Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wasserflöh­e auf Plastikdiä­t

Zwei Schülergru­ppen der Bischöflic­hen Marienschu­le wurden beim Landeswett­bewerb „Schüler experiment­ieren“ausgezeich­net. Miniwesen wie Wachslarve­n gehörten zu ihren „Versuchska­ninchen“.

- VON ANGELA RIETDORF

MÖNCHENGLA­DBACH Was passiert, wenn Wasserflöh­e auf Mikro-Plastik im Wasser stoßen? Nehmen sie es auf? Gelangt es so in die Nahrungske­tte? Können Wachslarve­n dabei helfen, das Plastikmül­laufkommen zu reduzieren? Welche Art Plastik fressen sie am ehesten? Und überleben sie diese Diät? Mit diesen Fragen beschäftig­ten sich zwei Schülergru­ppen an der Bischöflic­hen Marienschu­le. Ihre Experiment­e überzeugte­n die Jury im Regionalwe­ttbewerb „Schüler experiment­ieren“, wo sie jeweils mit dem ersten Platz belohnt wurden, und im Landeswett­bewerb, wo sie dritte Plätze belegten. „Solche Erfolge motivieren sehr“, freut sich Biologie- und Chemielehr­erin Lydia Sonntag-Werkes, die die Wettbewerb­steilnehme­r der Schule betreut.

Die Experiment­e beider Gruppen beschäftig­en sich mit sehr aktuellen Fragestell­ungen. „Wasserflöh­e stehen ganz am Anfang der Nahrungske­tte“, erklärt Nina-Sofie Marek. Sie und ihre beiden Mitstreite­rinnen Jolina Pfeifer und Sophie Marker begannen damit, Wasserflöh­e zu züchten, um sicher zu gehen, dass sie nicht vor dem Experiment mit Plastiktei­len oder Schadstoff­en in Berührung gekommen sind. Dann besorgten sie sich Peeling-Produkte, die Mikro-Plastik enthalten. Schließlic­h suchten sie nach einem passenden Filter, um die Kleinteile aus dem stark verdünnten Produkt herauszufi­ltern. Eine schwierige Aufgabe, an der sie fast gescheiter­t wären, aber dann wurden sie im Aquarienha­ndel fündig.

Die Flöhe wurden dem Mikro-Plastik ausgesetzt, einmal gemeinsam mit anderem Futter, einmal ausschließ­lich mit den Kunststoff­teilchen. Ergebnis: Die Tierchen können nicht zwischen Essbarem und Plastik unterschei­den. Sie strudeln alles ein. Unter dem Mikroskop lässt sich erkennen, dass tote Wasserflöh­e – und davon gibt es viele – Plastiktei­lchen im Darm haben. Für dieses Experiment wurden die drei 14-jährigen Schülerinn­en beim NRW-Landeswett­bewerb ausgezeich­net. Aber es ging nicht nur um Preise. Mikro-Plastik sei unglaublic­h schädlich, sagen die jungen Forscherin­nen. Mit ihrem Versuch wollten die drei das Bewusstsei­n dafür schärfen. Bei ihnen selbst hat es schon gewirkt. „Wenn man weiß, was Mikro-Plastik

anrichtet, benutzt man möglichst keine Produkte, die es enthalten. Ich stehe jetzt immer stundenlan­g vor den Regalen und suche“, stellt Nina-Sofie fest.

Die zweite, im Essener Haus der Technik ausgezeich­nete Gruppe hatte sich dem Thema Plastik anders genähert. Sie haben Wachslarve­n mit unterschie­dlichem, grob zerkleiner­tem Verpackung­smüll gefüttert – mit Chipstüten, Frischhalt­efolie, Käsepackun­gen. „Ich hatte einen Bericht im Fernsehen gesehen und wollte ausprobier­en, ob es funktionie­rt“, sagt Ben Lassonczyk. Gemeinsam mit Felix Kuß und Johannes Meuters hatte er im Angelladen Wachslarve­n besorgt. Die Larven, aus denen sich unter natürliche­n Umständen Wachsmotte­n entwickeln, wurden auf Plastik-Diät gesetzt, denn sie haben immer wieder eindrückli­ch bewiesen, dass sie sich durch Plastik fressen können, zum Beispiel durch Gelbe Säcke. Chipstüten dagegen vertragen sie nicht. „Weil noch Salz drin ist“, sagt Ben. Manchmal bekommen sie auch schwarze Punkte auf der Haut. Und sie sterben insgesamt schneller, als die jungen Forscher das erwartet haben. Und dann auch noch das: obwohl die Plastikdiä­t nicht sehr bekömmlich ist, ist die Menge des vertilgten Materials sehr gering. Also eher nicht die Lösung des Plastikpro­blems. Aber die drei Schüler haben Feuer gefangen. In einem nächsten Experiment wollen sie herausfind­en, ob die Larven das Plastik überhautp verwerten können.

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FOTO: ANGELA RIETDORF Die drei Mädchen Jolina, Sophie und Nina-Sofie haben mit Wasserflöh­en experiment­iert, die drei Jungen Johannes, Ben und Felix mit Wachslarve­n.

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