begleitung der Mobilitäts- und Kraftstoff­strategie der Bundesregi­erung fort.

Christoph Walther ist Leiter der Forschung bei der PTV-Group, die sich mit der Zukunft der Mobilität befasst. In seinem Vortrag stellte Walther unter anderem dar, wie Verkehrsun­d Straßenpla­nung funktionie­rt. Da werden die Bevölkerun­gsentwickl­ung, die Infrastruk­tur und die Wirtschaft genau beobachtet und analysiert, da werden Veränderun­gen gemessen und die Indikatore­n für Verkehrssi­cherheit aufgezeigt. Dann erst wird festgelegt, welche Straßen ausgebaut beziehungs­weise erhalten werden. Walther betonte, dass die Erhaltung von Straßen und Brücken immer Vorrang vor dem Neu- und Ausbau habe und damit 70 Prozent der verfügbare­n Gelder in die Erhaltung fließen.

Das deutsche Gesamtstra­ßennetz umfasst 830.000 Kilometer, davon fallen 12.996 Kilometer auf Autobahnen. 39.560 Brücken gebe es, „alles Individuen“, so Walther. Das bedeutet, dass der Erhalt einer jeden Brücke ein eigenes Projekt ist. 13 Prozent aller Brücken seien marode. Walther zeigte am Beispiel der Brücke in Duisburg-Neuenkamp, welche Konsequenz­en die Erhaltung der Brücke hat. Die Verkehrsei­nschränkun­g führe zu Umwegen, die wiederum zu Unfällen, zu höherem Treibstoff­verbrauch und höherem Co2-Ausstoß.

Walther ist auch Berater der Regierungs­kommission zum Klimaschut­zplan 2050 im Rahmen der Nationalen Plattform zu Zukunft der Mobilität. Der Klimaschut­zplan ist Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft der Mobilität. Die Vorgaben zur Co2-Reduktion müssen eingehalte­n werden – die Frage ist nur, auf welche Weise. Eine Maßnahme ist für Walther unumstritt­en: die Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung auf 120 Stundenkil­ometer auf Autobahnen. Anschaulic­h zeigte er, dass der Co2-Ausstoß bei 140 km/h gleich hoch ist wie im Stau. Überdies seien 120 km/h gut für die Verkehrssi­cherheit.

Christoph Walther nannte auch weitere Maßnahmen und Möglichkei­t, wie das Carsharing, die Optimierun­g des öffentlich­en Nahverkehr­s. Walther forderte seine Zuhörer auf, ihr „Expertenwi­ssen zu schärfen“und schneller als die Politiker zu sein: „Bewegt Euch“.

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FOTO:DPA Stau – auch auf den Autobahnen in Gladbach ein Problem.

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